Dienstag, 22. April 2025

Franziskus


Zum Tod von Papst Franziskus.

Erinnern Sie sich an den 13. März 2013? Es war der Tag der Wahl von Papst Franziskus. Am Abend trat er auf den Balkon und begrüßte nach seiner Wahl die Gläubigen auf dem Petersplatz. Ich war damals in Argentinien und ich habe das Erstaunen und die Ratlosigkeit der Mitbrüder erlebt, was diese Wahl bedeuten wird für die Kirche und für unsere Ordensgemeinschaft.

Ich bin ihm persönlich nie begegnet, aber vielen seiner Weggefährten und ich habe viele seiner Schriften mit großem Gewinn gelesen, aus seiner Zeit als Jesuit, und aus seiner Zeit als Papst. Ich denke an einen wahren Vater, ein herausforderndes Vorbild, und einen Verbündeten im Gebet.

An dem Abend nach seiner Wahl 2013, als er die Gläubigen auf dem Petersplatz begrüßte, finden wir in seinen ersten Worten bereits zwei wesentliche Dimensionen seines Dienstes: die Bedeutung des gemeinsamen Gehens, Bischof und Volk, auf einem Weg der Brüderlichkeit, Liebe, des Vertrauens und der Hoffnung; und die Zentralität des Gebets, insbesondere des Fürbittgebets.

a/ Die weltweite Bischofssynode und der Aufmerksamkeit gegenüber der Synodalität als konstitutive Dimension des Kirche-Seins, zeigt deutlich dieses „gemeinsame Gehen“. Dies vermindert in keiner Weise den Primat des Petrus oder die Verantwortung der Bischöfe; im Gegenteil, es ermöglicht, diese Verantwortung mit der bewussten Teilnahme aller Getauften, des Gottesvolkes auf dem Weg, auszuüben, indem die Anwesenheit und das Wirken des Herrn durch seinen Heiligen Geist im Leben der kirchlichen Gemeinschaft erkannt werden.

b/ Die Einladung zum Gebet, die er in jener Nacht allen Gläubigen machte, ist in unserer Erinnerung fest verankert: „Lasst uns gemeinsam beten, Bischof und Volk. Ich bitte euch, für mich zu beten, dass der Herr mich segnen möge.“ Während seines Pontifikats schloss er stets seine Reden, einschließlich des Angelus am Sonntag, mit derselben Einladung: „Bitte vergesst nicht, für mich zu beten.“ Er hörte nie auf, uns daran zu erinnern, wie das Gebet aus dem Vertrauen auf Gott und der Vertrautheit mit Ihm geboren wird. Im Gebet können wir das Geheimnis des Lebens der Heiligen entdecken.

Wenn er uns Jesuiten ansprach, betonte er stets die Bedeutung, in unserem Leben und unserer Mission genügend Raum für das Gebet und die Aufmerksamkeit auf die geistliche Erfahrung zu reservieren. In seinem Brief vom 6. Februar 2019, in dem er seine Zustimmung und Bestätigung der Universalen Apostolischen Präferenzen mitteilte, schrieb er an unseren Generaloberen: „Die erste Präferenz (den Weg zu Gott durch die Geistlichen Übungen und die Unterscheidung zu zeigen) ist entscheidend, weil sie die Grundvoraussetzung für die Beziehung des Jesuiten zum Herrn voraussetzt, in einem persönlichen und gemeinschaftlichen Leben des Gebets und der Unterscheidung. […] Ohne diese betende Haltung werden die anderen Präferenzen keine Früchte tragen.“

Papst Franziskus hatte einen wachen Blick auf das Geschehen in der Welt, um allen ein Wort der Hoffnung zu bieten. Die außergewöhnlichen Enzykliken „Laudato Si'“ (2015) und „Fratelli tutti“ (2020) offenbaren eine klare Analyse des Zustands der Menschheit und zeigen gleichzeitig im Licht des Evangeliums die Wege auf, die Ursachen so vieler Ungerechtigkeiten zu beseitigen und Versöhnung zu fördern.

Für Papst Franziskus war der Dialog miteinander, zwischen politischen Gegnern oder zwischen Religionen und Kulturen das Mittel, um Frieden und soziale Stabilität zu fördern, ein Umfeld gegenseitigen Verstehens zu schaffen, sich füreinander zu sorgen und einander solidarisch zu unterstützen.

Unvergesslich ist mir der Abend des Gebets, zu dem er angesichts der Corona-Pandemie im März 2020 aufrief und er selbst auf dem leeren Petersplatz stand

Vorbildlich ist für mich seine ständige Sorge um den Frieden angesichts von Intoleranz und Kriegen, die das internationale Zusammenleben bedrohen und unermessliches Leid unter den Wehrlosesten verursachen

Prophetisch wirkte sein Mitgefühl mit den vielen weltweit Vertriebenen, insbesondere jenen Menschen, die gezwungen sind, ihr Leben zu riskieren, indem sie das Mittelmeer überqueren.

Wir trauern, zusammen mit vielen Menschen auf der Erde, Katholiken und andere, über das Ende des irdischen Lebens von Papst Franziskus. Wir tun dies aus einem tiefen Mitgefühl und mit der festen Hoffnung auf die Auferstehung, weil unser Herr Jesus den Menschen die Tür zum ewigen Leben geöffnet hat. Wir beklagen den Tod eines Mannes, der sich in den Dienst der Universalkirche stellte und das Petrusamt mehr als 12 Jahre lang ausübte. Als Jesuiten nehmen wir Abschied von einem Mitbruder, mit dem wir dasselbe geistliche Charisma teilten und dieselbe Art, unserem Herrn Jesus Christus nachzufolgen.

Wir sind von seinem Abschied bewegt, und dennoch entspringt eine tiefe Dankbarkeit aus unserem Herzen gegenüber Gott, dem Vater, reich an Barmherzigkeit, für so viel Gutes, das wir durch den Dienst eines ganzen Lebens empfangen haben, und für die Weise, wie Papst Franziskus die Kirche während seines Pontifikats geführt hat, in Gemeinschaft und Kontinuität mit seinen Vorgängern, im Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils.

Der Herr schenke ihm die ewige Ruhe - und das ewige Licht leuchte ihm. Herr, lass ihn ruhen in Frieden. Amen.

 

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