Montag, 22. Dezember 2025

Zeichen

 

Imagen de San José dormido. | Crédito: Jeffrey Pioquinto SJ / CC BY 2.0

Predigt Vierter Adventssonntag 2025 – Zeichen

Les: Jes 7, 10–14; Röm 1, 1–7; Mt 1, 18–24

Vor zwölf Jahren, im Februar 2013, wurde Jorge Bergoglio in einer dramatischen Situation der Kirche zum Papst gewählt: Der Vorgänger war zurückgetreten! Die Wahl fand wenige Tage vor dem Fest des heiligen Josef statt. Reiner Zufall? Er wurde am Fest des heiligen Josef eingesetzt. Für Papst Franziskus war es kein Zufall. Er sah darin ein Zeichen. Der heilige Josef sollte das Vorbild für seine Weise der Amtsführung sein: Der aufmerksam sorgende Beschützer, der stille Begleiter, und vor allem auch: der Träumer!

Papst Franziskus erzählte manches Mal, dass auf seinem Schreibtisch die Figur des heiligen Josef zu finden sei, der schlafende Josef, hingestreckt, noch die Sandalen an den Füßen, nur ein Bündel als Kopfkissen, mit einem Mantel bedeckt. Er schiebe ihm manches Gebetsanliegen unter, so sagte er oft.

Der Glaube braucht Zeichen, Signale einer lebendigen Beziehung! So wie es in einer Freundschaft immer mal wieder kleine Zeichen der Aufmerksamkeit braucht, der andere oder die andere sieht mich, ich selbst bin gemeint!

Zeichen oder manche sagen auch Wunder: „An Wundern scheiden sich die Geister. Manche wollen sie überall sehen, andere nirgendwo. Die Bandbreite der menschlichen Erfahrung oder nicht Erfahrung ist groß.“ (Vorwort, Jesuiten 4/2025). Und von Zeichen und Wundern ist eben auch heute in den biblischen Texten die Rede.

Die Lesung aus dem Buch der Propheten Jesaja erinnert an eine konkrete, historische Situation im Jahr 734 v. Chr. Das Königreich Juda ist bedroht, weil König Ahas, der König von Juda, eine unheilvolle Allianz mit dem König von Assur eingehen wollte, gegen die Nachbarn, die Königreiche Syrien und Israel. Trotz der Warnung des Propheten Jesaja geht Ahas diese Allianz ein. So kommt es zum Krieg, den Ahas zwar gewinnt; dafür wird Juda aber für lange Zeit zum Vasallen des assyrischen Reiches.

Es geht also gerade um die Frage, ob König Ahas auf Gott vertrauen will, oder ob er lieber mit dem mächtigen Assyrer gemeinsame Sache machen will, um zu gewinnen. Von dieser Entscheidung steht der König und der Prophet erzählt, dass Gott dem König in dieser Situation gesagt habe, er solle um ein Zeichen bitten. Nach dem Motto: wenn du schon nicht aus dir selbst heraus auf Gott und seine Hilfe für dein Volk vertrauen kannst, dann bitte doch um einen Hinweis darauf, dass sich dieses Vertrauen lohnt. Erbitte dir ein Zeichen!

Doch Ahas ist neunmalklug und sagt: ich werde um nichts bitten und den Herrn nicht versuchen. Er zitiert dabei die Bibel gegen Gott. Denn es steht im Gesetz des Moses ja tatsächlich: „Du sollst den Herrn, deinen Gott nicht auf die Probe stellen!“ (vgl. Mt 4,7; vgl. Dtn 6,16.) Aber darum geht es ja gar nicht darum, Gott auf die Probe zu stellen. Die Bitte um ein Zeichen ist keine Versuchung Gottes, sondern eben eine Bitte. Doch Ahas will nicht verstehen (Jes 7,12).

Die Antwort und die Klage des Propheten sind deutlich. „Genügt es euch nicht, Menschen zu ermüden, dass sie auch noch meinen Gott ermüdet?“ (Jes 7,13) Das politische Herumgeeiere, die Anbiederung an die Mächtigen, das mangelnde Vertrauen ermüdet die Menschen.

