Montag, 23. Juni 2025

Bekenntnis zu Jesus Christus


Predigt 12. Sonntag im Jahreskreis C Hamburg 2025

Sach 12,10-11; 13,1; Gal 3,26-29; Lk 9,18-24

„Kennen Sie dieses peinliche Schweigen, wenn ein Bekannter in gemeinsamer Runde ein Bekenntnis ablegt, mit dem viele offenbar nichts anzufangen wissen, zum Beispiel ein tiefgläubiger Christ zu sein, also an Gott als allmächtigen Schöpfer zu glauben, und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn? – Ernsthaft? Machst du jetzt Witze? Nur, damit wir uns richtig verstehen: Eine Frau bringt den Sohn Gottes zur Welt, der am Kreuz stirbt für unsere Sünden und seitdem zur Rechten Gottes thront. Und das glauben Sie?“ - Diese Situationen kennt der Journalist Tobias Haberl und er berichtet davon in seinem Buch „Unter Heiden. Warum ich trotzdem Christ bleibe“ (2024).

Das Bekenntnis zu Jesus als dem Christus, d.h. als dem Messias ist heute in München oder Hamburg genauso wenig selbstverständlich, wie es zur Zeit des Evangelisten Lukas in Griechenland war, von dem wir gerade gehört haben. Und auch zu Lebzeiten Jesu war es alles andere als selbstverständlich. Dieser Jesus hat provoziert.

Die Begegnung mit Jesus machte den Menschen damals deutlich: hier ist mehr als nur ein Mensch. Sie nannten ihn Retter, Erlöser, Heiland. Vor allem sein eigener Anspruch, dass er im Namen Gottes handelte und Sünden vergab, d.h. dass er die Menschen von allem, was sie von Gott trennt, befreite – was eigentlich nur Gott selbst tun kann – hat irritiert und provoziert.

Ihm gegenüber gab es - und gibt es am Ende auch für uns nur drei Möglichkeiten: Entweder war Jesus verrückt und wusste nicht, was er da sagt, oder er war ein Betrüger, der uns ganz bewusst belogen hat, oder es stimmt und er ist wirklich der, der er zu sein behauptet. Der englische Schriftsteller C.S. Lewis drückt es so aus: „Du musst selbst entscheiden. Entweder war und ist dieser Mann Gottes Sohn, oder verrückt, oder noch Schlimmeres [...] Aber lassen wir uns nicht auf diesen Unsinn ein, er sei ein großer ethischer Lehrer der Menschheit. Diese Möglichkeit hat er uns verwehrt, und zwar aus Absicht.“

Bleibt also die Frage: Wer ist dieser Jesus? Für wen halten Sie diesen Jesus?

1/ Bekenntnis zum Sohn Gottes

Sein Name ist uns bekannt: Jesus Christus. Dieser Name bedeutet: Gott rettet. Christus ist eine Ehrenbezeichnung: Messias, Gesalbter. Dieser Name ist uns offenbart worden. Darin ist eigentlich alles enthalten. Wer mit diesem Namen und in diesem Namen betet, wird erfahren: Dieser Name ist heilsam, wirksam, denn er ist der höchste aller Namen (vgl. Apg 4,13). Das Bekenntnis zu Jesus Christus ist ein Bekenntnis zum Sohn Gottes, dessen Namen wir kennen.

Später, auf dem Konzil von Nizäa vor nun genau 1700 Jahren, hat man gesagt: Jesus sei „wesensgleich“ bzw. „eines Wesens mit dem Vater“. Und man hat Bildworte dafür gesucht, um diese enge Beziehung auszudrücken: „Licht vom Licht“. Oder, wie wir auch sagen könnten: Das Wesen Gottes ist in sich Liebe. Das kommt nicht bei Gott dazu; Gott ist der ewig Liebende und ewig Gebende; in sich selbst und für uns. (Rowan Williams)

2/ Bekenntnis zum Leidenden

Das Bekenntnis zu Jesus Christus ist sodann ein Bekenntnis zu seinem Leiden. Das, was der Prophet Sacharja ankündigt, lesen wir als Christen eine Ankündigung Jesu, eine Ankündigung seines Leidens. Denn der Messias kommt nicht als Sieger, als Held, sondern als der Liebende, der bereit ist, Leiden zu ertragen und auf sich zu nehmen, ohne dabei irgendetwas von seiner Botschaft einzubüßen oder zu verleugnen. Im Gegenteil. Seine Botschaft und sein Lebenszeugnis sind dadurch noch klarer, noch verständlicher, noch glaubwürdiger geworden.

Es muss so geschehen; das ist kein Schicksal oder ein blöder Zufall; sondern es ist das Zusammenspiel von dem leider so erwartbaren Verhalten der Menschen, die in der Sünde gefangen waren, und der Freiheit Jesu in seiner Liebe und Ausrichtung auf Gott zu leben, trotz des Widerstands. „Denn am Abend, an dem er ausgeliefert wurde und sich aus freien Willen dem Leiden unterwarf,“ - so heißt es im Hochgebet der Messe.

3/ Bekenntnis zum Leiden

Und das Bekenntnis zu Jesus Christus ist schließlich auch ein Bekenntnis zum Leiden im eigenen Leben und im Leben der Menschen, die wir lieben. Ich rede selten davon. Dieser Aspekt ist sehr missverständlich und auch oft in der Verkündigung verdreht und teilweise sogar missbraucht worden für eigene Interessen. Aber ich glaube, es liegt darin eine große Gnade und eine tiefe Wahrheit darin, die heilsam ist, anzuerkennen, dass es im eigenen Leben Leiden gibt und dass ich leben und lieben kann trotz Leiden und ja, auch manchmal durch das Leiden hindurch. Denn Jesus spricht nicht nur vom eigenen Kreuz, das er tragen musste; sondern er spricht vom Kreuz im Leben einer und eines jeden von uns.

Wenn Sie ignatianische Exerzitien machen, gibt es vielfach auch das Angebot einer Leibübung am Morgen. Und bei mehreren Exerzitien habe ich schon als eine dieser Übungen das Stehen im Kreuz angeleitet. Der Text dazu lautet: „Ich bin ausgespannt zwischen Himmel und Erde. Zwischen Göttlichem und Menschlichem, Vergangenem und Zukünftigem, Geburt und Tod, zwischen Menschen, Beziehungen. Ich trage mein Leben und manchmal fühlt es sich an wie Kreuz.“

Es gibt immer wieder Menschen, die mich darauf ansprechen und sich in diesen Worten angesprochen fühlen. Und die spüren, dass die Bereitschaft wahrzunehmen und zuzulassen, dass es im eigenen Leben auch das Leid gibt, das ich nicht möchte und nicht suche, tatsächlich heilsam sein kann. Dass nicht alles perfekt sein muss. Dass Gott möchte, dass wir glücklich werden, glaube ich. Dass der Schmerz, Verlust, Leid und auch das Gefühl der Gottesferne nicht bedeuten müssen, dass Gott wirklich abwesend ist, auch das glaube ich. Weil ich in der Hingabe des Lebens Jesu etwas Tröstliches sehe, hoffe ich auch in der Hingabe meines Lebens um Jesu willen etwas Tröstliches zu finden ist.

