Predigt Ostersonntag 2025 | Hamburg - Ostern bringt in Bewegung
Les: Apg 10,34a.37-43; Kol 3,1-3
oder 1Kor 5,6b-8; Joh 20,1-18
1/ Bewegung
Da ist etwas in Bewegung
gekommen. Das Evangelium vom Ostermorgen berichtet zunächst von Maria, die am
frühen Morgen, kurz nachdem sie entdeckt hatte, dass der Stein nicht mehr vor
dem Grab lag, zu Simon Petrus und zu dem anderen Jünger lief, um Ihnen davon zu
berichten. Dann laufen diese beiden Jünger zum Grab, der eine schneller als der
andere. Sie beugen sich vor bzw. gehen in das Grab hinein und sehen - nichts.
Nur die Leinenbinden und das Schweißtuch. Sie gehen wieder nach Hause zurück.
Maria geht zum Grab, beugt sich
hinein und sieht die Engel, wendet sich um, sieht Jesus und er kennt ihn nicht.
Sie spricht mit ihm und denkt, es sei der Gärtner, bis er sie beim Namen ruft.
Da erkennt sie ihn. Sie geht zu den anderen Jüngern und erzählt Ihnen, was er
ihr gesagt hat.
Ostern bringt in Bewegung. Nach
dem Karfreitag, an dem die Frauen mit der Mutter Jesu beim Kreuz standen, in ihrer
Trauer verharren und dabeibleiben konnten; und nach dem Karsamstag, an dem mit
dem erschreckenden Tod alles zum Stillstand gekommen ist, geschieht nun
plötzlich Aufbruch, Umwendung, Bewegung.
Jesus Christus, der am Kreuz
starb und begraben wurde, er lebt! Der im Tod war hat den Tod überwunden! Die
trauernde Maria (ihr Blick ist von Tränen getrübt), wendet sich um und hört den
Klang der Stimme, die sie beim Namen ruft. Und dann erkennt sie ihn, der ihr
Leben verwandelt, weil seines verwandelt ist.
2/ world changing
Kurz vor Ostern bekam ich eine
E-Mail-Nachricht von einem Mann, der heute Abend getauft wird, mit dem Betreff „world
changing“. In dieser E-Mail berichtet er von den Bewegungen und Veränderungen,
die in seinem Leben in den vergangenen Monaten mit der Vorbereitung auf die
Taufe geschehen sind. Und vielleicht geht es nicht nur ihm so, vielleicht
werden auch anderen von Ihnen sagen: Meine Welt hat sich verändert; oder: ich
habe einen neuen Blick auf die Dinge, oder: meine Haltung zum Leben hat sich verändert,
ausgehend von der Dankbarkeit für das Leben und für alles das, was in Ihrem Leben
geschieht, ohne, dass sie das selbst vollständig begreifen können.
Ich denke, sie alle, die heute
getauft werden oder in die Kirche aufgenommen und gefirmt werden, werden auf
die ein oder andere Weise sagen, dass sich bei Ihnen in den vergangenen Monaten
etwas verändert hat. Es ist etwas in Bewegung gekommen, in ihnen, um sie herum,
mit ihnen. Diese Veränderungen haben damit zu tun, dass sie sich auf die Suche
gemacht haben und sich haben ansprechen lassen.
3/ Berufung
Am Anfang des Wirkens Jesu im
Johannesevangelium steht die Berufung seiner Jünger mit der einfachen Frage:
„Was sucht ihr?“ (Joh 1,35) Und der gleichen Fragen begegnen wir am Ende, im
Osterevangelium, noch einmal. Jesus fragt Maria Magdalena: „Wen suchst du?“
(Joh 20,15) Es ist die gleiche Frage, und doch ist sie anders, verändert. Bei
den Jüngern, hier bei Maria Magdalena, ist aus der unpersönlichen Sinnsuche („was
suchst du?“) eine persönliche Beziehung zu einem Menschen geworden („Wen suchst
du?“)
Und wie ist das bei Ihnen? Auch
Sie haben etwas bzw. jemanden gesucht, sonst hätten Sie sich nicht auf den Kurs
und die Vorbereitung eingelassen. Sie haben sich diese Frage stellen lassen und
in den vergangenen Monaten versucht, darauf eine Antwort zu geben. Vielleicht
hat sich auch bei Ihnen diese Frage in den letzten Monaten verändert. Was
würden Sie heute auf diese Frage antworten? Was oder wen suchst Du?
Die Hinwendung zu Jesus Christus,
die sie heute vollziehen, ist die Antwort auf Ihre Berufung. Taufe ist
Berufung! Sie werden auf den Namen des dreieinen Gottes getauft- und mit ihrem
Namen gerufen und gesalbt.
4/ Wandlung
Ostern ist etwas in Bewegung
gekommen. Es verwandelt sich etwas. Veränderung ist nicht immer leicht,
manchmal ist sie mit Trauer mit Abschied und Neubeginn, manchmal auch mit Mühe
verbunden. Tatsächlich reicht das, was wir an Ostern feiern, viel tiefer, als wir
verstehen können. Jesus ist bis in die Tiefen des Todesreiches hinabgestiegen.
Ostern bedeutet neues Leben, aber nicht so, wie man im Computerspiel ein neues
Leben bekommt und einfach von vorne beginnt. Ostern ist eine Transformation,
eine Verwandlung von Leben.
Das Bild vom Schmetterling ist
bekannt. Es wird oft genommen, um dieses neue Leben zu verdeutlichen: wie die
Raupe sich einpuppt und dann aus dem Kokon der neue Schmetterling schlüpft, so
ist auch das neue, das ewige Leben, das Jesus vom Vater geschenkt wird, eine
ganz neue Wirklichkeit und nicht einfach eine Fortsetzung des gleichen.
Erst vor kurzem habe ich
erfahren, wie das mit der Raupe eigentlich geschieht. Sie wird nicht einfach
umgebaut, so hatte ich gedacht, so einen aus einem Bein ein Flügel wird oder
so, sondern die Raupe löst sich im Kokonvölkern ständig auf, es ist nur noch
eine flüssige Masse vorhanden und aus der DNA entsteht dann ein neuer
Schmetterling wunderbar
Auch die Wandlung und
Transformation, die mit dem Glauben verbunden ist, um als neue Menschen zu
leben, ist schwieriger, manchmal aufreibender Weg. Unsere Sicht verändert sich,
unser Blick unser Verstehen. Und oft erahnen wir nur, was es bedeutet, dass
Gott sich aus Liebe für uns hingegeben hat. Amen.
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