Ja, es ermüdet die Menschen, wenn es keine Orientierung an Gott und seinen Geboten mehr gibt; wenn alle meinen, dass sie ihr Leben nur sich selbst verdanken und sich in jedem Moment ihre eigene Identität selbst geben müssen. Es ermüdet die Menschen, wenn die Regierenden nicht integer sind, sondern an ihre eigene Macht denken. Es ermüdet die Menschen, wenn das Wort „Gott“ zwar im Munde geführt wird, aber das eigene Ego im Zentrum steht.

Und es ermüdet Gott, so der Prophet, wenn dann das mangelnde Vertrauen auf Gott auch noch mit Besserwisserei gegenüber Gott einhergeht; wenn sein Angebot für die Bitte um ein Zeichen abgelehnt wird. Ob unsere Gesellschaft vielleicht deshalb so müde geworden ist, weil wir Gott möglichst aus unserem Leben heraushalten wollen?

Nun, Gott lässt sich nicht einfach kaltstellen, aber er zwingt die Menschen auch nicht, sondern: er gibt ein Zeichen. Hallo Mensch, bist du noch da? Bist du offen für meine Weisung?

Das Zeichen ist das Kind der Jungfrau. „Sie wird ihm den Namen Immanuel geben.“ (Jes 7,14). Historisch gesehen, wurde diese Verheißung auf eine der Frau des Ahas bezogen, die ein Kind bekam und ihm den Namen Hiskija gab. König Hiskija regierte das Land weise, weil er tatsächlich, anders als König Ahas, auf Gott vertraute, d.h. Gott nicht in seinem Leben außenvor ließ.

Matthäus deutet die Verheißung des Propheten Jesaja im Blick auf die Geburt Jesu. Josef hört sie im Traum, diese Weissagung aus einer anderen Zeit.

In dieser Situation ist es genauso wie damals: Gott zwingt Josef nicht, sondern er ermutigt ihm. „Fürchte dich nicht!“. Trau dich. Gott gibt ihm ein Zeichen, dass er auf die Beziehung zu Gott vertrauen kann, egal, was passiert.

Und es ist ziemlich viel passiert, dem armen Josef. Seine junge Verlobte erwartet ein Kind, aber er weiß sicher, dass es nicht von ihm ist. Ehebruch noch vor der Hochzeitsnacht, eine ziemlich beschämende Situation für beide. Doch Josef war gerecht, d.h. er achtete das Gesetz und konnte den Ehebruch nicht einfach akzeptieren. Doch er wollte Maria auch nicht bloßstellen, denn er war menschlich, gütig. So blieb ihm scheinbar nur eine Wahl, nämlich sich in aller Stille von ihr zu trennen.

Und da kommt dieser Traum ins Spiel, eben dieses Zeichen in seinem Leben. Er vertraut Gott, und er vertraut dem Zeichen, dass eben dieses Kind etwas ganz Besonderes ist, vom Heiligen Geist, der Erlöser von Sünde, der Retter für das Volk.

So ein Vertrauen auf Gott macht nicht müde, im Gegenteil ist belebt, es lässt Josef wach werden und für Maria sorgen und für das Kind die Rolle des Vaters, des Beschützers, des liebenden und oft stillen Begleiters übernehmen. So wird Josef selbst zum Zeichen.

Auf Gott vertrauen, auf Jesus Christus als den „Gott mit uns“ vertrauen, das macht uns nicht müde, sondern im Gegenteil, wach und achtsam. Erfüllt uns mit Freude und Dankbarkeit. Es macht uns mutig und lässt uns weitergehen.

Also: Schaut auf die Zeichen! Die Zeichen, die von Gott kommen in eurem Leben und schaut auf die Menschen, die zum Zeichen werden, weil sie ihr Vertrauen auf Gott setzen und von Gott geliebt sind. Schaut Jesus Christus, der uns hier und heute das Zeichen seiner Gegenwart schenkt in der Eucharistie.

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