Dienstag, 22. April 2025

Bewegung


Predigt Ostersonntag 2025 | Hamburg -
Ostern bringt in Bewegung

Les: Apg 10,34a.37-43; Kol 3,1-3 oder 1Kor 5,6b-8; Joh 20,1-18

1/ Bewegung

Da ist etwas in Bewegung gekommen. Das Evangelium vom Ostermorgen berichtet zunächst von Maria, die am frühen Morgen, kurz nachdem sie entdeckt hatte, dass der Stein nicht mehr vor dem Grab lag, zu Simon Petrus und zu dem anderen Jünger lief, um Ihnen davon zu berichten. Dann laufen diese beiden Jünger zum Grab, der eine schneller als der andere. Sie beugen sich vor bzw. gehen in das Grab hinein und sehen - nichts. Nur die Leinenbinden und das Schweißtuch. Sie gehen wieder nach Hause zurück.

Maria geht zum Grab, beugt sich hinein und sieht die Engel, wendet sich um, sieht Jesus und er kennt ihn nicht. Sie spricht mit ihm und denkt, es sei der Gärtner, bis er sie beim Namen ruft. Da erkennt sie ihn. Sie geht zu den anderen Jüngern und erzählt Ihnen, was er ihr gesagt hat.

Ostern bringt in Bewegung. Nach dem Karfreitag, an dem die Frauen mit der Mutter Jesu beim Kreuz standen, in ihrer Trauer verharren und dabeibleiben konnten; und nach dem Karsamstag, an dem mit dem erschreckenden Tod alles zum Stillstand gekommen ist, geschieht nun plötzlich Aufbruch, Umwendung, Bewegung.

Jesus Christus, der am Kreuz starb und begraben wurde, er lebt! Der im Tod war hat den Tod überwunden! Die trauernde Maria (ihr Blick ist von Tränen getrübt), wendet sich um und hört den Klang der Stimme, die sie beim Namen ruft. Und dann erkennt sie ihn, der ihr Leben verwandelt, weil seines verwandelt ist.

2/ world changing

Kurz vor Ostern bekam ich eine E-Mail-Nachricht von einem Mann, der heute Abend getauft wird, mit dem Betreff „world changing“. In dieser E-Mail berichtet er von den Bewegungen und Veränderungen, die in seinem Leben in den vergangenen Monaten mit der Vorbereitung auf die Taufe geschehen sind. Und vielleicht geht es nicht nur ihm so, vielleicht werden auch anderen von Ihnen sagen: Meine Welt hat sich verändert; oder: ich habe einen neuen Blick auf die Dinge, oder: meine Haltung zum Leben hat sich verändert, ausgehend von der Dankbarkeit für das Leben und für alles das, was in Ihrem Leben geschieht, ohne, dass sie das selbst vollständig begreifen können.

Ich denke, sie alle, die heute getauft werden oder in die Kirche aufgenommen und gefirmt werden, werden auf die ein oder andere Weise sagen, dass sich bei Ihnen in den vergangenen Monaten etwas verändert hat. Es ist etwas in Bewegung gekommen, in ihnen, um sie herum, mit ihnen. Diese Veränderungen haben damit zu tun, dass sie sich auf die Suche gemacht haben und sich haben ansprechen lassen.

3/ Berufung

Am Anfang des Wirkens Jesu im Johannesevangelium steht die Berufung seiner Jünger mit der einfachen Frage: „Was sucht ihr?“ (Joh 1,35) Und der gleichen Fragen begegnen wir am Ende, im Osterevangelium, noch einmal. Jesus fragt Maria Magdalena: „Wen suchst du?“ (Joh 20,15) Es ist die gleiche Frage, und doch ist sie anders, verändert. Bei den Jüngern, hier bei Maria Magdalena, ist aus der unpersönlichen Sinnsuche („was suchst du?“) eine persönliche Beziehung zu einem Menschen geworden („Wen suchst du?“)

Und wie ist das bei Ihnen? Auch Sie haben etwas bzw. jemanden gesucht, sonst hätten Sie sich nicht auf den Kurs und die Vorbereitung eingelassen. Sie haben sich diese Frage stellen lassen und in den vergangenen Monaten versucht, darauf eine Antwort zu geben. Vielleicht hat sich auch bei Ihnen diese Frage in den letzten Monaten verändert. Was würden Sie heute auf diese Frage antworten? Was oder wen suchst Du?

Die Hinwendung zu Jesus Christus, die sie heute vollziehen, ist die Antwort auf Ihre Berufung. Taufe ist Berufung! Sie werden auf den Namen des dreieinen Gottes getauft- und mit ihrem Namen gerufen und gesalbt.

4/ Wandlung

Ostern ist etwas in Bewegung gekommen. Es verwandelt sich etwas. Veränderung ist nicht immer leicht, manchmal ist sie mit Trauer mit Abschied und Neubeginn, manchmal auch mit Mühe verbunden. Tatsächlich reicht das, was wir an Ostern feiern, viel tiefer, als wir verstehen können. Jesus ist bis in die Tiefen des Todesreiches hinabgestiegen. Ostern bedeutet neues Leben, aber nicht so, wie man im Computerspiel ein neues Leben bekommt und einfach von vorne beginnt. Ostern ist eine Transformation, eine Verwandlung von Leben.

Das Bild vom Schmetterling ist bekannt. Es wird oft genommen, um dieses neue Leben zu verdeutlichen: wie die Raupe sich einpuppt und dann aus dem Kokon der neue Schmetterling schlüpft, so ist auch das neue, das ewige Leben, das Jesus vom Vater geschenkt wird, eine ganz neue Wirklichkeit und nicht einfach eine Fortsetzung des gleichen.

Erst vor kurzem habe ich erfahren, wie das mit der Raupe eigentlich geschieht. Sie wird nicht einfach umgebaut, so hatte ich gedacht, so einen aus einem Bein ein Flügel wird oder so, sondern die Raupe löst sich im Kokonvölkern ständig auf, es ist nur noch eine flüssige Masse vorhanden und aus der DNA entsteht dann ein neuer Schmetterling wunderbar

Auch die Wandlung und Transformation, die mit dem Glauben verbunden ist, um als neue Menschen zu leben, ist schwieriger, manchmal aufreibender Weg. Unsere Sicht verändert sich, unser Blick unser Verstehen. Und oft erahnen wir nur, was es bedeutet, dass Gott sich aus Liebe für uns hingegeben hat. Amen.

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