Montag, 24. Mai 2021

Bekehrung geschieht im Dialog

Videobotschaft von Papst Franziskus 

an die Teilnehmenden des online-Gebets „Pilgern mit Ignatius" anlässlich des Ignatiusjahres am 23. Mai 2021




Liebe Freunde!

Gerne schließe ich mich diesem Gebet zum Ignatianischen Jahr an, zum Fest der Bekehrung des heiligen Ignatius. Ich hoffe, dass alle, die sich von Ignatius und der ignatianischen Spiritualität inspirieren lassen, dieses Jahr wirklich als eine Erfahrung der Umkehr erleben können.

In Pamplona, vor 500 Jahren, wurden alle weltlichen Träume des Ignatius in einem Augenblick zerschlagen. Die Kanonenkugel, die ihn verwundete, veränderte den Lauf seines Lebens und den Lauf der Welt. Scheinbar kleine Dinge können wichtig sein. Diese Kanonenkugel bedeutete auch, dass Ignatius in seinen Lebensträumen scheiterte. Aber Gott hatte einen größeren Traum für ihn. Gottes Traum für Ignatius war nicht auf Ignatius zentriert. Es ging darum, den Seelen zu helfen. Es war ein Traum von Erlösung, ein Traum, in die ganze Welt hinauszugehen, begleitet von Jesus, demütig und arm.

Bekehrung ist eine tägliche Angelegenheit; sie geschieht selten ein für alle Mal. Ignatius' Bekehrung begann in Pamplona, aber sie endete dort nicht. Sein ganzes Leben lang bekehrte er sich, Tag für Tag, und das bedeutet: Sein ganzes Leben lang stellte er Christus ins Zentrum. Und er tat dies durch die Unterscheidung. Unterscheidung besteht nicht darin, es immer von Anfang an richtig zu machen, sondern darin, zu navigieren, einen Kompass zu haben, um sich auf den Weg machen zu können, der viele Kurven und Wendungen hat, aber uns immer vom Heiligen Geist leiten zu lassen, der uns zur Begegnung mit dem Herrn führt.

Auf dieser irdischen Pilgerreise begegnen wir anderen, so wie Ignatius es in seinem Leben tat. Diese anderen sind Zeichen, die uns helfen, den Kurs zu halten, und die uns einladen, uns jedes Mal aufs Neue zu bekehren. Es sind Geschwister, es sind Situationen - und Gott spricht auch durch sie zu uns. Lassen Sie uns auf andere hören. Lassen Sie uns in den Situationen lesen. Lasst uns Wegweiser für andere sein, auch wir zeigen den Weg Gottes. Bekehrung findet immer im Dialog statt, im Dialog mit Gott, im Dialog mit anderen, im Dialog mit der Welt.

Ich bete, dass alle, die sich von der ignatianischen Spiritualität inspirieren lassen, diesen Weg gemeinsam als ignatianische Familie beschreiten mögen. Und ich bete, dass viele andere den Reichtum dieser Spiritualität entdecken, die Gott Ignatius gegeben hat.

Ich segne Sie von Herzen, dass dieses Jahr wirklich eine Inspiration sein möge, in die Welt hinauszugehen, um Seelen zu helfen und alles neu zu sehen in Christus. Und auch eine Inspiration, sich helfen zu lassen. Niemand rettet sich selbst: Entweder wir werden in Gemeinschaft gerettet oder wir werden gar nicht gerettet. Keiner lehrt den anderen den Weg, nur Jesus hat uns den Weg gelehrt. Wir helfen uns gegenseitig, diesen Weg zu finden und zu gehen.

Und möge der allmächtige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist Sie segnen. Amen.

Übersetzung aus dem spanischen Original: Christian Modemann SJ 

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