Ansprache am 31.12.2024 in Hattingen Gemeinde Heilig Geist nach dem Jahresrückblick
Wir haben auf die Ereignisse im Jahr 2024 in der Gemeinde
Heilig Geist zurückgeblickt. Mit Dankbarkeit und mit vielen guten Wünschen geht
dieses Jahr zu Ende.
Viele andere Ereignisse haben dieses Jahr für jeden und jede
von uns geprägt, die eigentlich auch in einen Jahresrückblick gehören: im
persönlichen Umfeld, in der Familie und mit Freunden, im Beruf, im
gesellschaftlichen Umfeld in Deutschland und in Europa und weit darüber hinaus
die Konflikte und Entwicklungen in der Welt. Das alles betrifft uns und vieles
wäre zu nennen – aber das war jetzt hier konkret vor Ort der Jahresrückblick.
Warum ist es überhaupt wichtig einen Jahresrückblick zu
halten? Und dabei nicht nur auf die Ereignisse und Fakten, sondern auch auf die
persönlichen Erinnerungen, Gedanken und Gefühle, die sich damit verbinden, zu
schauen? Warum nicht einfach das alte Jahr abhaken und nach vorne schauen?
Dafür gibt es einen entscheidenden, geistlichen Grund.
Wir glauben, dass Gott in dieser Welt durch Jesus Christus
im Heiligen Geist wirkt und gegenwärtig ist, dass wir seiner Liebe in unserem
Leben begegnen und uns von ihr befreien und erlösen lassen können. Gott
begegnet uns in den Ereignissen, im Alltag, in den Erlebnissen. „In allem will
Gott Begegnung feiern.“ Deshalb ist es wichtig, die Ereignisse in seinem Licht
ehrlich anzuschauen.
Das bedeutet: Nicht nur einfach eine Liste zu erstellen, was
war gut, was war schlecht; sondern dazu auch wahrzunehmen, welche Gedanken und
Gefühle sich für mich persönlich mit den Ereignissen verbinden. Was hat dieses
oder jene Gespräch, was hat diese oder jene Begegnung bei mir ausgelöst? Kann
ich darin Spuren der Liebe Gott und seiner Gegenwart unter uns entdecken und
finden?
Nicht alles kommt von Gott und seinem Heiligen Geist. Es ist
gibt auch das andere, das uns am Guten hindert, das uns von der Liebe
wegbringt, das uns Angst macht, entfremdet, zum Bösen treibt. Aber es gibt eben
in allem auch das gute Wirken Gott, denn er ist in allem mächtig, manchmal
unscheinbar, verborgen, hilflos oder verdrängt.
Diesem Wirken Gottes auf die Spur zu kommen, es dankbar
wahrzunehmen und meine Antwort darauf zu geben, darin liegt der tiefere
geistliche Sinn eines Jahresrückblicks. Also: Nicht den Kontoauszug der guten
Taten kontrollieren, nicht eine To-Do-Liste abhaken, sondern in allem der
Gegenwart Gottes begegnen.
Vieles haben wir im vergangenen Jahr erreicht, vieles haben
wir im vergangenen Jahr nicht erreicht. Beides ist am Ende nicht entscheidend.
Wirklich froh und erfüllt wird unser Leben in dem Maße sein, in dem wir den
Willen Gottes tun, der uns Leben in Fülle schenkt und möchte, dass wir mit
seinem guten Geist mitwirken.
Entscheidend ist dieses Unterscheiden, damit wir uns von ihm
führen lassen! Das macht glücklich. Das gilt besonders in Zeiten der
Unsicherheit und der Veränderung, die wir gerade erleben. Umbrüche, weil das
Bisherige nicht mehr weitergeht, wo Neues gewagt werden muss, wo es auch bei
den Verantwortlichen in der Kirche an Leitung und geistlicher Führung mangelt
und vieles selbst vor Ort entschieden und gestaltet werden soll.
Unterscheiden und gut zurückschauen: wo habe ich Freude,
Liebe, Licht, Güte, kurz: Gottes guten Geist erlebt in den Begegnungen und
Ereignissen – und diesem guten Geist folgen, nicht vorauslaufen. Heute Abend
und im Neuen Jahr. Amen.
Anm.: „Die Kirche Heilig Geist in Hattingen-Winz-Baak [erbaut 1973; in der Kirche wurde ich gefirmt und habe meine Heimatprimiz gefeiert; C.M.] wird am Sonntag, 12. Januar 2025, außer Dienst gestellt. Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck feiert an diesem Tag um 11.30 Uhr die letzte Heilige Messe an der Denkmalstraße. In einer Prozession zieht die katholische Gemeinde danach zur evangelischen Kirche in Winz-Baak, die ihre neue Heimat in Form eines „ökumenischen Zentrums“ sein wird. Für das gesamte Gelände um das katholische Kirchgebäude, das ehemalige Pfarrhaus, das Gemeindeheim und die ehemalige Kindertagesstätte gibt es Pläne eines Investors. Der Investor plant den Rückbau und möchte auf dem Areal seniorengerechten Wohnraum entstehen lassen.“ (WAZ Hattingen 31.12.24, Seite 15)
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