Mittwoch, 25. Dezember 2024

Im Stall


Heiligabend 2024 | Hamburg, St. Annen 17 Uhr | Predigt 

Les: Jes 9, 1-6; Tit 2, 11-14; Lk 2, 1-14

Es sind die wohlbekannten Texte, die wir in dieser Nach hören und sie erinnern uns an ein Geschehen vor mehr als 2000 Jahren: Die Geburt des verheißenen Kindes, des Messias. Die nannten ihn „wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Fürst des Friedens.“

Diese Geschichte lesen wir heute allerdings nicht aus historischem Interesse, wir hören sie auch nicht wie Anekdoten der Großeltern über die Zeit damals, sondern das Wort Gottes spricht in unsere Zeit. Das, was damals geschah, will für uns heute eine Bedeutung gewinnen. Das Evangelium wird erzählt, für einen jeden und eine jede von uns für heute.

Doch wie kann das gehen? Wie kann ich das Wort Gottes heute Abend hören? „Wie soll ich dich empfangen und wie begegn ich dir?“ Der Weihnachtabend ist plötzlich da, aber so richtig freuen kann ich mich noch nicht. Gerade noch bin ich aus der geschäftigen Adventszeit eher unsanft hinübergestolpert und im Kopf schwirrt einem alles Mögliche herum, auch Sorgen und Angst, nur keine frommen, „besinnlichen“ Gedanken.

Und recht schnell macht sich eine Enttäuschung breit: Sollte ich als guter Christ oder als gute Christin nicht mehr erfüllt sein, mehr innerlich „brennen“, d.h. mehr Freude empfinden, über das, was wir heute Abend feiern? Warum bin ich so wenig vorbereitet, so wenig eingestimmt auf die Ankunft des Herrn? Bin ich heute Abend in der richtigen Weise hier, um Gott zu begegnen, der für mich Mensch werden will?

Am 25. Dezember 1542, also vor bald 500 Jahren, schrieb der Heilige Peter Faber in seinem geistlichen Tagebuch eine ganz ähnliche geistliche Erfahrung auf, die er am Weihnachtsmorgen gemacht hatte:

„In der ersten Messe, als ich mich vor der Kommunion kalt fühlte und betrübt war, dass meine Wohnung nicht besser bereitet sei, da überkam mich ein recht lebendiger Geist, in dem ich mit innerer und inniger Andacht … folgende Antwort vernahm: ‚Das bedeutet, dass Christus in einen Stall kommen will. Wenn du nämlich schon glühend wärest, fändest du jetzt die Menschheit deines Herrn nicht; denn du sähest geistlicherweise viel weniger einem Stall ähnlich.‘ So fand ich meinen Trost im Herrn, der in ein so kaltes Heim zu kommen geruhte.“

Faber nimmt seine innere Verfassung wahr. Die eigene Wohnung, d.h. seine Seele, in der Christus geboren werden will, ist noch nicht recht bereitet. Sie gleicht eher einem Stall. Es wäre einiges aufzuräumen, es ist manches schmutzig und recht einfach – eben für die vielen Alltagsgedanken, aber nicht für einen König.

Faber sieht seine Enge drinnen und die Weite und Größe des Ereignisses, das Heil der Welt! Und genau darin, in dieser Spannung, sieht er den Zusammenhang: Jesus wurde in einem Stall geboren, nicht in der perfekten Umgebung eines Palastes. Jesus wurde in einer Krippe geboren, in Armut und Niedrigkeit. Und genauso wie Christus diese Situation angenommen hat, wie sie ist, genauso darf auch ich meine Situation annehmen, nicht weil schon alles gut ist, sondern weil Christus es durch seine Liebe gut macht. Seine Gegenwart ist das Entscheidende, das Licht. Und dieses Leuchten in meinem Leben erkenne ich erst, wenn ich auch mein Leben ehrlich anschaue, so wie es ist.

Wie soll ich Dich empfangen? Das ist der Weg, um die Menschheit Gottes zu finden, so sagt Faber: die Welt, deine Welt so wahrzunehmen und anzunehmen, wie sie ist und sie zu lieben. Einfache Menschen und solche, die wissen, dass in ihrem Leben nicht alles perfekt ist, können das leichter als reiche Menschen. Darin finden wir die Menschlichkeit unseres Gottes. Er nimmt dich wahr, so wie du bist. Er verliert seine Göttlichkeit nicht, indem er Mensch wird, sondern er kommt als Mensch, um dich, den Menschen, zu retten und zu Gott zu führen.

Das bedeutet nicht, dass wir ohne Ehrfurcht zu ihm kommen oder dass alles egal ist. Respekt und Ehrfurcht sind wichtig. Aber sind wir jemals richtig vorbereitet, um Gott zu empfangen? In diesem Leben jedenfalls nicht, und deshalb lädt er sich selbst bei uns ein

.

Papst Franziskus sagt es so: „Gott wollte unser menschliches Leben teilen und ist deswegen in Jesus, dem wahren Gott und wahren Menschen, eins geworden mit uns. Aber mehr noch und noch überraschender: Die Anwesenheit Gottes unter den Menschen ist nicht in einer idealen, idyllischen Welt passiert, sondern in dieser realen Welt, wo es so viel Gutes und Schlechtes gibt, auch Spannungen, Bösartigkeit, Armut, Arroganz und Kriege. Er wollte in unserer Geschichte wohnen, so wie sie ist; und dadurch hat er seine barmherzige und liebevolle Neigung zu den Menschen gezeigt.“ (18.12.2023)

Wie soll ich dich empfangen? Was ist die richtige Haltung? Vielleicht probieren Sie es nachher mal, wenn Sie an der Krippe stehen, eine passende Geste zu finden, die Hände zu öffnen, um den Herrn zu empfangen. Ohne Scham, ohne Angst. So als ob sie ein neugeborenes Kind in die Arme gelegt bekommen. Ich bin kein Vater und dabei meist etwas ungelenk, habe Angst, das kostbare Leben auf die Erde fallen zu lassen. Ganz vorsichtig halten – und doch festhalten!

