Montag, 8. Oktober 2018

Unter die Räuber gefallen


Als ich am Sonntagnachmittag eine Runde durch die Stadt laufen wollte und die Haustüre öffnete, lag direkt auf der Schwelle ein Obdachloser in seinem Schlafsack, quer in der Tür, und rauchte. Die Tür führt direkt ohne Stufen auf den Bürgersteig. Ich habe gegrüßt, aber war doch einigermaßen perplex. Es gibt hier viele Menschen, die auf der Straße leben und betteln. In jeder Straße sieht man einige, manchmal in Gruppen sitzend, mit Alkohol oder Zigaretten, manchmal auf Matratzen oder auf Pappe schlafend. Die Leute sagen, dass es in den letzen Jahren mehr Menschen geworden sind, die auf der Straße leben. Es gibt Einrichtungen für Obdachlose, auch die Jesuiten leiten bzw. unterstützen zwei Einrichtungen hier im Viertel: Ein Obdachlosenheim, Hogar de San José, in dem täglich fast 200 Essen ausgegeben werden und etwa 40 Männer regelmäßig übernachten. Dann noch ein Obdachlosenzentrum in der Nähe. Aber ich musste eben an diesem Sonntagnachmittag über den Mann steigen, um das Haus zu verlassen, und die Tür hinter mir mit einem langen Arm zuziehen. Fast hätte sich sein Schlafsack eingeklemmt. Er war etwa in meinem Alter. Ich habe ihn gefragt, ob es ihm gut geht - und er hat ganz normal geantwortet. Er hat nicht gebettelt, hat nichts weiter gesagt. Als ich eine Stunde später wiederkam, war er weg. Daran musste ich denken, als ich heute das Evangelium las.

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