Donnerstag, 18. April 2019

Ostern


Ostern

Gewürzt die Stille
mit dem Aroma von Olivenhainen,
gesättigt die Brust
mit Versäumnissen und Gerüchten,
bedrückte dich im Garten
die nächtliche Qual
bis aufs Blut.

Dann kamen sie, 
mit der Macht der Schwerter und der Gesetze,
die Nägel und die Verachtung,
bis dein junges Fleisch 
auf dem Holz durchbohrt war.

Schließlich bliebst du starr, 
losgebrochen vom Vater und vom Volk
in Verwirrung, 
deine leeren Überreste 
wurden in Leinen gesammelt, 
auf der Reise in Nichts,
reine Unmöglichkeit im Grab,
reduziert zu Stein auf Stein.

Wenn wir den Schlägen ausgeliefert werden,
bis ins Äußerste dessen, was wir sind,
brichst du auf in unserem stummen Fleisch,
Zärtlichkeit aus der Tiefen der Wunde,
wie ein Duft der Zukunft,
der allumfassenden Morgenröte,
der durch die Gitterstäbe
uns entgegenströmt.

Klein ist die menschliche Liebe,
wenn sie nicht
vom nächtlichen Schweigen
und den Tränen weiß!

Arm ist die menschliche Liebe,
wenn sie nicht 
aus verschlossenen Gräbern
und den Schweißtüchern
auferstand!

Wie kann man auferstehen,
ohne gestorben zu sein?
Wie kann man sterben,
ohne auferweckt zu sein?

Benjamín González Buelta SJ, Pascua, in: La Pascua de los sentidos, Editorial Sal Terrae 2013 - Übersetzung: Christian Modemann SJ

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