Es geht nicht darum, wie wir es in diesen Kriegstagen von Politkern hören, dass wir um eines großen Zieles willen zusammenstehen und Schwierigkeiten ertragen müssen. Nicht darum, den eigenen Individualismus hinter die Interessen der Gemeinschaft zu stellen. Das kann manchmal angebracht sein, manchmal nicht. Aber es geht hier nicht um Erfolg, sondern um den Verzicht auf den eigenen Vorteil und die Akzeptanz von Grenzen.

4/ Jesus fragen

Wenn Sie das Bekenntnis zu Jesus schwierig finden; wenn Sie das Bekenntnis zum Leidenden schwierig finden und vielleicht noch mehr das Bekenntnis zum Leid; dann ist es vielleicht eine gute Idee, wenn Sie versuchen, zu beten und Jesus selbst mal zu fragen, statt über ihn zu reden.

Jesus fragt seine Jüngerinnen und Jünger: Wer bin ich für Euch? Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Wie wäre es, Jesus selbst mal zu fragen: Wer bist Du für mich? Denn so wichtig wie das Bekenntnis zu Jesus ist das Gespräch mit ihm, dem Auferstandenen: Was würden Sie Jesus fragen?

Montag, 9. Juni 2025

Feuer und Wasser


Predigt Pfingsten 2025 – Wasser und Feuer (Les: Apg 2; Joh 20)

Wir feiern heute an Pfingsten das Fest des Heiligen Geistes, der "wie Feuer" den Jüngerinnen und Jüngern geschenkt wurde. Und wir feiern das Ende der Osterzeit, in der viele Menschen die Taufe empfangen haben, die aus dem Wasser und dem Heiligen Geist gespendet wird.

Die Zeichen, die mit Ostern und Pfingsten verbunden sind, haben elementare Bedeutung: Wasser und Feuer. Es sind zwei der so genannten vier Elemente, die schon in der Antike bekannt waren. Und sowohl Wasser wie auch Feuer sind Zeichen des Lebens: ohne Wasser und ohne Feuer könnten wir nicht leben! 

1/ Wasser. Alles Leben kommt aus dem Wasser. Unser Körper besteht zu einem Großteil aus Wasser. Und wer schon einmal wirklich Durst hatte, weiß es wie wichtig, dass erfrischende und kühlenden Nass für unseren Organismus wirklich ist. Gleichzeitig hat das Wasser auch etwas Bedrohliches. Ein reißender Bach kann Berge versetzen. Wenn es regnet, gibt es Überflutungen. Zuviel Wasser bedroht bzw. tötet alle Lebewesen.

2/ Feuer. Beim Feuer ist es ähnlich. Es wärmt bei Kälte, es lässt die Nahrung gar werden, so dass wir wichtige Energie zu uns nehmen können. Ohne Feuer würden wir sterben. Aber wer schon einmal in einen Brand geraten ist, weiß auch um die Bedrohung durch das Feuer. Es kann auf grausame Weise Leben töten - und zurückbleibt nur die Asche. Man soll mit dem Feuer nicht spielen, so wird schon den Kindern beigebracht.

Sowohl das Feuer wie auch das Wasser sind also sehr ambivalente Symbole. Sie dienen dem Leben und können es vernichten. Sie sind faszinierend und schön anzuschauen, stundenlang. Und beide lassen sich nicht fassen oder festhalten. Wasser zerrinnt uns zwischen den Fingern oder verdampft, wenn wir es in einem Gefäß aufbewahren. Und Feuer braucht etwas, was es verzehren kann. Das Feuer lässt sich nur brennend weiter-geben.

Spannend finde ich schließlich, dass beides gegensätzliche Elemente sind. Mit Wasser kann man Feuer löschen. Eigentlich schließen sich die beiden Symbole gegenseitig aus, oder nicht? 

Was bedeutet es, dass wir mit dem Wasser taufen und in der gleichen Feier um das Feuer des Heiligen Geistes bitten? Mir fällt diese Spannung in kleinen Momenten der Liturgie auf. In der Osternacht wird das neue Feuer mit dem alten Taufwasser gesegnet. Das zischt und verdampft; und jedes Mal frage ich mich, was das bedeutet: Feuer mit Wasser zu segnen? Oder was bedeutet es in der Osternacht, das Wasser mit dem Licht der Osterkerze zu segnen, die hineingetaucht wird?

Zwei Menschen sind wie Feuer und Wasser so sagen wir manchmal und meinen, dass sie sehr unterschiedliche Charaktere haben und sich nicht gut verstehen, dass es Konflikte gibt. Von daher könnte man sich also wundern, warum wir gerade diese Symbolik bei Taufe und Firmung zusammen vorfinden.

Doch wenn wir Christen unseren Glauben bekennen, dann geschieht das nicht auf der Grundlage allgemeiner Symbolik, sondern auf der Grundlage der jüdischen Tradition, besser gesagt: der Heilsgeschichte des Volkes Israel mit seinem Gott, in die wir hinein-gestellt werden. Und in diese Geschichte, in diesem Kontext, haben Wasser und Feuer über die allgemein menschliche Bedeutung hinaus, noch eine tiefere, geistliche Bedeutung. Schauen wir dort gemeinsam einmal hin.

1/ Wasser: wo kommt das Wasser in der Bibel vor und welche Bedeutung hat es dort? Schöpfung, Sintflut, Exodus, die Vision des Propheten Ezechiel von der Tempelquelle, die Verheißung des Jesaja von den Quellen des Heils. Wasser als Zeichen des Lebens, der Befreiung und der Erlösung aus der Knechtschaft und Sklaverei. Die Verheißung von neuem Leben für alle. Der Aspekt der Reinigung steht dabei nicht im Zentrum, sondern mehr dieses „hindurch“, nämlich untertauchen und auftauchen, der Aspekt der Transformation des Lebens und des Wachstums.

2/ Feuer: wo kommt Feuer in der Bibel vor und welche Bedeutung hat es dort? Es gibt das Feuer beim Opfer, zum Beispiel des Abraham (Gen 15), das Feuer bei der Begegnung mit Gott am Dornbusch (Ex 3), der Feuerwagen des Ezechiel. Feuer ist die Offenbarung Gottes, sein Licht. Das Feuer verzehrt und reinigt, wie z.B. die Lippen von Jesja mit glühenden Kohlen gereinigt werden (Jes 6,6). Im Schmelzofen wird das Gold gereinigt (Mal 3). Das Feuer steht am Ende der Zeiten mit dem Sturm, bei der Ankunft Gottes, als Zeichen für das Gericht (Jes 66).

Auch im Neuen Testament ist das Feuer ein Zeichen für das göttliche Heil am Ende der Zeit und für das Gericht, für das Himmel und Erde aufgespart worden sind (2Petr 3,7). Diese Vorstellung vom nahen Ende, vom kommenden Gericht, ist für uns heute eher fremd, obwohl sie für Jesus und die Jünger wohl selbstverständlich war. 