Ein kleines Kind, das man in den Händen hält, ergreift oft den Finger. Wenn wir uns für Gott öffnen, wenn wir ihm unsere Armen öffnen, dann ergreift er uns. Er kommt selbst auf uns zu und möchte uns an sich ziehen.

Und wenn sie nachher an der Krippe stehen, dann können Sie auch überlegen, was sie ihm geben möchten. Ein Wort des Dankes, ein Lächeln, ein ehrfürchtiges Gebet, - was ist ihre Antwort heute Abend auf das Wort, das sie anspricht?


 

Andreas Knapp: des höchsten niederkunft

 

nicht als wort

kam er zur welt

nicht als fixierter text

oder blutleeres buch

sondern fleischlich

schmerzempfindsam

in jede faser

eingeschriebene

sterblichkeit

ein einziger schrei

nach liebe

 

und sein testament

nichts schriftliches

hat er hinterlassen

nicht papieren

sein vermächtnis

sondern hingabe

mit fleisch und blut

 

aus: Andreas Knapp: ganz knapp. Gedichte an der Schwelle zu Gott. Würzburg 2020

 

Sonntag, 22. Dezember 2024

Schmetterlingseffekt


Predigt Vierter Adventssonntag C 2024 | Hamburg, Manresa – Klein und Groß

Les: Mi 5,1-4a; Hebr 10,5-10; Lk 1,39-45

Der Kontrast könnte nicht größer sein: Einerseits die Freude, die uns heute in den biblischen Texten kurz vor Weihnachten begegnet. Sie sprechen von Frieden. Und andererseits die Trauer und die Furcht, die Deutschland nach dem Anschlag in Magdeburg am vergangenen Freitag ergriffen hat.

In der Mitte steht ein Wort aus dem Hebräerbrief: Keine weiteren Opfer mehr, bitte! Keine Schlacht- und Speiseopfer mehr, keine Brand- und Sündopfer; keine Opfer von Anschlägen und Terrorangriffen, keine Opfer von Krieg und Gewalt, keine Opfer von Hass und Fremdenfeindlichkeit, keine Opfer von Rache mehr, bitte! Sondern einfach den Willen Gottes tun. So einfach ist das. Und so klar. Und doch offenbar so schwierig.

Wie kann in dieser Welt Frieden werden? Hören wir heute auf die Worte der Bibel, der Heiligen Schrift, wie der Friede in diese Welt kommt!

Predigt:

1/ Eines der bekanntesten englischen Weihnachtslieder beginnt mit dem Vers: „Oh Little Town of Bethlehem“. Bethlehem, die Geburtsstadt Jesu, war wirklich eine kleine Stadt. Sie liegt etwa 10 km südlich von Jerusalem im Gebiet Juda und war ursprünglich bedeutsam, denn es war der Heimatort des Königs Davids. Das ist allerdings damals schon fast 1000 Jahre her und Bethlehem war zur Zeit Jesu eine kleine Stadt von etwa 1000 Einwohnern. Ein Marktplatz, wenige öffentliche Gebäude. Es war wirklich nicht bedeutsam, jedenfalls nicht im Vergleich mit der großen Stadt Jerusalem, die etwa 50.000 Einwohner hatte. Bethlehem-Efrata ist für Jerusalem ungefähr das, was Henstedt-Ulzburg für Hamburg ist! Es gibt Leute, die da wohnen, aber sonst ist da eigentlich nichts los.

Doch der Prophet Micha kündigt dieser kleinen Stadt Bethlehem etwas Großes an, den Messias, den Herrscher über Israel. Ein Nachkomme Davids, aber seine Ursprünge liegen in ferner Vorzeit, d.h. in der Geschichte Gottes mit seinem Volk, als Gott ihm noch nahe war. Der, der kommen wird, wird auftreten und für das Volk Israel ein guter Hirte sein, der in der Kraft Gottes der Welt den Frieden bringt, der ganzen Welt! Er wird retten vor aller Gewalt. Sie werden in Sicherheit wohnen und in Frieden! „Er wird der Friede sein“. Welch eine Verheißung. So eine kleine Stadt und so eine großartige Verheißung.

 

2/ Im Evangelium haben wir gehört, dass sich Maria auf den Weg zu ihrer Verwandten Elisabeth machte. Sie ging zu ihr, weil der Engel Gabriel ihr kurz zuvor eine völlig ungewöhnliche und unerwartete Schwangerschaft verkündet hat. Er hat ihr die Geburt Jesu angekündigt. Als Zeichen für das besondere Wirken Gottes hat er ihr die ungewöhnliche Schwangerschaft ihrer Verwandten Elisabeth als genannt, die noch in hohem Alter ein Kind erwartete. „Denn für Gott ist nichts unmöglich.“ (Lk 1,37)

Maria geht zu Elisabeth: Möchte sie prüfen, was der Engel gesagt hat? Oder ist ihre eigene Freude so groß, dass sie sich zusammen mit ihrer Verwandten über den unverhofften Nachwuchs freuen will? Oder möchte sie in der Zeit der Schwangerschaft für Elisabeth da sein und ihr helfen? Es ist jedenfalls nur dieses eine kleine Wort des Engels, dass Maria auf dem Weg nach Juda bringt.

Maria grüßt die ältere Elisabeth und in dem Moment hüpft das Kind im Leib von Elisabeth. Elisabeth freut sich. Der kleine Johannes, obwohl noch im Mutterleib freut sich. Elisabeth wird vom Heiligen Geist erfüllt und begreift, ohne dass Maria irgendetwas erklären müsste, welch besonderer Moment das gerade ist, dass nämlich nicht nur sie schwanger ist, sondern dass auch Maria schwanger ist und dass sie die Mutter ihres Herrn die Mutter Gottes wird.

Es ist ein kleines Zeichen, diese Freude der Mutter und des Babys, und es ist eine kleine Begegnung unter Frauen, irgendwann vor 2000 Jahren, und doch ist in diesem Moment zum ersten Mal das Zeichen göttlicher Allmacht und Größe für andere Menschen offenbar, die Ankunft des Erlösers als Mensch. Elisabeth segnet Maria: „Gesegnet bist du unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.“ (Lk 1,42).

