So schmeckt Mexiko!
(Text von Hannah aus Deutschland, Freiwillige mit Adveniat in Guadalajara in 2016, die Bilder sind von mir)
"Zu jeder
mexikanischen Mahlzeit gehören Tortillas in irgendeiner Form. Unter
Tortillas versteht man Maismehlfladen, die in vielen Familien selbst
hergestellt werden. Dazu mischt man Maismehl mit Wasser und stellt daraus einen
Teig her. Von dem Teig werden nun immer kleine Stücke mit Hilfe einer
„Tortillapresse“ in die typische Tortillaform gebracht. Der Teigfladen wird
anschließend zum Backen auf den Herd gelegt. (Man muss dazu sagen, dass hier ausschließlich
auf Gasherden gekocht wird.) Diese Tortillas kann man wie Brot zu jeder
Mahlzeit dazu essen oder weiterverarbeiten: Tostadas sind geröstete
Tortillas, die etwa die Konsistenz von dicken Chips haben. Sie werden
normalerweise mit z.B.Tomaten, Bohnen, Fleisch, Nudelsalat und verschiedenem
Gemüse belegt. Ich esse sie aber auch gerne so. Enchiladas nennt man mit
z.B. Reis/Kartoffeln und Fleisch gefüllte und zusammengerollte Tortillas mit
einer scharfen Soße. Tacos sind zusammengeklappte mit den verscheidensten
Dingen belegte Tortillas. Sie werden mit der Füllung nochmal auf den Herd
gelegt, damit sie härter werden und sich nicht so schnell öffnen. Ein
„richtiger“ Taco besteht aus zwei übereinandergelegten Tortillas. Frittierte,
gerollte Tacos nennt man Tacos dorados. Quesadillas sind
zusammengeklappte, mit Käse und eventuell weiteren Zutaten gefüllte Tortillas.
Sie werden auch häufig zum Frühstück gegessen. (Ich bekomme immer Tortillas mit
Käse und Kochschinken.) Gorditas (Dicke) erhält man, wenn man die
Tortillas während dem Backen seitlich aufschneidet und mit Gemüse oder
Fleisch füllt. Burritos sind meist in Tortillas eingerollte Bohnen mit
Fleischstückchen und aktuell mein Lieblingsfrühstück. Chilaquiles sind
kleingeschnittene, geröstete Tortillas, die mit einer pikanten Soße
ausschließlich zum Frühstück gegessen werden. Sehr häufig werden hier auch Bohnen
(Frijoles) gegessen, dabei spreche ich nicht von grünen Bohnen,
sondern von braunen Bohnen, die ich hier mindestens zwei Mal am Tag in Form von
Bohnenbrei zu mir nehme. Tamales sind ein weiteres typisches
mexikanisches Gericht, dass ich seit meiner Zeit in Durango echt gerne esse und
auch schon selbst kochen durfte. Dazu nimmt man ein Mais- oder Bananenblatt und
bestreicht dies mit Maisbrei. Darauf kommt dann Fleisch (meistens Hühnchen)
oder Peperoni, bevor das Ganze dann zusammengefaltet und mit Dampf gegart wird.
Am besten schmecken Tamales, wenn man sie wiederaufwärmt, in dem man sie auf
den Herd legt, bis die Blätter außen schwarz und der Maisbrei innen knusprig
wird.
Ein für Mexiko
typische Suppe ist Pozole. Pozole enthält eine spezielle Maissorte und
Hühnchen- oder Rindfleisch. Wahlweise kommen dann noch Radieschen, Zwiebeln und
Koreander hinzu. Des Weiteren gibt es hier noch zwei Gemüsesorten, von denen
ich vorher noch nie gehört habe: Nopales (ein Kaktus, dessen Blätter
gegessen werden) und Chayote (einem Kürbisgewächs). Prinzipiell wird
hier alles mit Chile (in Form von Chilipulver, klein geschnittener
Peperoni oder Salsa in allen Schärfegraden) und Limón (Limette) gegessen
und beides ist für mich schon fast nicht mehr wegzudenken. Ein Essen ohne
Chile, auch das Frühstück, erscheint mir schon fast „langweilig“ und fad. Brot,
das bei uns ja eines der Hauptnahrungsmittel ist, wird hier kaum gegessen und
„pan“, das man mit „Brot“ übersetzt, sind immer süße Teilchen.