Jesus selbst hat allerdings nicht in erster Linie vom Gericht gesprochen, sondern er hat das Kommen des Reiches Gottes verkündet. Er hat davon gesprochen, dass das endzeitliche, messianische Heil schon jetzt anbricht: Ein Reich der Gerechtigkeit und des Friedens, wo den Armen und den Verlorenen Heil und Heilung geschenkt wird. „Wenn ich Menschen heile, wenn ich Sünden vergebe, wenn ich mit meinem Finger die Dämonen austreibe, dann ist das Reich Gottes schon mitten unter euch.“ 

Und genau diese Erfahrung von Heil, das alle menschliche Zeit übersteigt, haben die Jünger mit Jesus und nach seinem Tod gemacht. So lässt sich die Pfingsterzählung aus der Apostelgeschichte verstehen. Das brausen, der Sturm und das Feuer, die vielen Sprachen. Das ist genau das, was die Propheten angekündigt haben am Ende der Zeit.

„In jenen letzten Tagen wird es geschehen,“ so heißt es beim Propheten Joël, „ich werde von meinem Geist ausgießen über alle Menschen.“ (Joel 3, zit. n. Apg 2, 17)

Gott zeigt sich. Er ist schon da. Er offenbart sich nicht irgendwann am Ende der Zeit, sondern schon jetzt mit seiner Macht und Stärke als der Lebendige und Leben schaffende Gott. Eine Erfahrung wie Feuer, eine Erfahrung wie auf einer anderen Welt, auf die wir hoffen.

Es ist eine Zeit der Entscheidung und des Friedens gleichzeitig. Alles, worauf wir hoffen, wonach wir uns sehnen, wofür wir gelebt haben: Gerechtigkeit und Heil, all dies fängt schon jetzt an!

Wenn also der Auferstandene seinen Jünger den Heiligen Geist schenkt, wenn sie seine Gegenwart erfahren wie Sturm und Feuer, dann hat dieses Ende schon begonnen. Wasser und Feuer sind daher nicht einfach nur gegensätzliche, spannungsvolle Symbole, sondern sie verweisen auf die Heilszeit, in die hinein wir gestellt sind. 

Das Wasser der Schöpfung und der Befreiung am Anfang und das Feuer des Geistes und des Gerichts bilden sozusagen den Spannungsbogen unseres Lebens, besser gesagt, die Heilszeit unseres Lebens inmitten der Heilsgeschichte. Meine Geschichte in der Geschichte. Wir leben nicht einfach so dahin, sondern wir stehen in einer Geschichte, sind Teil einer Geschichte, die eine Richtung und einen Sinn hat.

Das Wasser des Heils schützt uns sozusagen hier und jetzt vor dem Feuer des Gerichts. Das „mit Christus untergehen und auftauchen“ führt dazu, dass wir keine Angst zu haben brauchen vor dem Feuer und dem Sturm. Ja, dass wir sogar in all dem Gottes Heilszeichen erkennen können, der Gerechtigkeit und Heil schafft.

Was bedeutet es an Jesus Christus zu glauben? Es bedeutet, ihm so zu vertrauen, dass wir mit ihm untergehen und auferstehen - und dann zu neuem Leben hinein gestellt sind in die Heilsgeschichte Gottes mit seinem Volk, der Heil und Gerechtigkeit schaffen wird, dereinst und schon heute. Amen.


Dienstag, 3. Juni 2025

Einheit und Frieden


Predigt 7. Sonntag der Osterzeit 2025 | Hamburg, Manresa – Einheit und Frieden

Les: Apg 7, 55–60; Offb 22, 12–14.16–17.20; Joh 17, 20–26

Als Papst Leo XIV. am 8. Mai gewählt wurde, begann er seinen Pontifikat mit dem österlichen Friedensgruß: „Der Friede sei mit euch allen!“. Mit vielen Menschen auf der Welt teilt er den Wunsch nach Frieden. Ihm sind das Geschenk des Friedens und der Einsatz für den Frieden durch das Gebet, den Dialog und die Begegnung wichtig. Damit verband er ein zweites Thema, nämlich die Einheit der Kirche: „Wir müssen gemeinsam herausfinden, wie wir eine missionarische Kirche sein können, eine Kirche, die Brücken baut.“

Auch in seinem Wahlspruch findet sich der Gedanke der Einheit: „in illo uno unum“ – „in dem Einen sind wir eins“. Dies ist ein Zitat aus einem Kommentar des Augustinus zu Psalm 127 und meint, dass die Christen, obwohl sie viele sind, in Christus vereint sind. „Denn obwohl wir viele Christen sind, sind wir in dem einen Christus eins.“

Einheit und Frieden. Diese zwei Worte gehören zusammen! Noch einige Beobachtungen:

Über dem klassizistischen Hauptportal unserer Kirche steht die lateinische Inschrift: „servate unitatem spiritus in vinculo pacis“ - „Bewahrt die Einheit des Geistes durch das Band des Friedens“. Das ist ein Zitat aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Ephesus. Dort heißt es: „Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe und bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch das Band des Friedens!“ (Eph 4,2-3)

Im Hochgebet der Liturgie heißt es nach dem Vaterunser: „Herr, Jesus Christus, schau nicht auf unsere Sünden, sondern auf den Glauben deiner Kirche und schenke ihr nach deinem Willen Einheit und Frieden.“ – so wird es in jeder hl. Messe vom Priester gebetet. Und dann kommt der Gruß: „Der Friede des Herrn sei allezeit mit Euch.“

Einheit und Frieden. Diese zwei Worte gehören zusammen! Aber wie? Was kommt zuerst: die Einheit oder der Friede? Ist die Einheit ein Weg und ein Mittel, um Frieden zu schaffen? Oder ist der Friede notwendig, damit die Einheit wächst?

Schauen wir mal zunächst uns selbst und unsere eigenen Erfahrungen: wie oft kommt es in unseren Beziehungen, am Arbeitsplatz, in unseren Familien, in Freundschaften, in Ordensgemeinschaften, in unseren kirchlichen Gemeinden, zu Missverständnissen, zu Streit, zu Meinungsunterschiede, Konflikte, Auseinandersetzungen. Diese Konflikte sind unangenehm, ein Streit kann eine Freundschaft extrem belasten. Andererseits kann ein Streit aber auch klären, er kann wie ein reinigendes Gewitter sein. (vgl. Hermann Kügler, Streiten lernen, Würzburg 2012, Ignatianische Impulse Nr. 56).

Unterschiedliche Meinungen sind wichtig. Das muss nicht immer notwendigerweise feindselig sein. Wir Menschen sind einmalig und unterschiedlich und selbst wenn zwei Menschen die gleiche Auffassung in der Sache teilen, kann der Weg dahin oder die Verhaltensweisen so unterschiedlich sein, dass es zu Konflikten kommt. Streit ist wichtig, um eine bessere Lösung zu finden. Unterschiedliche Ziele müssen nicht schlecht sein. Unterschiedliche Perspektiven sind natürlich.

Fragen Sie zum Beispiel nach einem Verkehrsunfall mal fünf Zeugen nacheinander und sie werden sechs Varianten zu hören bekommen. Vermutlich werden ihn die meisten Zeugen auch gleich Erklärungen liefern, wer schuld ist oder wer was falsch gemacht hat. Das liegt nicht daran, dass die Zeugen lügen, sondern daran, dass unsere Wahrnehmung und Interpretationen unterschiedlich sind, unsere Einstellungen und Wertungen. Doch wie kann man dann zusammenkommen? Wie kann aus Streit und Auseinandersetzung etwas Gutes entstehen, etwas Positives, dass uns bereichert und zu mehr „Leben in Fülle“ führt?