 

3/ Kleine Zeichen, große Wirkung. In dieser Welt scheinen Hass und Gewalt grenzenlos und angesichts der Aufgaben und der Herausforderung verzweifeln viele Menschen. Furcht greift um sich. Wir bauen Mauern und Zäune, um uns zu schützen. Die Politiker greifen zu großen Gesten und zu großen Waffen. Doch das ist nicht der Weg zum Frieden. Der Frieden beginnt klein, im Kleinen, mit kleinen Zeichen, auf die wir achten sollten und denen wir vertrauen sollten. Selig ist die, die geglaubt hat, was der Herr ihr sagen ließ.

Als ich heute früh in St. Annen die hl. Messe feierte, flog während der Predigt ein Schmetterling durch den Raum, der sich offenbar im Weihnachts-Baum versteckt hatte. Welch eine wunderbare Veranschaulichung von dem, was ich sagen wollte. Physikalisch kennt man den Schmetterlingseffekt. Er beschreibt genau dies, dass kleine Veränderungen eine große Wirkung haben können. Ein Flügelschlag eines Schmetterlings im Amazonasgebiet kann einen Wirbelsturm bei uns auslösen. Das ist nicht neu.

Und ja, auch kleine Gesten des Hasses und der Gewalt können große Wirkungen haben. Ein Verrückter genügt, damit 5 Menschen sterben, 200 verletzt sind und ein ganzes Land in Trauer und Angst versinkt. Das ist schlimm, aber kein Zeichen Gottes!

Gott möchte keine Opfer! Keine Schlacht- und Speiseopfer mehr, keine Brand- und Sündopfer; keine Opfer von Anschlägen und Terrorangriffen, keine Opfer von Krieg und Gewalt, keine Opfer von Hass und Fremdenfeindlichkeit, keine Opfer von Rache mehr, bitte! Sondern einfach, dass wir seinen Willen tun und auf seine Zeichen achten und ihnen trauen. So einfach ist das. Und so klar. Und doch offenbar so schwierig.

Weihnachten, das ist das kleine Kind in der Krippe, dass den Frieden bringt für die ganze Welt. Denn für Gottes nichts unmöglich. Die Spannung zwischen klein und groß ist da, vielleicht auch manchmal der Glaubens-Zweifel, aber vor allem auch die Ermutigung, dass die kleinen Worte und Gesten eine große Wirkung haben können, wenn sie in Gottes Geist geschehen.

Montag, 2. Dezember 2024

Ausblick und Rückblick


 

Predigt Erster Adventssonntag C 2024 | Hamburg

Les: Jer 33,14-16; 1Thess 3,12-4,2; Lk 21,25-28.34-36

Der Philosoph Sören Kierkegaard sagte einmal: „Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muss man es aber vorwärts.“

Die ganze Bibel ist auf die Zukunft und die kommende Welt hin orientiert, ohne die Zukunft vorherzusagen oder wahrzusagen. Die Propheten im Alten Testament und die heiligen Schriften im Neuen Testament erinnern unermüdlich daran, dass die letzte Zukunft des Menschen und des Universums in den Händen des lebendigen Gottes liegt.

1/ Zukunft

An diesem ersten Adventssonntag hören wir aus dem Buch des Propheten Jeremias, aus den Briefen des Apostels Paulus und aus dem Evangelium nach Lukas. Alle drei Texte bezeugen, dass Gott seinen Verheißungen treu bleibt, auch wenn die Ereignisse scheinbar etwas anderes nahe legen. Sie sprechen von dem, was vor uns liegt, was kommen wird.

Was auf uns zukommt ist das Gericht! Gott wird Gerechtigkeit schaffen. Das ist unsere Hoffnung. Das ist keine Drohung, denn Gott ist nicht der Ankläger, sondern der Richter. Er wird aufrichten, was zerbrochen ist, er wird die verwundeten Herzen heilen. Und er wir für Recht und Gerechtigkeit sorgen.

Alle drei Texte sprechen von dieser Hoffnung. Im Buch Jeremia wird Israel und Juda ein Nachfahre versprochen, der für Recht und Gerechtigkeit im Land sorgen wird. Der Apostel Paulus spricht von der Ankunft des Herrn mit allen seinen Engeln und Heiligen. Und das Evangelium schließlich spricht von jenem Tag, der über alle Bewohner der ganzen Erde hereinbrechen wird, dann nämlich, wenn der Menschensohn auf einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit.

Wie genau jener Tag sein wird, bleibt offen. Klar ist aber, dass es ein Augenblick der Freude ist, der Erlösung! Deshalb ist das der Blick in die Zukunft nicht von Angst geprägt, sondern von Hoffnung. Entscheidend ist für die Texte allerdings die Zeit bis dahin. Sie stellen uns vor die Frage: Wenn das alles kommt, wie möchte ich dann gelebt haben - im Rückblick sozusagen? Die Lesungen bieten uns ein paar sehr konkrete Hinweise, was helfen kann in dieser Situation, wenn wir darauf vertrauen, dass Gott seinen Verheißungen treu bleibt.

2/ Bis dahin: wachsen in der Liebe  - und wachen und beten

Im Brief an die Gemeinde in Thessaloniki lädt Paulus die Christen ein, in der Liebe zueinander und zu allen Menschen zu wachsen. Das ist ihr eigentlicher Reichtum! Warum? Weil die Liebe die Herzen stärkt. Sie lässt unsere Herzen weit werden und stark – und das hilft dabei, aufrecht, aufrichtig vor dem Herrn zu stehen: „untadelig in Heiligkeit vor Gott unserem Vater, bei der Ankunft Jesu, unseres Herrn.“

Das Evangelium ruft uns auf, zu wachen und zu beten: Was bedeutet es eigentlich zu wachen bzw. wach zu sein?

  • achtsam sein für das, was geschieht, nicht in Gedanken oder Sorgen zu versinken.
  • bei mir selbst sein, nicht mich in die Arbeit oder das reine tun zu verlieren
  • aufmerksam sein für den Moment und das was und wer mir begegnet; nicht zu träumen, was alles sein könnte
  • kritisch zu sein und zu hinterfragen, was andere behaupten oder tun
  • sich zu engagieren, innerlich bei einer Sache dabei zu sein

Das alles hört sich ziemlich anstrengend an - und dann soll man auch noch beten! Wäre es nicht viel schöner und einfacher loszulassen den lieben Gott einen guten Mann sein lassen? Relaxen und genießen?