Früchte
Ich habe in
meinem ganzen Leben noch nie eine so große Früchteauswahl gehabt, wie hier in
Mexiko. Zunächst gibt es hier alle Früchte, die auch in Deutschland üblich sind
wie Äpfel (manzana), Birnen (pera), Bananen (platano), Pfirsiche (durazno),
Aprikosen (chabacano) und Erdbeeren (fresa). Darüber hinaus sind hier auch für
uns exotischere Früchte üblich, die ich schon vorher gekannt habe, wie
Ananas (piña), Orangen (naranja), Mango (mango), Papaya (papya), Wassermelone
(sandía), Honigmelone (melón) und Granatapfel (granada, die Kerne der
Granatäpfel hier sind allerdings nicht rot, sondern schwarz). Und dann gibt es
noch Früchte, von denen ich vorher noch nie gehört hatte: Guayaba
(Aprikosengroße, gelbe Früchte mit sehr vielen Kernen), Tuna (eine grüne oder
rote Kaktusfrucht), Jicama (eine Wurzelknolle, erinnert vom Aussehen stark an
Kolrabi und wird hauptsächlich mit Chilipulver und Limone gegessen), Guanabana
(eine fast Melonen große Frucht, die von außen grün ist und ein weißes
Fruchtfleisch besitzt, dessen Konsistenz eine Mischung aus „Glibber“ und
faserig ist) und Tamarindo (sehen in ihrer Hülse aus, wie große, getrocknete
Erbsen, sie werden hauptsächlich für „Aguas“ oder Süßigkeiten verwendet).
Getränke
Am häufigsten
trinkt man hier Refrescos (Fanta, Cola,…) und Aguas de… (Wasser
aus…). Aguas werden hergestellt, in dem man eine Frucht (Limone, Orange,
Ananas, Erdbeeren, Papaya, Tamarindo, Guayaba,…) auspresst oder püriert, mit
Wasser verdünnt und Zucker hinzufügt. Horchata ist ein Getränk aus Reis,
Zucker und Wasser, das kalt getrunken wird und sehr erfrischend ist. Atole wird
hauptsächlich im Winter getrunken, da es warm zu sich genommen wird. Es besteht
aus Maismehl, das mit Wasser oder Milch aufgekocht wird. Atole ist sehr
sättigend und kann im Bedarfsfall auch eine Mahlzeit ersetzen.
Typische
alkoholische Getränke sind Cerveza (Bier), Mezcal und der bekannte Tequila. Mezcal
ist ein Agavenschnaps in dessen Flasche ein Wurm als Echtheitsgarantie
schwimmt. Derjenige, der die Flasche leer macht, isst den Wurm mit. Tequila
wird aus der Maguey-Agave hergestellt. Als Tequila darf nur der Schnaps
bezeichnet werden, der aus dem Bundesstaat Jalisco kommt, in dem wir wohnen.
Tequila wird hier auf zwei Weisen getrunken: Als „Shot“ mit Salz und
Limone (erst ein bisschen Salz essen, dann der Tequila und anschließend in die
Limone beißen) oder mit Refresco (Zitronenlimo/Wasser mit Limone) gemischt.
Süßigkeiten
Natürlich
bekommt man hier in Mexiko auch Süßigkeiten wie Schokolade oder Gummibärchen zu
kaufen. Allerding sind diese im Verhältnis teurer als in Deutschland, weshalb
ich seit 1/2 Jahr mit sehr wenigen Ausnahmen auf sie verzichte und mich mit den
mexikanischen Süßigkeiten angefreundet habe.
Die wohl
typischste mexikanische Süßigkeit ist eine Masse aus Tamarindo mit
Chile. Als ich dies zum ersten Mal probiert habe, hätte ich es am liebsten
wieder ausgespuckt, mittlerweile esse ich es aber echt gerne. Des Weiteren isst
man hier viel Coco, Blöcke aus geraspelter Kokosnuss. Das Original Coco
ist weiß mit einem rosa Rand. Es wird aber auch viel Coco in den Nationalfarben
verkauft. Coco de… sind kleine Röllchen aus Kokosnuss mit verschiedenen
Geschmacksrichtungen. Die Erdnussriegel werden als Palanquetas bezeichnet.
Eine weitere typische Süßigkeit ist Cajeta. Sie wird aus Milch und
Zucker hergestellt und erinnert entfernt an Caramel. Je nach Mischverhältnis
ist Cajeta eine zähe Masse oder ein fester Block. Die zähflüssige Masse wird
meist mit Keksen gegessen. Jamonsillo ist Cajeta in Blockform mit
Nüssen. Borrachitos (Betrunkene) sind eine Art Gummibärchen, die meist
mit Tequila oder anderen Getränken (meist alkoholisch oder Café) gefüllt sind
und dadurch das Ganze cremig werden lassen. Statt Marzipan isst man hier Mazapan,
das nicht aus Mandeln, sondern aus Erdnüssen hergestellt wird.
Am Anfang war
für mich die Umstellung auf das mexikanische Essen nicht einfach und ich hatte,
genau wie andere Freiwillige, Verdauungsprobleme. Dieses Phänomen wird hier als
Montezumas Rache bezeichnet. Montezuma II war einer der letzten aztekischen
Herrscher. Er soll kurz vor seinem Tod bei der Eroberung der Spanier einen
Fluch ausgesprochen haben, dem zu Folge alle Eindringlinge seine Rache zu
spüren bekommen würden und furchtbar leiden müssten.“
10.03.2016
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