In den großen Auseinandersetzungen und Konflikten, in diesen Tagen, im Krieg in der Ukraine und dem Krieg im Heiligen Land, muss zunächst einmal ein Waffenstillstand verhandelt werden, muss zunächst einmal eine bestimmte Form von Frieden erreicht werden, bevor weitere Schritte getan werden können. Solange die Bomben fallen, solange kein Friede kommt, ist eine Aussprache und eine Versöhnung unmöglich und absurd. Von Einheit nicht zu sprechen.

Genauso ist in den Auseinandersetzungen in unserem Land zwischen links und rechts die Demokratische und friedliche Weise des Umgangs miteinander eine Voraussetzung, um sich über das Miteinander zu verständigen.

Auf der anderen Seite ist aber auch der Wunsch nach Einheit und Einigkeit eine starke Motivation, um Wege des Friedens und der Versöhnung zu suchen und zu finden. Einigkeit und Recht und Freiheit sind es Glückes Unterpfand, so heißt es in der Nationalhymne.

Und auch in den Kirchen ist bei allen Auseinandersetzungen zum Beispiel um den Synodalen Weg in Deutschland der Wunsch nach Einheit und der Glaube an den einen Herrn, eine Voraussetzung, um Frieden zu schaffen und eine bessere Form des Miteinander zu finden.

Was sagt das Evangelium nun zu dieser Frage von Einheit und Frieden?

Das Evangelium beginnt mit dem Frieden: Es ist das Geschenk Jesu am Ostertag an seine Jünger. Der Friede, der aus dem Herzen kommt. So haben wir es am vergangenen Sonntag gehört. Frieden hinterlasse ich euch. Meinen Frieden gebe ich euch! (Joh 14,27)

Dieser Friede ist eine Gabe für den Weg – und das Ziel ist die Einheit. Die Jünger und alle, die durch ihr Wort und Jesus glauben, sollen eins sein, und zwar nicht nur irgendwie idealerweise, sondern wirklich, „so wie der Vater im Sohn ist und der Sohn im Vater.“ Einheit des Wollens und Einheit der Liebe. Was für ein großes Ziel!

Dieses Ziel stellt allerdings selbst nochmals ein Mittel dar: Für den Glauben. Die Welt soll glauben, dass der Sohn vom Vater gesandt ist und dass Gott die Menschen liebt, mit unendlicher Liebe!

Um diese Einheit zu wirken, hilft den Jüngern zudem die Herrlichkeit des Sohnes, die er ihnen gegeben hat: Die Schönheit, die Würde, das Geheimnis der Liebe am Kreuz. Die Herrlichkeit ist ein großartiges Geschenk, das der Sohn den Seinen gegeben hat, und dies ist es, was zur Einheit hilft.

Ich fasse zusammen: der Friede, der von Jesus kommt, ist eine Voraussetzung und ein Grund, eine Motivation und ein wirksames Mittel für die Einheit der Kirche. Und zwar nicht irgendein Friede, sondern dieser Friede, der von Jesus kommt.

Das Zweite Vatikanische Konzil hat die Kirche als Sakrament der Einheit beschrieben: „Die Kirche ist in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott und für die Einheit des ganzen Menschengeschlechts“ (LG 1). In Christus (!) ist sie dieses Sakrament!

Einheit und Frieden bedeuten nicht, dass wir uns alle immer super verstehen, dass es kein Streit und keine Auseinandersetzungen geben darf. Einheit ist nicht Einheitlichkeit. Einheit ist nicht Friede, Freude, Eierkuchen. Einheit bedeutet aber auch nicht, dass jeder macht, was er will. Einheit in der Kirche wächst durch den Frieden, der von Christus kommt und dieser Friede entsteht in uns, je mehr wir selbst (jede und jeder) mit Christus verbunden sind, dessen Leib die Kirche ist.

Konkret, in meiner Ordensgemeinschaft: wir sind nicht alle Freunde, aber wir alle sind Freunde von Christus, Freunde im Herrn. Und deshalb sage ich oft zu Jesus, wenn es schwierig ist mit den Mitbrüdern: „Deine Freunde sind auch meine Freunde!“

Für mich persönlich ist der Friede das größte Geschenk des Herrn. Er bleibt vorläufig bruchstückhaft. Einheit und Friede, das ist nicht immer leicht und manchmal frage ich mich, ob die Art und Weise, wie ich und andere diese Einheit und Freundschaft leben, dem wirklich gerecht wird, was Jesus von uns erwartet und wünscht.

Und dann bete ich mit den Worten aus der Offenbarung: „Jesus, komm bald!“ und höre die Worte: „Ja, ich komme bald!“ (Offb 22,20) Und dann vertraue ich darauf, dass er selbst uns die Kraft geben wird, bis dahin mehr Einheit und Frieden zu leben. 

Dienstag, 27. Mai 2025

Triggerpunkte



Predigt  Sechster Sonntag der Osterzeit C 2025, Predigt | Hamburg, Manresa

Les: Apg 15, 1–2.22–29.

Gestern fand in Hamburg ein „Bistumstag“ statt. Denn die Kirche in Hamburg steht vor enormen Herausforderungen, wie sie den Glauben in den nächsten Jahren in dieser internationalen, multikulturellen Stadt und in diesem Bistum leben will und wie sie ihn weitergeben kann.

Auch die frühe Kirche in Jerusalem und Antiochia stand im ersten Jahrhundert vor enormen Herausforderungen, wie sie den Glauben der kleinen Schar der Jesus-Freunde in den verschiedenen Kulturen des Mittelmeerraums weitergeben konnte. Denn die Gruppe aus Galiläa und Jerusalem wuchs in Antiochia zu einer großen Bewegung, zu der nicht nur Juden gehörten, sondern Nicht-Juden („Heiden“). Sie kamen aus anderen Völkern und hatten das Evangelium überraschenderweise angenommen. Sie bekannten Jesus Christus als Sohn Gottes und als Erlöser der Welt und ließen sich taufen.

Es waren einerseits Menschen, die nach dem jüdischen Gesetz lebten, die sogenannten „Gottesfürchtigen“. Sie hielten die Speisevorschriften der Juden ein und ließen sich beschneiden. Es waren anderseits Menschen, die nicht nach dem jüdischen Gesetz lebten, und trotzdem getauft wurden. In Antiochia nannte man diese Gemeinschaft aus Juden und Nicht-Juden zum ersten Mal „Christen“. Und von dort wurden Paulus und Barnabas ausgesandt, und zwar explizit nicht nur zu den Juden, sondern auch zu den Heiden. Staunend berichtet Paulus davon. Die Apostelgeschichte ist auf dem Hintergrund dieser großartigen Ereignisse entstanden.