Das Beten kommt aber, so glaube ich, beim Wachen nicht zusätzlich hinzu, als sollte man zwei Dinge tun, sondern es ist mit dem Wachen verbunden, es ist der Inhalt des Wachens und es gibt die Haltung des Wachens an: nämlich zu vertrauen! Deshalb ist wachen und beten hier nicht doppelte Kraftanstrengung, sondern die halbe!

Beten ist die Kunst, Gott etwas anzuvertrauen, ihm zu vertrauen, in den Dialog mit ihm zu treten und zu wissen, dass ich nicht allein bin.

„Beten konfrontiert uns mit der eigenen Wahrheit. Es wird alles auftauchen, was uns innerlich bewegt. Es tauchen die Konflikte der Vergangenheit auf, die Verletzungen und Wunden unserer Kindheit. Es kommt das in uns hoch, was uns gerade beschäftigt: die Sorgen um die finanzielle Zukunft, das Bangen um die Entwicklung der Kinder, das Leiden an den eigenen Ängsten, die innere Unzufriedenheit, die Unruhe. Beten ist keine Flucht vor der Wirklichkeit. Im Gebet wird die Wahrheit meines Lebens offenbar. Viele fliehen vor der Stille des Gebets. Das Gebet, in dem unsere Wahrheit offenbar wird, ist aber ein Gebet der Stille, in dem wir uns schutzlos Gott aussetzen, in dem wir alles, was in uns ist, vor Gott bringen, damit er es verwandle und heile.“ (Anselm Grün)

3/ Advent

Der Advent ist eine Zeit, in der wir nach vorne schauen und in der wir zurückblicken können. Wir können voll Hoffnung und Vertrauen nach vorne blicken. Und wir können innerlich zurückblicken und uns am Beginn der Adventszeit fragen: Wenn ich dereinst nicht mehr auf Erden bin: Wofür möchte ich gelebt haben? Wofür möchte ich wach gewesen sein? Für wen möchte ich wach geblieben sein? Hoffentlich mag uns das Beten dabei helfen. Amen.

Montag, 25. November 2024

Christ-Königs-Gesellschaft

(c) Christ-Königs-Institut, Meitingen

Predigt 34. Sonntag im Jahreskreis B, Christkönig 2024 | Hamburg

Les: Dan 7,2a.13b-14; Offb 1,5b-8; Joh 18,33b-37

Vor einer Woche, am 17. November 2024, wurde Max Josef Metzger in Freiburg selig gesprochen. Er starb vor 80 Jahren im Gefängnis der NS-Justiz in Brandenburg-Görden durch die Enthauptung. Dem Todesurteil vorangegangen war ein Prozess gegen ihn vor dem Berliner Volksgerichtshof. Er wurde verurteilt wegen Hochverrats und Einsatz für den Frieden und für die Völkerverständigung.

Max Josef Metzger, 1887 in Schopfheim bei Lörrach im Bistum Freiburg geboren, studierte Theologie und wurde Diözesan-Priester. Sein Einsatz als Feldgeistlicher im ersten Weltkrieg und die Erfahrungen dort von der Grausamkeit des Krieges und dem „nutzlosen Blutvergießen auf den Schlachtfeldern“ führten ihn dazu, sich für die Völkerverständigung in Europa einzusetzen.

Er gründete 1918 den Friedensbund deutscher Katholiken, der sich „Weltfriedensbund vom weißen Kreuz“ nannte, nach dem weißen Kreuz auf der heiligen Hostie. Dieser Bund wollte an der Versöhnung und Verständigung der Menschheit durch geistliche Erneuerung des ganzen Menschen arbeiten. 

„Metzgers Grundeinsicht lautete, dass es Frieden nur dann gibt, wenn sich die Menschen ändern. Deswegen achtet er auf den Friedenskongressen nicht nur darauf, auf welche Bedingungen für Frieden zwischen Staaten man sich einigte, sondern auch, ob man ein Wort über die geistige Notlage der Menschen verlor.“ (Henze, 34)

Die politischen Erfahrungen in der Weimarer Republik, die Erkenntnis, dass die deutschen Generäle die Reichstagsresolution nicht achteten, der Versailler Vertrag kein Friedensvertrag war und alle Länder weiter aufrüsteten, ließen ihn auf dem Internationalen Kriegsdienst-Gegner-Tag 1929 in Den Haag sagen, dass der gerechte Krieg, „wenn es ihn je gegeben hat, jedenfalls heute nur noch in der Theorie existiert. Dass der Krieg, wie er heute in Frage kommt, infolgedessen ohne Einschränkung ein Verbrechen genannt werden kann, den man mit allen nur möglichen Mitteln entgegen gesteuert werden muss.“

Nottue, den modernen Götzenstaat seines Götzentums zu entkleiden und ihn auf seine natur-rechtlich gegebenen Gewalten und Rechte zu beschränken, wozu auch die Abschaffung der allgemeinen Kriegsdienst-Pflicht gehöre. Den „radikalen Aktivismus“ für den Frieden und gegen den Krieg müsse die Friedensbewegung auf sich nehmen, „aus der Überzeugung von der göttlichen Kraft heiliger Gewaltlosigkeit im Dienst des Reiches Gottes aus der heiligen Entschlossenheit, zur Verwirklichung dieses Reiches Gottes auf der ganzen Linie. Das ist es, was den Frieden bringt, dieser Geist der letzten persönlichen Selbstaufopferung, auch um den Preis des eigenen Lebens, wie in Christus am Kreuz zahlte“, so Max Josef Metzger im Jahr 1929. 

Diese Überzeugung, Entschlossenheit und Selbstaufopferung verlangte er von sich selbst. Um wirksam zu werden, musste diese Überzeugung aber Kreise ziehen. Daher sein Bemühen um Verbündete.

