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Predigt 34. Sonntag im Jahreskreis B, Christkönig 2024 | Hamburg
Les: Dan 7,2a.13b-14; Offb 1,5b-8; Joh 18,33b-37
Vor einer Woche, am 17. November 2024, wurde Max Josef Metzger in Freiburg selig gesprochen. Er starb vor 80 Jahren im Gefängnis der NS-Justiz in Brandenburg-Görden durch die Enthauptung. Dem Todesurteil vorangegangen war ein Prozess gegen ihn vor dem Berliner Volksgerichtshof. Er wurde verurteilt wegen Hochverrats und Einsatz für den Frieden und für die Völkerverständigung.
Max Josef Metzger, 1887 in Schopfheim bei Lörrach im Bistum Freiburg geboren, studierte Theologie und wurde Diözesan-Priester. Sein Einsatz als Feldgeistlicher im ersten Weltkrieg und die Erfahrungen dort von der Grausamkeit des Krieges und dem „nutzlosen Blutvergießen auf den Schlachtfeldern“ führten ihn dazu, sich für die Völkerverständigung in Europa einzusetzen.
Er gründete 1918 den Friedensbund deutscher Katholiken, der sich „Weltfriedensbund vom weißen Kreuz“ nannte, nach dem weißen Kreuz auf der heiligen Hostie. Dieser Bund wollte an der Versöhnung und Verständigung der Menschheit durch geistliche Erneuerung des ganzen Menschen arbeiten.
„Metzgers Grundeinsicht lautete, dass es Frieden nur dann gibt, wenn sich die Menschen ändern. Deswegen achtet er auf den Friedenskongressen nicht nur darauf, auf welche Bedingungen für Frieden zwischen Staaten man sich einigte, sondern auch, ob man ein Wort über die geistige Notlage der Menschen verlor.“ (Henze, 34)
Die politischen Erfahrungen in der Weimarer Republik, die Erkenntnis, dass die deutschen Generäle die Reichstagsresolution nicht achteten, der Versailler Vertrag kein Friedensvertrag war und alle Länder weiter aufrüsteten, ließen ihn auf dem Internationalen Kriegsdienst-Gegner-Tag 1929 in Den Haag sagen, dass der gerechte Krieg, „wenn es ihn je gegeben hat, jedenfalls heute nur noch in der Theorie existiert. Dass der Krieg, wie er heute in Frage kommt, infolgedessen ohne Einschränkung ein Verbrechen genannt werden kann, den man mit allen nur möglichen Mitteln entgegen gesteuert werden muss.“
Nottue, den modernen Götzenstaat seines Götzentums zu entkleiden und ihn auf seine natur-rechtlich gegebenen Gewalten und Rechte zu beschränken, wozu auch die Abschaffung der allgemeinen Kriegsdienst-Pflicht gehöre. Den „radikalen Aktivismus“ für den Frieden und gegen den Krieg müsse die Friedensbewegung auf sich nehmen, „aus der Überzeugung von der göttlichen Kraft heiliger Gewaltlosigkeit im Dienst des Reiches Gottes aus der heiligen Entschlossenheit, zur Verwirklichung dieses Reiches Gottes auf der ganzen Linie. Das ist es, was den Frieden bringt, dieser Geist der letzten persönlichen Selbstaufopferung, auch um den Preis des eigenen Lebens, wie in Christus am Kreuz zahlte“, so Max Josef Metzger im Jahr 1929.
Diese Überzeugung, Entschlossenheit und Selbstaufopferung verlangte er von sich selbst. Um wirksam zu werden, musste diese Überzeugung aber Kreise ziehen. Daher sein Bemühen um Verbündete.
Geistesverwandte fand Metzger in der ökumenischen Bewegung. Wenn der Frieden geistig vorbereitet werden muss und das Vorbild und die Ressourcen dafür im Christentum liegen, dann lag es für Metzger nahe, dass Christinnen und Christen gemeinsam auftreten und den Streit zwischen den Konfession beilegen müssten. So nahm er an den ökumenischen Versammlungen jener Zeit teil und vertrat der Überzeugung, dass alle Menschen, die ihrem Gewissen folgen und gut zu leben, versuchten, bereits in einer unsichtbaren Form mit der Kirche Christi verbunden sein.
Er gehörte zur Gründungsgeneration der „Una-Santa-Bewegung“, die damals von der katholischen Kirche noch nicht unterstützt wurde.
Er gründete eine Missionsgesellschaft, eben jene „Missionsgesellschaft vom weißen Kreuz“, ein Säkular-Institut, d.h. einen damals neuen Typ gemeinschaftlichen religiösen Lebens. Einerseits schloss sie diese Gesellschaft an die die damals zeitgenössischen Frömmigkeits¬formen an, andererseits wurde sie mit einem neuen Blick auf die Welt verknüpft.
Die Verehrung der Hostie, der weißen Hostie mit dem weißen Kreuz, bzw. die Eucharistie-Frömmigkeit verband er mit dem Christus-König-Gedanken, also dem Bewusstsein in der Welt mithelfen zu dürfen, dass Jesus Christus in allem herrscht.
Nach der Einführung des Christkönigfestes durch Papst Pius XI. 1925, also von nun bald 100 Jahren, wurde folgerichtig die „Missionsgesellschaft vom weißen Kreuz“ 1927 umbenannt in „Christ-Königs-Gesellschaft“. Sie gibt es bis heute als Säkularinstitut in Meitingen bei Augsburg.
Das Leben der Christ-Königs-Gesellschaft wurde genährt durch Anregungen aus der Bibel¬bewegung und der liturgischen Bewegung. Metzger war überzeugt, dass das gemeinsame Lesen der Heiligen Schrift und die Aussprache darüber am ehesten zur Innerlichkeit führen - und erst aus wahrer Innerlichkeit erwächst bekanntlich, fruchtbares Apostolat.
In der in der Christ-Königs-Gesellschaft angeregte Christ-Königs-Verehrung, standen drei Glaubens-Einsichten im Zentrum:
1. Christus ist der eigentliche Herrscher der Welt, nicht die scheinbar Mächtigen.
2. Christus ist gegenwärtig in der Liturgie der Eucharistie.
3. Christus wirkt und regiert in meinem alltäglichen Leben.
Diese drei Gedanken, wenn sie tatsächlich im Leben ergriffen und angenommen werden, setzen eine große Kraft frei. Viele Menschen aus dieser Zeit setzten sich für den Frieden und die Völkerverständigung ein, einige taten es aus dieser Motivation und aus dieser Spiritualität.
Was bedeutet das für uns heute – fast 100 Jahre nach der Einführung des Hochfestes in der ganzen römisch-katholischen Kirche?
1/ Wenn Christus der eigentliche Herrscher der Welt ist, dann bedeutet das Fest Christkönig keine Absage an die politische Form Demokratie, sondern dann geht es eigentlich darum, dass sich niemand an die Stelle Gottes setzen darf, auch kein Politiker.
2/ Dann bedeutet das Fest Christkönig, dass das Zentrum unseres Glaubens die Gegenwart des Herrn in seiner Kirche, aber auch in der Welt ist, in meinem alltäglichen Leben ist - und dass alles in meinem Leben durch seine Weise des Herrschens und des Dienens geprägt sein soll.
Mögen wir uns dieser Gegenwart des Herrn immer wieder bewusst werden! Der Herr ist da!
Zitate und Anregungen aus: Barbara Henze, Zeuge einer anderen Welt. Zur Seligsprechung von Max Josef Metzger, in HK 11/2024, S. 33-36.
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