So kam die Frage auf, was das nun in Zukunft bedeutet. Ob alle Christen grundsätzlich nach dem Gesetz des Mose leben sollten, weil ja Jesus so gelebt hat und das Gesetz von ihm nicht aufgehoben wurde. Oder ob es sozusagen zwei Weisen gibt, zu Christus zu gehören, nämlich als Jude und als Nicht-Jude. Diese Frage wurde damals den Aposteln und den Ältesten der Gemeinde in Jerusalem vorgelegt. Davon berichtet der Abschnitt der Apostelgeschichte, den wir gehört haben.

Die Entscheidung, die damals getroffen wurde, war von großer Bedeutung. Und zwar sowohl die Weise, wie sie gefunden wurde, als auch der Inhalt. Denn es ging letztlich darum, wie die Botschaft von Jesus Christus Menschen nahegebracht werden kann, die einen anderen kulturellen Hintergrund haben.

Heute haben wir das Ergebnis der Beratungen gehört. Der Weg, den die junge Kirche gefunden hat, baut auf der jüdischen Tradition auf. Der jüdischen Tradition zufolge gibt es drei Arten von Lebensregeln mit unterschiedlichen Adressaten:

a/ erstens gibt es Lebensregeln, die für alle Menschen gelten, weil alle von Gott geschaffen sind. Dazu gehört zum Beispiel das Verbot zu töten und andere zu berauben.

b/ zweitens gibt es Lebensregeln, die nur für das Volk Gottes gelten, insbesondere die Speisegebote, die Beschneidung, oder die Gebote zur Gottesverehrung, den Sabbat zu heiligen.

c/ und drittens gibt es einzelne wenige Gebote, die den Fremden, die in Israel wohnten, auferlegt waren. Sie beschreiben ein Mindestmaß an religiösem Respekt im Umgang miteinander, der sich durch den Schutz der Würde des Lebens ausdrückt. Es geht also hier nicht um moralische Regeln, sondern es geht eigentlich um das erste Gebot, um den Respekt vor dem Gott des Lebens; Regeln, die für alle Menschen im Miteinander gelten. Verstöße gegen diese Regeln waren für Juden damals sozusagen „Triggerpunkte“.

Diese wenigen Regeln werden als das notwendige Mindestmaß im Umgang miteinander beibehalten. So sehen es auch die Apostel, wenn sie sagen: es soll "euch keine weitere Last auferlegt werden als diese notwendigen Dinge." Das bedeutet, diese Dinge kommen nicht hinzu, denn sie gelten von jeher. Sie sind keine zusätzliche Last, denn diese Regeln ermöglichen das Zusammenleben; es sind eben: „notwendige Dinge“.

Es geht um drei Bereiche des Lebens, die hier angesprochen werden: Die religiöse Ausrichtung des Lebens, die Achtsamkeit bei der Ernährung und die Grenzen von Sexualität.

1/ Das Verbot von Götzenopferfleisch. Es meint eine Erhaltung von dem Nutzen, den ich selbst daraus ziehen kann, dass andere Menschen ihr Leben falsch ausrichten. In der Sprache der Bibel: Götzen opfern. Ich selbst darf nicht anderen Göttern opfern, das ist sowieso klar. Aber ich darf eben auch nicht das gute Fleisch essen, das übrigbleibt, wenn andere Menschen das tun!

Es ist doch auch heute so: Menschen machen sich unfrei und opfern ihr Leben für Dinge und Ziele, die dem Leben selbst widersprechen. Was sind diese Herrschaftsansprüche und Götzen heute die Menschen unfrei machen? „Diese Wirtschaft tötet“, hat der verstorbene Papst Franziskus im Blick auf die weltweite Ausbeutung und den Menschenhandel gesagt. Auch wenn wir selbst nicht an diese Götzen von Konsum und Geld und Erfolg glauben, in welcher Weise profitieren wir aber davon? Wo setze ich damit meine eigene Freiheit aufs Spiel?

2/ Das Verbot von Ersticktem und Blut. Es meint Enthaltung von Nahrung, die ohne Bewusstsein für den Wert des Lebens produziert wurde. Konkret war es damals so, dass nur geschächtete Tiere gegessen werden durften, d.h. Tiere, aus denen das Blut vollständig herausgelaufen war. Das Blut ist nach der jüdischen Vorstellung der Sitz des Lebens, und damit heilig.

Die Achtsamkeit für das, was ich esse, die Achtsamkeit für die Tierhaltung, eine Lebens- und Ernährungsweise, die die Würde der Schöpfung respektiert: All dies scheint mir heute aktueller denn je! Zehn Jahre nach der Veröffentlichung der Enzyklika „Laudato Si“ ist in der Welt schon viel in dieser Richtung geschehen, aber viel ist noch zu tun. Viel zu oft wird die Schöpfung ausgebeutet, werden Tiere zu Produktionsgütern. In so vielen Bereichen unseres Lebens braucht die Gesellschaft eine Umkehr, denn die ökologische Krise ist zugleich auch eine soziale Krise.

Die Ernährung mit Respekt vor dem Leben der Tiere könnte tatsächlich ein Schlüssel sein für unseren Weg aus der Krise. Das meint nicht, dass ich mich künftig nur noch vegan ernähren muss, aber es meint durchaus ein Bewusstsein für das, was ich esse und wie es produziert wurde.

3/ Schließlich das Verbot von Unzucht (griechisch porneia). Das meint die Enthaltung von verkehrter Sexualität. Es geht hier nicht um unmoralisches Verhalten zwischen Menschen, wie zum Beispiel den Ehebruch, sondern es geht um eine Weise, die Sexualität auszuleben, die der Liebe und dem menschlichen Leben grundsätzlich widerspricht: sexuelle Gewalt, sexuelle Ausbeutung, Inzest.

In Israel gab es klare und weitreichende Verbote von sexuellen Beziehungen zwischen Verwandten, die im Buch Levitikus (Lev 17-18) nachzulesen sind, und die nicht nur biologisch zu begründen sind, wie zum Beispiel das Verbot der Ehe mit Verwandten, auch mit Stiefkindern. Auch das klare Verbot, die eigenen Kinder für Dienste an den "Moloch" zu verkaufen, gehört dazu - was auch immer das im Kontext von verkehrter Sexualität zu bedeuten hat! Wenn wir heute auf unsere Gesellschaft blicken, dann scheint mir klar, dass diese Hinweise zu einer Enthaltung von grundsätzlich verkehrter Sexualität sehr aktuell ist!

Keine weiteren Lasten, sondern nur diese notwendigen Dinge, die den Respekt vor der Würde des Lebens zum Ausdruck bringen: Keinen Nutzen ziehen aus dem verkehrten Glauben und Verhalten der anderen ziehen, Achtsamkeit bei der Ernährung und die Grenzen von Sexualität zu respektieren.

Weil unser Gott ein Gott des Lebens ist, deshalb glaube ich, dass nicht nur die Art und Weise, wie die Apostel damals entschieden haben, sondern auch der Inhalt für uns heute eine Bedeutung haben. Es geht darum, den Glauben in einem neuen, anderen kulturellen Kontext zu verkündigen und andere Lebensformen zu akzeptieren - ohne die Verbindung zu einigen grundlegenden Regeln aus Respekt vor der Würde des Lebens zu verlieren. Wenn unsere Kirche hier im Erzbistum Hamburg dies schafft, dann werden wir gut in die Zukunft gehen.