Geistesverwandte fand Metzger in der ökumenischen Bewegung. Wenn der Frieden geistig vorbereitet werden muss und das Vorbild und die Ressourcen dafür im Christentum liegen, dann lag es für Metzger nahe, dass Christinnen und Christen gemeinsam auftreten und den Streit zwischen den Konfession beilegen müssten. So nahm er an den ökumenischen Versammlungen jener Zeit teil und vertrat der Überzeugung, dass alle Menschen, die ihrem Gewissen folgen und gut zu leben, versuchten, bereits in einer unsichtbaren Form mit der Kirche Christi verbunden sein.

Er gehörte zur Gründungsgeneration der „Una-Santa-Bewegung“, die damals von der katholischen Kirche noch nicht unterstützt wurde.

Er gründete eine Missionsgesellschaft, eben jene „Missionsgesellschaft vom weißen Kreuz“, ein Säkular-Institut, d.h. einen damals neuen Typ gemeinschaftlichen religiösen Lebens. Einerseits schloss sie diese Gesellschaft an die die damals zeitgenössischen Frömmigkeits¬formen an, andererseits wurde sie mit einem neuen Blick auf die Welt verknüpft. 

Die Verehrung der Hostie, der weißen Hostie mit dem weißen Kreuz, bzw. die Eucharistie-Frömmigkeit verband er mit dem Christus-König-Gedanken, also dem Bewusstsein in der Welt mithelfen zu dürfen, dass Jesus Christus in allem herrscht. 

Nach der Einführung des Christkönigfestes durch Papst Pius XI. 1925, also von nun bald 100 Jahren, wurde folgerichtig die „Missionsgesellschaft vom weißen Kreuz“ 1927 umbenannt in „Christ-Königs-Gesellschaft“. Sie gibt es bis heute als Säkularinstitut in Meitingen bei Augsburg.

Das Leben der Christ-Königs-Gesellschaft wurde genährt durch Anregungen aus der Bibel¬bewegung und der liturgischen Bewegung. Metzger war überzeugt, dass das gemeinsame Lesen der Heiligen Schrift und die Aussprache darüber am ehesten zur Innerlichkeit führen - und erst aus wahrer Innerlichkeit erwächst bekanntlich, fruchtbares Apostolat. 

In der in der Christ-Königs-Gesellschaft angeregte Christ-Königs-Verehrung, standen drei Glaubens-Einsichten im Zentrum: 

1. Christus ist der eigentliche Herrscher der Welt, nicht die scheinbar Mächtigen. 

2. Christus ist gegenwärtig in der Liturgie der Eucharistie.

3. Christus wirkt und regiert in meinem alltäglichen Leben.

Diese drei Gedanken, wenn sie tatsächlich im Leben ergriffen und angenommen werden, setzen eine große Kraft frei. Viele Menschen aus dieser Zeit setzten sich für den Frieden und die Völkerverständigung ein, einige taten es aus dieser Motivation und aus dieser Spiritualität.

Was bedeutet das für uns heute – fast 100 Jahre nach der Einführung des Hochfestes in der ganzen römisch-katholischen Kirche?

1/ Wenn Christus der eigentliche Herrscher der Welt ist, dann bedeutet das Fest Christkönig keine Absage an die politische Form Demokratie, sondern dann geht es eigentlich darum, dass sich niemand an die Stelle Gottes setzen darf, auch kein Politiker.

2/ Dann bedeutet das Fest Christkönig, dass das Zentrum unseres Glaubens die Gegenwart des Herrn in seiner Kirche, aber auch in der Welt ist, in meinem alltäglichen Leben ist - und dass alles in meinem Leben durch seine Weise des Herrschens und des Dienens geprägt sein soll.

Mögen wir uns dieser Gegenwart des Herrn immer wieder bewusst werden! Der Herr ist da!


Zitate und Anregungen aus: Barbara Henze, Zeuge einer anderen Welt. Zur Seligsprechung von Max Josef Metzger, in HK 11/2024, S. 33-36.


Montag, 18. November 2024

Auf der Bühne, vor dem Vorhang


Predigt Manresa, Hamburg 2024 - Dreiunddreißigster Sonntag B

Les: Dan 12,1-3; Hebr 10,11-14.18; Mk 13,23-32

In diesen Tagen geschehen auf der großen politischen Bühne viele Veränderungen, die ich nicht verstehe und nicht durchschauen kann. In Amerika wird ein Präsident gewählt, obwohl viele Intellektuelle und Manager vor ihm warnen. In Deutschland zerbricht die bisherige Regierung und es soll bald neu gewählt werden, obwohl vieles noch zu entscheiden ist in diesem Jahr. In Baku tagt die Weltklimakonferenz zum 29. Mal, obwohl nicht klar ist, welche Folgen die internationalen Entscheidungen überhaupt haben. Wer hat mit wem telefoniert? Ich weiß es nicht.

Dieser Eindruck, dass ich vieles, was auf der politischen Bühne läuft, nicht verstehe und durchschaue, kann zu unterschiedlichen Reaktionen führen. 

1/ Entweder ich bekomme Angst und sehe in all den Krisenmeldungen die Zeichen einer anbrechenden Katastrophe. Es wird alles immer schlimmer, besonders die Erderwärmung ist nicht zu stoppen. Einige spielen mit dieser Angst, wie der neue „Klimathriller“ von Dirk Rossmann und Ralf Hoppe. Doch viele verfallen in Depression, weil man mit Angst nicht gut leben kann: Öko-Angst („eco-anxiety“) ist inzwischen eine anerkannte Krankheit bei jungen Menschen.

2/ Oder ich wende mich einfach ab. Die Nachrichten interessieren mich nicht mehr. Ich kümmere mich um mein eigenes Glück und flüchte in den Konsum oder in den Genuss, und versuche darin Sinn und Erfüllung zu finden.

3/ Es gibt noch eine dritte Variante. Ich erkenne, dass das, was wir sehen, nur ein Teil der Wirklichkeit ist, dass es noch etwas anderes gibt. Dass wir etwas erahnen können, was doch ganz wesentlich unsere Zukunft bestimmt. 

Und ich meine bei dieser dritten Variante jetzt nicht die globalen Verschwörungstheorien, wonach irgendeine geheime Organisation ein weltweiten Plan mit uns verfolgt. Das ist absurd! Oder vielleicht genauer: die Verschwörungstheorien sind die Fehl-Formen einer Sichtweise, die uns tatsächlich helfen könnte. Nämlich einer gläubigen Sicht der Hoffnung!

