Les: Apg 5,12-16; Offb
1,9-11a.12-13.17-19; Joh 20,19-31
„Was für ein Osterfest!“, so schrieb mir eine Bekannte in den vergangenen Tagen. Mit dem Tod von Papst Franziskus am Ostermontag und dem Abschied von Erzbischof Werner bleiben diese Tage im heiligen Jahr hier in Hamburg für viele Menschen sicherlich in besonderer Erinnerung. Ostern 2025 - drei Gedanken dazu.
1/ persönlich und
gemeinschaftlich
Vielleicht haben manche dieses
kleine Video vom Mittwoch gesehen, von Schwester Geneviève Jeanningros, 82
Jahre, eine „kleine Schwester“ aus Frankreich, die mit Papst Franziskus seit
vielen Jahren befreundet war und an seinem Sarg Abschied nehmen wollte. Ein
blaues Ordensgewand, ein abgesetzter Rucksack, ein Taschentuch in den Händen,
viel mehr sieht man nicht von ihr, aber man erkennt ihre Liebe. Sie lebte
jahrelang unter Zirkusleuten, Obdachlosen, Transgender-Menschen und begleitete
sie oft zur Audienz beim Papst. Sie stand am Sarg, offensichtlich laut
Protokoll völlig deplatziert, hielt sich nicht an die Reihenfolge und betete.
Nachher sagte sie, Franziskus sei für sie ein Vater, ein Bruder, ein Freund
gewesen, und sie wollte ihm noch einmal die Menschen bringen, die ihr
anvertraut sind.
Abschied, Dankbarkeit, Trauer,
Freude über das neue Leben, das uns mit dem Tod und der Auferstehung Jesu
geschenkt wurde, das hat stets eine gemeinschaftliche und eine persönliche
Dimension!
Im Johannes-Evangelium, aus dem
wir gerade gehört haben, ist die Erscheinung Jesu vor allen Jüngern am
Osterabend gerahmt von zwei ganz persönlichen Begegnungen mit dem Auferstandenen.
Am Morgen mit Maria von Magdala am Grab und am Sonntag nach einer Woche mit
Thomas, dem Zwilling, der am Osterabend nicht dabei gewesen war. Aber auch
diese beiden persönlichen Erfahrungen haben etwas mit der Gemeinschaft zu tun:
Maria von Magdala geht zu den Jüngern und bringt Ihnen die Osterbotschaft. Die
Begegnung mit Thomas, die persönliche Hinwendung an ihn, und wie Jesus auf
seine Fragen und seine Zweifel eingeht, geschieht mitten unter den anderen.
Das ist vielleicht die erste
Botschaft, die wir heute Abend hören dürfen: im Tod und im Leben, beim Abschied,
in der Trauer, in der Dankbarkeit, in der Freude - in allem, was wir als
bedeutsam in unserer Gottes Beziehung ansehen, brauchen wir die anderen.
Ostererfahrung wird nicht im stillen Kämmerlein zuteil. Es gibt an Ostern keine
private Erbauung im Wohnzimmer. Auch wenn Gebet oft in Stille geschieht, auch
wenn wir manchmal den Rückzug brauchen, auch die Einsamkeit und selbst wenn wir
in Trauer uns einsam und verlassen fühlen: es ist das Bild von der Versammlung
der Jüngerinnen und Jünger und Jesus in ihrer Mitte (V19 und V26!), das uns
Ostern werden lässt, d.h. Begegnung mit dem Herrn schenkt.
2/ Wunder und Wunden
Das Wunder der Auferstehung ist
für Thomas durch die Erzählung der anderen Jünger nicht nachvollziehbar. Was
wir an Ostern feiern, übersteigt unseren Verstand. Ein Mensch mit einem Leib,
der durch verschlossene Türen gehen kann? Im Zentrum der Erzählung aus dem
Johannes Evangelium steht aber nicht das Wunderhafte, sondern vielmehr das Wunderbare:
die Wirkungen der Auferstehung. Der Auferstandene schenkt Frieden, Vergebung,
Freude.
Thomas erkennt den Herrn an
seinen Wunden. Die Auferstehung ist kein Wunder, dass einen reinen, neuen Leib
erzeugt, sondern es bleiben die Male der Nägel, die Seitenwunde, die
Erfahrungen und das Leid bestehen und werden doch verwandelt. „Durch seine
heiligen Wunden, die leuchten in Herrlichkeit, behüte und bewahre uns Gott der
Herr“, so beten wir beim Entzünden der Osterkerze.
Das Leid ist nicht weggewischt,
aber das Leiden am Leiden ist vorüber und genau das schenkt Trost. [Etymologisch
gibt es zwischen Wunder und Wunden keine Verbindung, inhaltlich aber offenbar
schon].
3/ anhauchen und empfangen
Und ein dritter Gedanke: die
Erfahrung des auferstandenen Jesus ist damit verbunden, dass Jesus seine
Jüngerinnen und Jünger anhauchte. Diese Anhauchung erinnert an
das erste Anhauchen Gottes bei Erschaffung des Menschen, so wie im Buch Genesis
erzählt wird: „Gott, blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu
einem lebendigen Wesen.“ (Gen 2,7) Diese erste Hauchung war durch die
freiwillig begangenen Sünden ausgelöscht worden. Nun schenkt Jesus seinen Jüngern
neues Leben und er befreit sie aus der Bedrängnis.
Ob nun diese Anschauung selbst
schon die Geistgabe ist (durch Jesus Christus), oder ob es die Vorbereitung auf
die Geistgabe von oben ist (von Gott Vater), darum ist viel gestritten worden.
In jedem Fall ist es ein Akt der Neuschöpfung: neues Leben wird geschenkt. Das
neue Leben gründet dem Tod und in der Hingabe Jesu, wird im sehenden Erkennen
angeeignet und im Sündennachlass weiter geschenkt. Leben empfangen und
weitergeben. Das ist unser Dienst. Halleluja! Was für ein Osterfest!
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