Montag, 23. Juni 2025

Bekenntnis zu Jesus Christus


Predigt 12. Sonntag im Jahreskreis C Hamburg 2025

Sach 12,10-11; 13,1; Gal 3,26-29; Lk 9,18-24

„Kennen Sie dieses peinliche Schweigen, wenn ein Bekannter in gemeinsamer Runde ein Bekenntnis ablegt, mit dem viele offenbar nichts anzufangen wissen, zum Beispiel ein tiefgläubiger Christ zu sein, also an Gott als allmächtigen Schöpfer zu glauben, und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn? – Ernsthaft? Machst du jetzt Witze? Nur, damit wir uns richtig verstehen: Eine Frau bringt den Sohn Gottes zur Welt, der am Kreuz stirbt für unsere Sünden und seitdem zur Rechten Gottes thront. Und das glauben Sie?“ - Diese Situationen kennt der Journalist Tobias Haberl und er berichtet davon in seinem Buch „Unter Heiden. Warum ich trotzdem Christ bleibe“ (2024).

Das Bekenntnis zu Jesus als dem Christus, d.h. als dem Messias ist heute in München oder Hamburg genauso wenig selbstverständlich, wie es zur Zeit des Evangelisten Lukas in Griechenland war, von dem wir gerade gehört haben. Und auch zu Lebzeiten Jesu war es alles andere als selbstverständlich. Dieser Jesus hat provoziert.

Die Begegnung mit Jesus machte den Menschen damals deutlich: hier ist mehr als nur ein Mensch. Sie nannten ihn Retter, Erlöser, Heiland. Vor allem sein eigener Anspruch, dass er im Namen Gottes handelte und Sünden vergab, d.h. dass er die Menschen von allem, was sie von Gott trennt, befreite – was eigentlich nur Gott selbst tun kann – hat irritiert und provoziert.

Ihm gegenüber gab es - und gibt es am Ende auch für uns nur drei Möglichkeiten: Entweder war Jesus verrückt und wusste nicht, was er da sagt, oder er war ein Betrüger, der uns ganz bewusst belogen hat, oder es stimmt und er ist wirklich der, der er zu sein behauptet. Der englische Schriftsteller C.S. Lewis drückt es so aus: „Du musst selbst entscheiden. Entweder war und ist dieser Mann Gottes Sohn, oder verrückt, oder noch Schlimmeres [...] Aber lassen wir uns nicht auf diesen Unsinn ein, er sei ein großer ethischer Lehrer der Menschheit. Diese Möglichkeit hat er uns verwehrt, und zwar aus Absicht.“

Bleibt also die Frage: Wer ist dieser Jesus? Für wen halten Sie diesen Jesus?

1/ Bekenntnis zum Sohn Gottes

Sein Name ist uns bekannt: Jesus Christus. Dieser Name bedeutet: Gott rettet. Christus ist eine Ehrenbezeichnung: Messias, Gesalbter. Dieser Name ist uns offenbart worden. Darin ist eigentlich alles enthalten. Wer mit diesem Namen und in diesem Namen betet, wird erfahren: Dieser Name ist heilsam, wirksam, denn er ist der höchste aller Namen (vgl. Apg 4,13). Das Bekenntnis zu Jesus Christus ist ein Bekenntnis zum Sohn Gottes, dessen Namen wir kennen.

Später, auf dem Konzil von Nizäa vor nun genau 1700 Jahren, hat man gesagt: Jesus sei „wesensgleich“ bzw. „eines Wesens mit dem Vater“. Und man hat Bildworte dafür gesucht, um diese enge Beziehung auszudrücken: „Licht vom Licht“. Oder, wie wir auch sagen könnten: Das Wesen Gottes ist in sich Liebe. Das kommt nicht bei Gott dazu; Gott ist der ewig Liebende und ewig Gebende; in sich selbst und für uns. (Rowan Williams)

2/ Bekenntnis zum Leidenden

Das Bekenntnis zu Jesus Christus ist sodann ein Bekenntnis zu seinem Leiden. Das, was der Prophet Sacharja ankündigt, lesen wir als Christen eine Ankündigung Jesu, eine Ankündigung seines Leidens. Denn der Messias kommt nicht als Sieger, als Held, sondern als der Liebende, der bereit ist, Leiden zu ertragen und auf sich zu nehmen, ohne dabei irgendetwas von seiner Botschaft einzubüßen oder zu verleugnen. Im Gegenteil. Seine Botschaft und sein Lebenszeugnis sind dadurch noch klarer, noch verständlicher, noch glaubwürdiger geworden.