(nach einer Idee von Pater Martin Löwenstein SJ: https://www.martin-loewenstein.de/predigt-6-sonntag-der-osterzeit-c-2022.html

Montag, 5. Mai 2025

Freundschaft mit Jesus

 


Predigt Dritter Sonntag der Osterzeit C | Hamburg 2025

Les: Apg 5,27b-32.40b-41; Offb 5,11-14; Joh 21,1-19 

Der auferstandene Herr Jesus Christus spricht Petrus an, ganz persönlich: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?“ (21,16). Wie wäre das, wenn der auferstanden Herr Jesus Christus Sie ganz persönlich anspricht: Katharina, Christian, Susanne, Benedikt, Barbara, Christoph - liebst du mich? Wie würden Sie reagieren?

Vielleicht probieren Sie es mal aus, sich das vorzustellen: Jesus Christus kommt auf Sie zu. Spricht er Sie von vorne an oder eher von der Seite? Von oben oder auf Augenhöhe? Wie ist sein Blick, wenn er Sie anschaut? Liebevoll oder skeptisch? Voll Vertrauen oder fragend, flehend? Und was würden Sie auf seine Frage antworten? […]

Vielleicht geht es Ihnen gerade so wie es Simon Petrus ging, dass sie nicht recht wissen, was sie Jesus ehrlicherweise antworten sollen und können. „Liebst du mich?“ Was für eine Frage! Und dreimal dieselbe Frage? Ist da jemand schwerhörig, oder schwer von Kapee? Und was bedeutet die Antwort des Simon? Ist es ein dreifaches Ja? Aber warum wird Petrus dann traurig? (21,17)

Die Textstelle wird selten im Gottesdienst gelesen. Sie ist tatsächlich nicht so leicht zu verstehen. Es gibt verschiedene Wortpaare bzw. Ausdrücke, die scheinbar dasselbe bezeichnen: Schafe / Lämmer oder hüten / weiden oder wissen / erkennen oder lieben / liebhaben. Ist das alles das gleiche?

Wer das Evangelium des Johannes kennt und seinen Sinn für Sprache, der ahnt: hier geht es um wesentliche Nuancen, die Wörter bedeuten eben nicht alle das gleiche. Johannes kennt das Alte Testament sehr gut und das hilft uns, dieses Evangelium selbst besser zu verstehen.

Das Wortfeld vom Hirten, kommt zum Beispiel im Buch Ezechiel mehrfach vor. Dort ist vom göttlichen Hirtenauftrag an die Führung des Gottesvolkes die Rede, an die Ältesten und die Priester. Sie sollen für die Herde sorgen, die ihnen anvertraut ist. Sie sollen die Starken (die Schafe) nicht ausbeuten, sie sollen sie hüten. Und sie sollen die Schwachen und Kleinen (die Lämmer), pflegen und weiden, sie sollen sie füttern und päppeln. Schafe hüten und Lämmer weiden. Nicht für alle das gleiche, sondern jedem das Seine - das ist wirklich Gerechtigkeit!

Auch wissen und erkennen ist nicht das gleiche. Wissen bezieht sich auf etwas, dass mir seit langem bekannt ist, was ich weiß. Erkennen ist punktuell, der Moment, in dem sich mein Wissen verändert.

Und schließlich: lieben und liebhaben ist nicht das gleiche. Wenn sie ihr Partner oder ihre Partnerin fragt: „Liebst du mich?“ Und sie antworten: „ich hab‘ dich lieb“ oder griechisch: „ich bin gern dein Freund“, dann werden beide spüren: Da stimmt etwas nicht. Freundschaft ist großartig. Sich gernhaben ist schön. Aber Liebe ist irgendwie mehr als Freundschaft: eine besondere Freundschaft, bei dir das eigene Leben eingesetzt wird.

Darum geht es doch Jesus bei seiner Frage an Petrus. Er sagt ihm: wir sind Freunde, und wir bleiben es, trotz allem, was passiert ist, trotzdem du mich verraten hast. Aber wirst du auch dein Leben hingeben für mich, so, wie ich es für dich getan habe? Beim Abendmahl hatte Jesus gesagt, ich nenne euch Freunde und am Kreuz hat er sein Leben für sie hingegeben aus Liebe.

Deshalb die erste Frage: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese?“ (21,15). Damit kann gemeint sein: „Liebst du mich mehr, als du diese liebst?“ oder auch: „Liebst du mich mehr, als diese mich lieben?“ Wie auch immer: Petrus zögert. Er weiß nicht, was er sagen soll. Er möchte dieses Mal ehrlich sein. Er sagt: „Du weißt, dass ich dich gernhabe, dass ich dir freund bin.“ Er gesteht seine Begrenztheit seine Schwäche.

Aber Jesus fragt weiter und gibt nicht auf. Er reduziert die Frage: na gut, wenn du mich nicht mehr liebst als die anderen mich lieben, was ich gedacht und gehofft habe: liebst du mich denn überhaupt? Und wieder erreicht Petrus mit seiner Antwort nicht die Güte und Liebe, die ihm von Jesus entgegenkommt und geschenkt wird. Seine Antwort ist die gleiche: „Ja, du weißt, dass ich dir freund bin.“ Ob Jesus enttäuscht war, ob dieser kleingläubigen Antwort? Er fragt jedenfalls noch ein drittes Mal, und er begibt sich auf das Niveau von Petrus. Er will nichts erzwingen. Petrus ist ehrlich aber begrenzt, die Liebe fehlt. Und so fragt Jesus: „Simon, bist du mir freund?“ Und da kann Simon aus ganzem Herzen „Ja“ sagen. Aber zugleich wird er traurig, weil er sieht, dass Jesus erkannt hat, wie klein und begrenzt seine Liebe ist. Es ist eine für Petrus beschämende Erkenntnis, angesichts der Freundschaft und Liebe Jesu zu ihm und zu den anderen Jüngern.

Das Evangelium bleibt nicht bei der Traurigkeit und der Erkenntnis und der eigenen Begrenztheit stehen, sondern Jesus gibt Petrus einen Auftrag und er zeigt ihm den Weg, wie er in der Liebe wachsen kann. Er sagt zu ihm: „Weide meine Lämmer, hüte meine Schafe, weide meine Schafe.“ Er schickt ihn in die Pastoral. Er soll Pastor werden. Es sind Jesu Schafe und Jesu Lämmer, um die er sich kümmern soll. Er soll sich mehr um das Leben der anderen Sorgen als um das eigene Leben. Das ist das Heilmittel, das Jesus ihm schenkt. Weg von der Nabelschau, nicht mehr den Blick auf die eigene Schwäche, die eigenen Grenzen zu richten, sondern auf die Nöte und Sorgen der anderen.

Und Jesus macht ihm zugleich eine Verheißung: Auch wenn deine Liebe jetzt noch begrenzt ist, es wird der Moment kommen, indem deine Liebe groß genug ist, dein Leben hinzugeben für die anderen und für mich.