In der Bibel ist diese Sichtweise überliefert und sie wird Apokalyptik genannt. Wir haben heute in den Lesungen gleich zwei solche apokalyptischen Texte gehört. Apokalyptik meint, dem Wort Sinn nach „Enthüllung“. Diese Schriften offenbaren, was vorher verborgen war. Es geht um Geheimnisse, die erst am Ende der Zeit für alle sichtbar werden, die aber jetzt schon von Bedeutung sind, trotz der immer schwieriger werdenden Situation, in der das Heil sich scheinbar weiter entfernt.

a/ Die erste Lesung ist aus dem Buch Daniel. Das Daniel-Buch wurde in der Zeit der Verfolgung der Juden durch den syrischen Herrscher Antiochos Epiphanes im zweiten Jahrhundert v. Chr. geschrieben. Es behauptet: Das, was die Leser bzw. Hörer im Moment erleben und in noch viel schlimmeren Ausmaß zu erwarten haben, ist nur die eine Seite. Es ist das, was auf der Bühne vor dem Vorhang geschieht: eine Zeit der Not, wie noch keine war. 

Auf der anderen Seite der Bühne jedoch geschieht etwas, das erst später offensichtlich wird: die Rettung des Volkes. Und zwar von jedem, der jetzt schon im „Buch des Lebens“ verzeichnet ist. Mit dieser Rettung geschieht auch Gerechtigkeit, denn es gibt eine Auferstehung von Toten. Gott wird Leben schaffen, wo es im irdischen Sinn keine Gerechtigkeit gab. Das Kriterium ist die Verständigkeit und die Suche nach Gerechtigkeit, jetzt und hier!

Die Pointe ist also: es gibt eine Heilsgeschichte, in die hinein wir verwoben sind; und zwar nicht nur zurück in die Vergangenheit, sondern auch voraus in die Zukunft.

b/ Ebenso gehört das Evangelium zu dieser Form von apokalyptischen Texten, denn es nutzt die Unterscheidung von dem, was man auf der Bühne vor dem Vorhang sieht und was dahinter geschieht. Vorne ist es finster: „In jenen Tagen wird die Sonne verfinstert werden, und der Mond wird nicht mehr scheinen.“ Doch verheißen wird das Licht, das die Wolken durchbricht; und eine weltweite Sammlung der Auserwählten geschieht durch die Engel.

Schon jetzt gibt es Anzeichen dieses neuen Lebens und deshalb braucht es das entsprechende Verhalten von uns. Jesus macht es durch das Gleichnis mit dem Feigenbaum deutlich: Die Zweige und die Blätter am Feigenbaum deuten auf etwas hin, dass man noch nicht sehen kann, und was doch schon verborgen da ist, das Leben in diesem Baum! 

Wie schwer fällt es uns bei all den Kriegen der Dunkelheit und der Gewalt in dieser Welt, diese Zeichen zu sehen und zu erkennen und zu deuten. Doch im Glauben wissen wir, weil wir selbst Teil einer Heilsgeschichte sind, dass nicht nur die Vergangenheit von Gott hier geheilt wird, weil Gott das Leben von Anfang an gewollt hat, sondern dass Gott auch auf Zukunft hin Leben schafft, weil er eben die Auserwählten sammeln und retten wird.

Das bedeutet nicht, dass es die Klimakatastrophe nicht gibt oder dass sie keine Bedeutung für uns hat. Es bedeutet auch nicht, dass uns die Kriege nicht betreffen und wir uns nicht für Frieden einsetzen sollen. Aber es bedeutet, dass Klimakatastrophe und Krieg nicht alles ist, was unser Leben bestimmt.

Jedes Mal, wenn wir her Eucharistie feiern, geschieht diese Offenbarung einer anderen Wirklichkeit. Brot und Wein der Liebe und Hingabe Jesu sind Zeichen dieses neuen Lebens, das in dieser Welt schon verborgen gegenwärtig ist. Wir brauchen keine Angst mehr zu haben! 

Mit Jesus Christus wird der Vorhang im Tempel zerrissen. Wir sehen auf eine neue Weise, dass wir Teil einer großen Geschichte sind, mit Christus und mit anderen verbunden. Die Zeiten kennen wir nicht genau, aber die Zeichen erkennen wir deutlich und wir erwarten, dass es einen Sinn gibt für unser Leben und für das der anderen Menschen. Amen.


Donnerstag, 7. November 2024

Mit dem ganzen Herzen



Predigt B31 Manresa 2024 (Les: Dtn 6, 2-6; Hebr 7,23-28; Mk 12,28b-34)

Es gibt nach meiner Erfahrung drei Missverständnisse, die häufig den lebendigen Glauben und die erfüllende christliche Beziehung zu Gott und der Welt verhindern.

1/ Der Glaube wird als eine Reihe von Glaubenssätzen angesehen, als Regeln und Dogmen, die man als Christ zu akzeptieren hat, auch wenn man sie nicht versteht. Es ist die Vorstellung, dass der Glaube gegen das Wissen steht bzw. nichts mit der Vernunft bzw. mit dem Denken zu tun hat. „Man muss in der Kirche den Verstand an der Garderobe abgeben“ – so befürchten manche oder leben es so.

2/ Der Glaube wird als ein reiner Kult angesehen, als eine Form von einem religiösem „Extra“ am Sonntag, das mit meinem Leben in Beruf und Alltag im Grunde nichts zu tun hat. Vielleicht betrifft der Glaube noch die eigene Ernährung oder Sexualität, aber in meiner Tagesgestaltung oder in meinem Verhalten gegenüber anderen ist Religion doch Privatsache – so sagen manche oder leben es so.

3/ Der Glauben wird als ein Gefühl angesehen, als das ein Wohlfühlfaktor im Leben, als eine Form von innerem Empfinden; und wenn ich keine besondere Erleuchtung habe, dann glaube ich nicht richtig – so denken manche oder leben es so.

