Zum Tod von Papst Franziskus.
Erinnern Sie sich an den 13. März
2013? Es war der Tag der Wahl von Papst Franziskus. Am Abend trat er auf den Balkon
und begrüßte nach seiner Wahl die Gläubigen auf dem Petersplatz. Ich war damals
in Argentinien und ich habe das
Erstaunen und die Ratlosigkeit der Mitbrüder erlebt, was diese Wahl bedeuten
wird für die Kirche und für unsere Ordensgemeinschaft.
Ich bin ihm persönlich nie begegnet, aber vielen seiner Weggefährten und ich
habe viele seiner Schriften mit großem Gewinn gelesen, aus seiner Zeit als
Jesuit, und aus seiner Zeit als Papst. Ich denke an einen wahren Vater, ein
herausforderndes Vorbild, und einen Verbündeten im Gebet.
An dem Abend nach seiner Wahl 2013,
als er die Gläubigen auf dem Petersplatz begrüßte, finden wir in seinen ersten
Worten bereits zwei wesentliche Dimensionen seines Dienstes: die Bedeutung des
gemeinsamen Gehens, Bischof und Volk, auf einem Weg der Brüderlichkeit, Liebe,
des Vertrauens und der Hoffnung; und die Zentralität des Gebets, insbesondere
des Fürbittgebets.
a/ Die weltweite Bischofssynode
und der Aufmerksamkeit gegenüber der Synodalität als konstitutive Dimension des
Kirche-Seins, zeigt deutlich dieses „gemeinsame Gehen“. Dies vermindert in
keiner Weise den Primat des Petrus oder die Verantwortung der Bischöfe; im
Gegenteil, es ermöglicht, diese Verantwortung mit der bewussten Teilnahme aller
Getauften, des Gottesvolkes auf dem Weg, auszuüben, indem die Anwesenheit und
das Wirken des Herrn durch seinen Heiligen Geist im Leben der kirchlichen
Gemeinschaft erkannt werden.
b/ Die Einladung zum Gebet, die
er in jener Nacht allen Gläubigen machte, ist in unserer Erinnerung fest
verankert: „Lasst uns gemeinsam beten, Bischof und Volk. Ich bitte euch, für
mich zu beten, dass der Herr mich segnen möge.“ Während seines Pontifikats
schloss er stets seine Reden, einschließlich des Angelus am Sonntag, mit
derselben Einladung: „Bitte vergesst nicht, für mich zu beten.“ Er hörte nie
auf, uns daran zu erinnern, wie das Gebet aus dem Vertrauen auf Gott und der
Vertrautheit mit Ihm geboren wird. Im Gebet können wir das Geheimnis des Lebens
der Heiligen entdecken.
Wenn er uns Jesuiten ansprach,
betonte er stets die Bedeutung, in unserem Leben und unserer Mission genügend
Raum für das Gebet und die Aufmerksamkeit auf die geistliche Erfahrung zu
reservieren. In seinem Brief vom 6. Februar 2019, in dem er seine Zustimmung
und Bestätigung der Universalen Apostolischen Präferenzen mitteilte, schrieb er
an unseren Generaloberen: „Die erste Präferenz (den Weg zu Gott durch die
Geistlichen Übungen und die Unterscheidung zu zeigen) ist entscheidend, weil
sie die Grundvoraussetzung für die Beziehung des Jesuiten zum Herrn
voraussetzt, in einem persönlichen und gemeinschaftlichen Leben des Gebets und
der Unterscheidung. […] Ohne diese betende Haltung werden die anderen
Präferenzen keine Früchte tragen.“
Papst Franziskus hatte einen wachen Blick auf das Geschehen in der
Welt, um allen ein Wort der Hoffnung zu bieten. Die außergewöhnlichen Enzykliken
„Laudato Si'“ (2015) und „Fratelli tutti“ (2020) offenbaren eine klare Analyse
des Zustands der Menschheit und zeigen gleichzeitig im Licht des Evangeliums die
Wege auf, die Ursachen so vieler Ungerechtigkeiten zu beseitigen und Versöhnung
zu fördern.
Für Papst Franziskus war der
Dialog miteinander, zwischen politischen Gegnern oder zwischen Religionen und
Kulturen das Mittel, um Frieden und soziale Stabilität zu fördern, ein Umfeld
gegenseitigen Verstehens zu schaffen, sich füreinander zu sorgen und einander
solidarisch zu unterstützen.
Unvergesslich ist mir der Abend des
Gebets, zu dem er angesichts der Corona-Pandemie im März 2020 aufrief und er
selbst auf dem leeren Petersplatz stand
Vorbildlich ist für mich seine
ständige Sorge um den Frieden angesichts von Intoleranz und Kriegen, die das
internationale Zusammenleben bedrohen und unermessliches Leid unter den
Wehrlosesten verursachen
Prophetisch wirkte sein Mitgefühl
mit den vielen weltweit Vertriebenen, insbesondere jenen Menschen, die
gezwungen sind, ihr Leben zu riskieren, indem sie das Mittelmeer überqueren.
Wir trauern, zusammen mit vielen
Menschen auf der Erde, Katholiken und andere, über das Ende des irdischen
Lebens von Papst Franziskus. Wir tun dies aus einem tiefen Mitgefühl und mit
der festen Hoffnung auf die Auferstehung, weil unser Herr Jesus den
Menschen die Tür zum ewigen Leben geöffnet hat. Wir beklagen den Tod eines
Mannes, der sich in den Dienst der Universalkirche stellte und das Petrusamt
mehr als 12 Jahre lang ausübte. Als Jesuiten nehmen wir Abschied von einem
Mitbruder, mit dem wir dasselbe geistliche Charisma teilten und dieselbe Art,
unserem Herrn Jesus Christus nachzufolgen.
Wir sind von seinem Abschied
bewegt, und dennoch entspringt eine tiefe Dankbarkeit aus unserem Herzen
gegenüber Gott, dem Vater, reich an Barmherzigkeit, für so viel Gutes, das wir
durch den Dienst eines ganzen Lebens empfangen haben, und für die Weise, wie
Papst Franziskus die Kirche während seines Pontifikats geführt hat, in
Gemeinschaft und Kontinuität mit seinen Vorgängern, im Geist des Zweiten
Vatikanischen Konzils.
Der Herr schenke ihm die ewige
Ruhe - und das ewige Licht leuchte ihm. Herr, lass ihn ruhen in Frieden. Amen.
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