Jesus verspricht Petrus das Martyrium. Er deutet an, durch welchen Tod Petrus Gott verherrlichen wird, wenn er sagt, dass er geführt werden wird, wohin er nicht will. Seine Lebenshingabe wird kommen, nach der Sorge und der Hingabe und dem Dienst an die anderen. Der heilige Augustinus schreibt: Petrus wird sein Leben hingeben, in Liebe für Jesus, mit dem zu sterben er beim Abendmahl in „verdrehter Voreiligkeit“ versprochen hatte.

Dreimal die Frage nach der Liebe. Was würden wir Jesus antworten? Und wenn wir noch nicht aus vollem Herzen und mit ganzer Hingabe „ja“ sagen können, wird es vielleicht auch uns helfen, mal mehr auf die anderen zu achten und ihre Sorgen zu teilen. Die anderen Menschen der Sorge Jesu anzuvertrauen und selbst einen kleinen Dienst übernehmen. Es gibt so viele Menschen um uns, die keinen Hirten haben. Amen.

Text Joh 21,15-17 (Dieter Böhler):

Als sie nun gegessen hatten, sagt Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er sagt zu ihm: “Ja, Herr, du weißt, dass ich dir freund bin.” Er sagt zu ihm: “Weide meine Lämmer!” Er sagt zu ihm wiederum, ein zweites Mal: “Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?” Er sagt zu ihm: “Ja, Herr, du weißt, dass ich dir freund bin.” Er sagt zu ihm: “Hüte meine Schafe!” Er sagt zu ihm das dritte Mal: “Simon, Sohn des Johannes, du bist mir freund?” Da wurde Petrus traurig, weil er ihm beim dritten Mal sagte “Du bist mir freund?” und sagt zu ihm: “Herr, du weißt alles, du erkennst, dass ich dir freund bin.” [Jesus]23 sagt zu ihm: “Weide meine Schafe! Amen, amen, ich sage dir: als du jünger warst, hast du dich selbst gegürtet und bist hingegangen, wohin du wolltest. Wenn du aber älter geworden sein wirst, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und hinbringen, wohin du nicht willst.“ Das aber sagte er um zu bezeichnen, durch welchen Tod er Gott verherrlichen werde. Und indem er das sagte, sagt er zu ihm: “Folge mir!”

Vgl. Dieter Böhler, Liebe und Freundschaft im Johannesevangelium. Zum alttestamentlichen Hintergrund von Joh 21,15-19, in: Biblica 96/2015, H.4, S. 599-608.

 

 

Montag, 28. April 2025

Ostern 2025


Predigt 2. Sonntag der Osterzeit C | Hamburg 2025

Les: Apg 5,12-16; Offb 1,9-11a.12-13.17-19; Joh 20,19-31

„Was für ein Osterfest!“, so schrieb mir eine Bekannte in den vergangenen Tagen. Mit dem Tod von Papst Franziskus am Ostermontag und dem Abschied von Erzbischof Werner bleiben diese Tage im heiligen Jahr hier in Hamburg für viele Menschen sicherlich in besonderer Erinnerung. Ostern 2025 - drei Gedanken dazu.

1/ persönlich und gemeinschaftlich

Vielleicht haben manche dieses kleine Video vom Mittwoch gesehen, von Schwester Geneviève Jeanningros, 82 Jahre, eine „kleine Schwester“ aus Frankreich, die mit Papst Franziskus seit vielen Jahren befreundet war und an seinem Sarg Abschied nehmen wollte. Ein blaues Ordensgewand, ein abgesetzter Rucksack, ein Taschentuch in den Händen, viel mehr sieht man nicht von ihr, aber man erkennt ihre Liebe. Sie lebte jahrelang unter Zirkusleuten, Obdachlosen, Transgender-Menschen und begleitete sie oft zur Audienz beim Papst. Sie stand am Sarg, offensichtlich laut Protokoll völlig deplatziert, hielt sich nicht an die Reihenfolge und betete. Nachher sagte sie, Franziskus sei für sie ein Vater, ein Bruder, ein Freund gewesen, und sie wollte ihm noch einmal die Menschen bringen, die ihr anvertraut sind.

Abschied, Dankbarkeit, Trauer, Freude über das neue Leben, das uns mit dem Tod und der Auferstehung Jesu geschenkt wurde, das hat stets eine gemeinschaftliche und eine persönliche Dimension!

Im Johannes-Evangelium, aus dem wir gerade gehört haben, ist die Erscheinung Jesu vor allen Jüngern am Osterabend gerahmt von zwei ganz persönlichen Begegnungen mit dem Auferstandenen. Am Morgen mit Maria von Magdala am Grab und am Sonntag nach einer Woche mit Thomas, dem Zwilling, der am Osterabend nicht dabei gewesen war. Aber auch diese beiden persönlichen Erfahrungen haben etwas mit der Gemeinschaft zu tun: Maria von Magdala geht zu den Jüngern und bringt Ihnen die Osterbotschaft. Die Begegnung mit Thomas, die persönliche Hinwendung an ihn, und wie Jesus auf seine Fragen und seine Zweifel eingeht, geschieht mitten unter den anderen.

Das ist vielleicht die erste Botschaft, die wir heute Abend hören dürfen: im Tod und im Leben, beim Abschied, in der Trauer, in der Dankbarkeit, in der Freude - in allem, was wir als bedeutsam in unserer Gottes Beziehung ansehen, brauchen wir die anderen. Ostererfahrung wird nicht im stillen Kämmerlein zuteil. Es gibt an Ostern keine private Erbauung im Wohnzimmer. Auch wenn Gebet oft in Stille geschieht, auch wenn wir manchmal den Rückzug brauchen, auch die Einsamkeit und selbst wenn wir in Trauer uns einsam und verlassen fühlen: es ist das Bild von der Versammlung der Jüngerinnen und Jünger und Jesus in ihrer Mitte (V19 und V26!), das uns Ostern werden lässt, d.h. Begegnung mit dem Herrn schenkt.

2/ Wunder und Wunden

Das Wunder der Auferstehung ist für Thomas durch die Erzählung der anderen Jünger nicht nachvollziehbar. Was wir an Ostern feiern, übersteigt unseren Verstand. Ein Mensch mit einem Leib, der durch verschlossene Türen gehen kann? Im Zentrum der Erzählung aus dem Johannes Evangelium steht aber nicht das Wunderhafte, sondern vielmehr das Wunderbare: die Wirkungen der Auferstehung. Der Auferstandene schenkt Frieden, Vergebung, Freude.

Thomas erkennt den Herrn an seinen Wunden. Die Auferstehung ist kein Wunder, dass einen reinen, neuen Leib erzeugt, sondern es bleiben die Male der Nägel, die Seitenwunde, die Erfahrungen und das Leid bestehen und werden doch verwandelt. „Durch seine heiligen Wunden, die leuchten in Herrlichkeit, behüte und bewahre uns Gott der Herr“, so beten wir beim Entzünden der Osterkerze.

Das Leid ist nicht weggewischt, aber das Leiden am Leiden ist vorüber und genau das schenkt Trost. [Etymologisch gibt es zwischen Wunder und Wunden keine Verbindung, inhaltlich aber offenbar schon].