Die Botschaft, die Jesus uns heute im Evangelium wieder in Erinnerung ruft: Gott ist einer! Und der Mensch ist einer! Der Menschen ist Leib und Seele, Denken und Fühlen. Ganzheitliches Denken ist nicht eine Erfindung von new age, sondern sehr biblisch! Der Mensch lebt vielleicht in unterschiedlichen Zusammenhängen, aber er lebt nicht zerstückelt, atomisiert in unterschiedliche Lebenswelten, sondern am Ende hat das ganze einen Sinn und eine Richtung – oder nicht.

Und deshalb ist Religion nicht eine feine, aber überflüssige Zutat zum Leben, das Sahnehäubchen der Wohlfühl-Oase, sondern entweder ist der Glaube etwas, das meinen Sonntag und meinen Alltag bestimmt – oder er ist am Ende hohl.

*

Heute erzählen uns die Lesungen vom ersten aller Gebote, dem wichtigsten für unser Leben mit Gott und den Menschen. Und vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass wir es dreimal gehört haben, jedes Mal auf eine andere Art und Weise, mit einer etwas anderen Formulierung.

In der ersten Lesung (Buch Dtn 6,4-5): „Höre, Israel! Der HERR, unser Gott, der HERR ist einzig (einer!). Darum sollst du den HERRN, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.“

Im Evangelium (Mk 12,29-30) aus dem Mund Jesu: „Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit deinem ganzen Denken und mit deiner ganzen Kraft.“ - Jesus variiert etwas. Er fügt das Denken hinzu, das mit dem Verstand durchdringen, eigentlich das Nachdenken. Die Exegeten verweisen dabei auf den Zusammenhang mit der Frage nach dem Gesetz bzw. den Geboten. Diese Formulierung könnte sich [weil sie sich so ähnlich schon in der Geschichte um König Joschija (2Kön 23, 25) findet, der das ganze Gesetz zu halten geboten hat] auf das Nachdenken über das Gesetz beziehen.

Und schließlich im Evangelium im Mund des Schriftgelehrten (Mk 12, 32-33): „Gott allein ist der Herr und es gibt keinen anderen außer ihm und ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer.“ Dort ist der opferkritische Aspekt hinzugefügt.

Im Wesentlichen jedoch wiederholen alle drei Texte den einen Gedanken über das wichtigste Gebot der Gottesliebe und der Nächstenliebe: Dass die Liebe geschieht mit dem Herzen, mit der Seele, mit dem Denken und Handeln.

Ich merke mir das angedeutet in den vier „Ebenen“ des Menschen. Die Seele sitzt nach hebräischer Vorstellung in der Kehle, dort wo wir den Atem empfangen, wo wir verletzlich sind, wo wir mit unserer Stimme antworten: Herz – Kehle – Kopf - Hände

Gerade hat Papst Franziskus eine neue Enzyklika veröffentlicht „über die menschliche und göttliche Liebe des Herzens Jesu Christi“, in der er im ersten Kapitel zunächst einmal die Frage stellt: Was meinen wir, wenn wir vom Herzen sprechen. Denn es ist ja nicht allein das medizinische Organ, um das es hier im Glauben geht. Es geht um das seelische und geistige Zentrum der Person, wo Denken und Fühlen zusammenkommen.

Er schreibt (DN 2): „Um die Liebe Christi auszudrücken wird oft das Symbol des Herzens verwendet. Manche fragen sich, ob es heute noch eine gültige Bedeutung besitzt. Aber wenn wir versucht sind, uns an der Oberfläche zu bewegen, in Hektik zu leben, ohne letztendlich zu wissen, wozu, wenn wir Gefahr laufen, zu unersättlichen Konsumenten werden, zu Sklaven eines Marktsystems, das sich nicht für den Sinn unseres Lebens interessiert, dann tut es not, die Bedeutung des Herzens wieder neu zu entdecken.“

https://www.vatican.va/content/francesco/de/encyclicals/documents/20241024-enciclica-dilexit-nos.html

Wenn jemand mich fragt, warum ich Jesuit geworden bin, dann antworte ich meist, dass es wegen der Geistlichen Übungen, der Exerzitien sei, die ich bei den Jesuiten kennen gelernt habe. Tatsächlich hat erst diese Gebetsform für mich einen Weg eröffnet, dass ich meine Gedanken und Gefühle, meine inneren Bewegungen und Vorstellungen irgendwie in einen Kontakt bringen konnte.

Ich habe einerseits viel nachgedacht, Physik, Philosophie und Theologie studiert, habe andererseits Meditation geübt und so gebetet; hatte viele Wünsche und Sehnsüchte und Ideale und andererseits eine wache Wahrnehmung von der Welt und von dem, was alles nicht gut ist. Und erst in dem Moment, wo alles das in mir, in eine Beziehung kommen konnte, wo es miteinander da sein durfte und Raum bekam, nicht verdrängt wurde, aber an seinem Platz im Orchester mitspielen durfte, da konnte ich wirklich Entscheidungen treffen.

Sie kennen wahrscheinlich den Pixar-Film „Alles steht Kopf!“ (engl. inside out), wo von einem Mädchen erzählt wird, das mit seiner Familie umzieht – und dann im Film das gezeigt wird, was innen geschieht – im Herzen, in der Seele, im Denken und in all ihrer Kraft. Wie da die verschiedenen Gefühle und Grunderfahrungen, wie Ressourcen und Stimmungen, wie Gedanken und Ideale und alles das miteinander streiten – und wer dann in welchen Situationen bestimmt. Ein wunderbarer Film.

Gott ist einer! Und der Mensch ist einer! Und am Ende werden wir auf die Liebe mehr antworten können, wenn wir das Herz als den Ort unserer Mitte wiederentdecken – weil wir geliebt sind. Daran mag uns das Herz Jesu erinnern, als das Symbol und Zeichen der unwiderruflich für den Menschen entschiedenen Liebe Gottes zu uns Menschen, die uns im Leben und Sterben und in der Auferstehung Christi begegnet ist. Das feiern wir, wenn wir Eucharistie feiern. Amen.