Es muss so geschehen; das ist kein Schicksal oder ein blöder Zufall; sondern es ist das Zusammenspiel von dem leider so erwartbaren Verhalten der Menschen, die in der Sünde gefangen waren, und der Freiheit Jesu in seiner Liebe und Ausrichtung auf Gott zu leben, trotz des Widerstands. „Denn am Abend, an dem er ausgeliefert wurde und sich aus freien Willen dem Leiden unterwarf,“ - so heißt es im Hochgebet der Messe.

3/ Bekenntnis zum Leiden

Und das Bekenntnis zu Jesus Christus ist schließlich auch ein Bekenntnis zum Leiden im eigenen Leben und im Leben der Menschen, die wir lieben. Ich rede selten davon. Dieser Aspekt ist sehr missverständlich und auch oft in der Verkündigung verdreht und teilweise sogar missbraucht worden für eigene Interessen. Aber ich glaube, es liegt darin eine große Gnade und eine tiefe Wahrheit darin, die heilsam ist, anzuerkennen, dass es im eigenen Leben Leiden gibt und dass ich leben und lieben kann trotz Leiden und ja, auch manchmal durch das Leiden hindurch. Denn Jesus spricht nicht nur vom eigenen Kreuz, das er tragen musste; sondern er spricht vom Kreuz im Leben einer und eines jeden von uns.

Wenn Sie ignatianische Exerzitien machen, gibt es vielfach auch das Angebot einer Leibübung am Morgen. Und bei mehreren Exerzitien habe ich schon als eine dieser Übungen das Stehen im Kreuz angeleitet. Der Text dazu lautet: „Ich bin ausgespannt zwischen Himmel und Erde. Zwischen Göttlichem und Menschlichem, Vergangenem und Zukünftigem, Geburt und Tod, zwischen Menschen, Beziehungen. Ich trage mein Leben und manchmal fühlt es sich an wie Kreuz.“

Es gibt immer wieder Menschen, die mich darauf ansprechen und sich in diesen Worten angesprochen fühlen. Und die spüren, dass die Bereitschaft wahrzunehmen und zuzulassen, dass es im eigenen Leben auch das Leid gibt, das ich nicht möchte und nicht suche, tatsächlich heilsam sein kann. Dass nicht alles perfekt sein muss. Dass Gott möchte, dass wir glücklich werden, glaube ich. Dass der Schmerz, Verlust, Leid und auch das Gefühl der Gottesferne nicht bedeuten müssen, dass Gott wirklich abwesend ist, auch das glaube ich. Weil ich in der Hingabe des Lebens Jesu etwas Tröstliches sehe, hoffe ich auch in der Hingabe meines Lebens um Jesu willen etwas Tröstliches zu finden ist.

Es geht nicht darum, wie wir es in diesen Kriegstagen von Politkern hören, dass wir um eines großen Zieles willen zusammenstehen und Schwierigkeiten ertragen müssen. Nicht darum, den eigenen Individualismus hinter die Interessen der Gemeinschaft zu stellen. Das kann manchmal angebracht sein, manchmal nicht. Aber es geht hier nicht um Erfolg, sondern um den Verzicht auf den eigenen Vorteil und die Akzeptanz von Grenzen.

4/ Jesus fragen

Wenn Sie das Bekenntnis zu Jesus schwierig finden; wenn Sie das Bekenntnis zum Leidenden schwierig finden und vielleicht noch mehr das Bekenntnis zum Leid; dann ist es vielleicht eine gute Idee, wenn Sie versuchen, zu beten und Jesus selbst mal zu fragen, statt über ihn zu reden.

Jesus fragt seine Jüngerinnen und Jünger: Wer bin ich für Euch? Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Wie wäre es, Jesus selbst mal zu fragen: Wer bist Du für mich? Denn so wichtig wie das Bekenntnis zu Jesus ist das Gespräch mit ihm, dem Auferstandenen: Was würden Sie Jesus fragen?

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