3/ anhauchen und empfangen

Und ein dritter Gedanke: die Erfahrung des auferstandenen Jesus ist damit verbunden, dass Jesus seine Jüngerinnen und Jünger anhauchte. Diese Anhauchung erinnert an das erste Anhauchen Gottes bei Erschaffung des Menschen, so wie im Buch Genesis erzählt wird: „Gott, blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen.“ (Gen 2,7) Diese erste Hauchung war durch die freiwillig begangenen Sünden ausgelöscht worden. Nun schenkt Jesus seinen Jüngern neues Leben und er befreit sie aus der Bedrängnis.

Ob nun diese Anschauung selbst schon die Geistgabe ist (durch Jesus Christus), oder ob es die Vorbereitung auf die Geistgabe von oben ist (von Gott Vater), darum ist viel gestritten worden. In jedem Fall ist es ein Akt der Neuschöpfung: neues Leben wird geschenkt. Das neue Leben gründet dem Tod und in der Hingabe Jesu, wird im sehenden Erkennen angeeignet und im Sündennachlass weiter geschenkt. Leben empfangen und weitergeben. Das ist unser Dienst. Halleluja! Was für ein Osterfest!

Dienstag, 22. April 2025

Franziskus


Zum Tod von Papst Franziskus.

Erinnern Sie sich an den 13. März 2013? Es war der Tag der Wahl von Papst Franziskus. Am Abend trat er auf den Balkon und begrüßte nach seiner Wahl die Gläubigen auf dem Petersplatz. Ich war damals in Argentinien und ich habe das Erstaunen und die Ratlosigkeit der Mitbrüder erlebt, was diese Wahl bedeuten wird für die Kirche und für unsere Ordensgemeinschaft.

Ich bin ihm persönlich nie begegnet, aber vielen seiner Weggefährten und ich habe viele seiner Schriften mit großem Gewinn gelesen, aus seiner Zeit als Jesuit, und aus seiner Zeit als Papst. Ich denke an einen wahren Vater, ein herausforderndes Vorbild, und einen Verbündeten im Gebet.

An dem Abend nach seiner Wahl 2013, als er die Gläubigen auf dem Petersplatz begrüßte, finden wir in seinen ersten Worten bereits zwei wesentliche Dimensionen seines Dienstes: die Bedeutung des gemeinsamen Gehens, Bischof und Volk, auf einem Weg der Brüderlichkeit, Liebe, des Vertrauens und der Hoffnung; und die Zentralität des Gebets, insbesondere des Fürbittgebets.

a/ Die weltweite Bischofssynode und der Aufmerksamkeit gegenüber der Synodalität als konstitutive Dimension des Kirche-Seins, zeigt deutlich dieses „gemeinsame Gehen“. Dies vermindert in keiner Weise den Primat des Petrus oder die Verantwortung der Bischöfe; im Gegenteil, es ermöglicht, diese Verantwortung mit der bewussten Teilnahme aller Getauften, des Gottesvolkes auf dem Weg, auszuüben, indem die Anwesenheit und das Wirken des Herrn durch seinen Heiligen Geist im Leben der kirchlichen Gemeinschaft erkannt werden.

b/ Die Einladung zum Gebet, die er in jener Nacht allen Gläubigen machte, ist in unserer Erinnerung fest verankert: „Lasst uns gemeinsam beten, Bischof und Volk. Ich bitte euch, für mich zu beten, dass der Herr mich segnen möge.“ Während seines Pontifikats schloss er stets seine Reden, einschließlich des Angelus am Sonntag, mit derselben Einladung: „Bitte vergesst nicht, für mich zu beten.“ Er hörte nie auf, uns daran zu erinnern, wie das Gebet aus dem Vertrauen auf Gott und der Vertrautheit mit Ihm geboren wird. Im Gebet können wir das Geheimnis des Lebens der Heiligen entdecken.

Wenn er uns Jesuiten ansprach, betonte er stets die Bedeutung, in unserem Leben und unserer Mission genügend Raum für das Gebet und die Aufmerksamkeit auf die geistliche Erfahrung zu reservieren. In seinem Brief vom 6. Februar 2019, in dem er seine Zustimmung und Bestätigung der Universalen Apostolischen Präferenzen mitteilte, schrieb er an unseren Generaloberen: „Die erste Präferenz (den Weg zu Gott durch die Geistlichen Übungen und die Unterscheidung zu zeigen) ist entscheidend, weil sie die Grundvoraussetzung für die Beziehung des Jesuiten zum Herrn voraussetzt, in einem persönlichen und gemeinschaftlichen Leben des Gebets und der Unterscheidung. […] Ohne diese betende Haltung werden die anderen Präferenzen keine Früchte tragen.“

Papst Franziskus hatte einen wachen Blick auf das Geschehen in der Welt, um allen ein Wort der Hoffnung zu bieten. Die außergewöhnlichen Enzykliken „Laudato Si'“ (2015) und „Fratelli tutti“ (2020) offenbaren eine klare Analyse des Zustands der Menschheit und zeigen gleichzeitig im Licht des Evangeliums die Wege auf, die Ursachen so vieler Ungerechtigkeiten zu beseitigen und Versöhnung zu fördern.

Für Papst Franziskus war der Dialog miteinander, zwischen politischen Gegnern oder zwischen Religionen und Kulturen das Mittel, um Frieden und soziale Stabilität zu fördern, ein Umfeld gegenseitigen Verstehens zu schaffen, sich füreinander zu sorgen und einander solidarisch zu unterstützen.

Unvergesslich ist mir der Abend des Gebets, zu dem er angesichts der Corona-Pandemie im März 2020 aufrief und er selbst auf dem leeren Petersplatz stand

Vorbildlich ist für mich seine ständige Sorge um den Frieden angesichts von Intoleranz und Kriegen, die das internationale Zusammenleben bedrohen und unermessliches Leid unter den Wehrlosesten verursachen

Prophetisch wirkte sein Mitgefühl mit den vielen weltweit Vertriebenen, insbesondere jenen Menschen, die gezwungen sind, ihr Leben zu riskieren, indem sie das Mittelmeer überqueren.

Wir trauern, zusammen mit vielen Menschen auf der Erde, Katholiken und andere, über das Ende des irdischen Lebens von Papst Franziskus. Wir tun dies aus einem tiefen Mitgefühl und mit der festen Hoffnung auf die Auferstehung, weil unser Herr Jesus den Menschen die Tür zum ewigen Leben geöffnet hat. Wir beklagen den Tod eines Mannes, der sich in den Dienst der Universalkirche stellte und das Petrusamt mehr als 12 Jahre lang ausübte. Als Jesuiten nehmen wir Abschied von einem Mitbruder, mit dem wir dasselbe geistliche Charisma teilten und dieselbe Art, unserem Herrn Jesus Christus nachzufolgen.

Wir sind von seinem Abschied bewegt, und dennoch entspringt eine tiefe Dankbarkeit aus unserem Herzen gegenüber Gott, dem Vater, reich an Barmherzigkeit, für so viel Gutes, das wir durch den Dienst eines ganzen Lebens empfangen haben, und für die Weise, wie Papst Franziskus die Kirche während seines Pontifikats geführt hat, in Gemeinschaft und Kontinuität mit seinen Vorgängern, im Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils.

Der Herr schenke ihm die ewige Ruhe - und das ewige Licht leuchte ihm. Herr, lass ihn ruhen in Frieden. Amen.