Montag, 28. April 2025

Ostern 2025


Predigt 2. Sonntag der Osterzeit C | Hamburg 2025

Les: Apg 5,12-16; Offb 1,9-11a.12-13.17-19; Joh 20,19-31

„Was für ein Osterfest!“, so schrieb mir eine Bekannte in den vergangenen Tagen. Mit dem Tod von Papst Franziskus am Ostermontag und dem Abschied von Erzbischof Werner bleiben diese Tage im heiligen Jahr hier in Hamburg für viele Menschen sicherlich in besonderer Erinnerung. Ostern 2025 - drei Gedanken dazu.

1/ persönlich und gemeinschaftlich

Vielleicht haben manche dieses kleine Video vom Mittwoch gesehen, von Schwester Geneviève Jeanningros, 82 Jahre, eine „kleine Schwester“ aus Frankreich, die mit Papst Franziskus seit vielen Jahren befreundet war und an seinem Sarg Abschied nehmen wollte. Ein blaues Ordensgewand, ein abgesetzter Rucksack, ein Taschentuch in den Händen, viel mehr sieht man nicht von ihr, aber man erkennt ihre Liebe. Sie lebte jahrelang unter Zirkusleuten, Obdachlosen, Transgender-Menschen und begleitete sie oft zur Audienz beim Papst. Sie stand am Sarg, offensichtlich laut Protokoll völlig deplatziert, hielt sich nicht an die Reihenfolge und betete. Nachher sagte sie, Franziskus sei für sie ein Vater, ein Bruder, ein Freund gewesen, und sie wollte ihm noch einmal die Menschen bringen, die ihr anvertraut sind.

Abschied, Dankbarkeit, Trauer, Freude über das neue Leben, das uns mit dem Tod und der Auferstehung Jesu geschenkt wurde, das hat stets eine gemeinschaftliche und eine persönliche Dimension!

Im Johannes-Evangelium, aus dem wir gerade gehört haben, ist die Erscheinung Jesu vor allen Jüngern am Osterabend gerahmt von zwei ganz persönlichen Begegnungen mit dem Auferstandenen. Am Morgen mit Maria von Magdala am Grab und am Sonntag nach einer Woche mit Thomas, dem Zwilling, der am Osterabend nicht dabei gewesen war. Aber auch diese beiden persönlichen Erfahrungen haben etwas mit der Gemeinschaft zu tun: Maria von Magdala geht zu den Jüngern und bringt Ihnen die Osterbotschaft. Die Begegnung mit Thomas, die persönliche Hinwendung an ihn, und wie Jesus auf seine Fragen und seine Zweifel eingeht, geschieht mitten unter den anderen.

Das ist vielleicht die erste Botschaft, die wir heute Abend hören dürfen: im Tod und im Leben, beim Abschied, in der Trauer, in der Dankbarkeit, in der Freude - in allem, was wir als bedeutsam in unserer Gottes Beziehung ansehen, brauchen wir die anderen. Ostererfahrung wird nicht im stillen Kämmerlein zuteil. Es gibt an Ostern keine private Erbauung im Wohnzimmer. Auch wenn Gebet oft in Stille geschieht, auch wenn wir manchmal den Rückzug brauchen, auch die Einsamkeit und selbst wenn wir in Trauer uns einsam und verlassen fühlen: es ist das Bild von der Versammlung der Jüngerinnen und Jünger und Jesus in ihrer Mitte (V19 und V26!), das uns Ostern werden lässt, d.h. Begegnung mit dem Herrn schenkt.

2/ Wunder und Wunden

Das Wunder der Auferstehung ist für Thomas durch die Erzählung der anderen Jünger nicht nachvollziehbar. Was wir an Ostern feiern, übersteigt unseren Verstand. Ein Mensch mit einem Leib, der durch verschlossene Türen gehen kann? Im Zentrum der Erzählung aus dem Johannes Evangelium steht aber nicht das Wunderhafte, sondern vielmehr das Wunderbare: die Wirkungen der Auferstehung. Der Auferstandene schenkt Frieden, Vergebung, Freude.

Thomas erkennt den Herrn an seinen Wunden. Die Auferstehung ist kein Wunder, dass einen reinen, neuen Leib erzeugt, sondern es bleiben die Male der Nägel, die Seitenwunde, die Erfahrungen und das Leid bestehen und werden doch verwandelt. „Durch seine heiligen Wunden, die leuchten in Herrlichkeit, behüte und bewahre uns Gott der Herr“, so beten wir beim Entzünden der Osterkerze.

Das Leid ist nicht weggewischt, aber das Leiden am Leiden ist vorüber und genau das schenkt Trost. [Etymologisch gibt es zwischen Wunder und Wunden keine Verbindung, inhaltlich aber offenbar schon].

3/ anhauchen und empfangen

Und ein dritter Gedanke: die Erfahrung des auferstandenen Jesus ist damit verbunden, dass Jesus seine Jüngerinnen und Jünger anhauchte. Diese Anhauchung erinnert an das erste Anhauchen Gottes bei Erschaffung des Menschen, so wie im Buch Genesis erzählt wird: „Gott, blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen.“ (Gen 2,7) Diese erste Hauchung war durch die freiwillig begangenen Sünden ausgelöscht worden. Nun schenkt Jesus seinen Jüngern neues Leben und er befreit sie aus der Bedrängnis.

Ob nun diese Anschauung selbst schon die Geistgabe ist (durch Jesus Christus), oder ob es die Vorbereitung auf die Geistgabe von oben ist (von Gott Vater), darum ist viel gestritten worden. In jedem Fall ist es ein Akt der Neuschöpfung: neues Leben wird geschenkt. Das neue Leben gründet dem Tod und in der Hingabe Jesu, wird im sehenden Erkennen angeeignet und im Sündennachlass weiter geschenkt. Leben empfangen und weitergeben. Das ist unser Dienst. Halleluja! Was für ein Osterfest!

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