Montag, 30. September 2024

Skandale

Predigt 26 So im Jahreskreis B – Manresa, 29.9.2024

Les: Num 11,25-29; Jak 5,1-6; Mk 9,38-49

"Hör auf deine Hände und sie werden Dich glücklich machen." – so lese ich auf einem Plakat eines bekannten Baumarkts. Im Evangelium lese ich das Gegenteil: "Wenn deine Hand dir Ärgernis gibt, dann hau sie ab!" (Mk 9) Was ist denn nun richtig?

Es ist ein merkwürdiger Evangeliums-Text, den wir gerade gehört haben, indem verschiedene Lehraussagen Jesu aneinandergereiht wurden. Doch ergibt sich nicht gerade in dieser Zusammenstellung durch Markus ein neuer Sinn für uns? Es sind drei Abschnitte, drei Zurechtweisungen, und sie haben alle mit einer Haltung zu tun, die im Glauben wesentlich ist.

1/ Der erste Abschnitt handelt von der Begegnung der Jünger mit einem Wundertäter, der nicht zur Gruppe von Jesus und seinen Jüngern gehört, aber im Namen Jesu Dämonen austreibt - und dies offenbar erfolgreich. Die Jünger halten das für „spirituelle Aneignung“ und versuchen, ihn daran zu hindern. Doch Jesus weist sie zurecht: „Hindert ihn nicht!“. Der Meister ist tolerant und gechillt. Schon allein aus Nützlichkeitserwägungen versucht er, sie zu bremsen. Jeder soll nach seiner Fasson glücklich werden! Ein ganz moderner Jesus, als wollte er sagen: Seid freigiebig! Lasst es zu! Übergebt es dem Wirken Gottes. Freiheit ist immer auch die Freiheit der Andersdenkenden.

2/ Der zweite Abschnitt, der zunächst ja auch einladend und tolerant beginnt, weist darauf hin, dass die im Verborgenen geübte Nächstenliebe an den Mitchristen das Entscheidende ist, konkret: dem anderen einen Becher Wasser zu geben. Doch über das Stichwort der „Bedürftigkeit“ der Kleinen wird die Rede plötzlich zu einer Warnung vor der Verführung zum Bösen. Es geht um „die Kleinen, die glauben“. Sind damit Kinder gemeint? Oder neu im Glauben stehende Menschen? Oder die Gläubigen insgesamt? Es gibt dazu unterschiedliche Interpretationen. Klar ist jedoch, wovor gewarnt wird: vor dem „Ärgernis geben“, griechisch skandalon, also eigentlich „Glaubensabfall verursachen“. Es wird davor gewarnt, einen Skandal zu verursachen, so dass andere den Glauben verlieren bzw. aus der Gemeinschaft der Glaubenden hinausgedrängt werden. Gewarnt wird vor einem unglaubwürdigen Verhalten von Christen. 

Eine Aktualisierung für heute fällt nicht schwer. Der sexuelle Missbrauch in der Kirche, die Verbrechen von Amtsträgern, die Privilegien, die Ehrsucht und das Machtgehabe: Immer, wenn das Verhalten von Christen dazu führt, dass Menschen am Glauben verzweifeln und aus der Kirche austreten, handelt es sich theologisch gesprochen um einen Skandal. Wer so etwas verursacht, „für den wäre es besser“, so heißt es, „wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde“. Diese Todesstrafe war bei den Juden nicht üblich, aber ich glaube, jeder kann sich vorstellen, was damit gemeint ist.

3/ Und schließlich der dritte Abschnitt: eine Warnung vor der Verführung zum Bösen durch sich selbst. Hier geht es nicht um andere, die Ärgernis geben oder Skandal beziehungsweise Glaubensabfall verursachen, sondern da geht es um mein eigenes Verhalten, das dazu führen kann, dass ich den Glauben an die Güte und die Allmacht Gottes verliere. Haben Sie diesen Gedanken schon einmal gehabt? Markus gibt drei konkrete Beispiele

a/ Wenn deine Hand dir Ärgernis gibt. Die Hand steht symbolisch für das Handeln der Menschen. Wenn ich stehle, wenn ich schlage, wenn ich anderen den Hals umdrehe und ihnen die Luft zum Atmen nehme, immer dann wird dieses Handeln, das nicht nach Gottes Willen ist, dazu führen, dass mein Glaube rebelliert. Soll ich dann lieber den Glauben verlieren oder lieber das Handeln radikal ändern?

b/ Wenn dir dein Fuß Ärgernis gibt. Der Fuß steht das für das Verhalten der Menschen. Wenn ich andere trete oder wenn ich den Konflikten meines Lebens aus dem Weg gehe, wenn ich vor Problemen weglaufe, wenn ich nicht den Weg in die Kirche finde, sondern lieber in die Kneipe gehe, immer dann, wenn mein Verhalten nicht nach Gottes Willen ist: Sollte ich dann lieber Gott aus dem Weg gehen oder einfach mal vor ihm stehen bleiben?

c/ Das dritte Beispiel ist das Auge. Das ist ein wohl zu uns heute sprechendes Bild. Auch wir sagen heute noch: „jemand hat begierige Blicke“. Wenn wir Angst haben, dass wir im Leben zu kurz kommen, dann schauen wir auf alles und jedes mit Neid und Missgunst. Wenn wir nur darauf achten, dass wir unsere Begierden und Wünsche befriedigt bekommen, dann „mästen“ wir unsere Herzen (Jak 5), statt nach Gerechtigkeit zu suchen. Und dann wird diese Haltung, dieser Blick auf die Welt, mit der Zeit auch unseren Glauben skandalisieren. Werde ich dann den Glauben aufgeben oder diese Haltung aufgeben? 

Gerade diese Haltung, die Angst um mich selbst, verhindert das Vertrauen in Gott! Kann ich loslassen und mich öffnen? Wir hören im Evangelium drastische Worte, die uns warnen sollen. Letztlich geht es um eine Einladung zum wirklichen, ernsthaften und beständigen Glauben.

Der heilige Ignatius gibt als Hinweis für das Vorbereitungsgebet in den Exerzitien den Hinweis: „von Gott unserem Herrn die Gnade erbitten dazu hin, dass alle meine Absichten, Handlungen und Beschäftigungen rein im Dienst und in der Verherrlichung Seiner Göttlichen Majestät geordnet seien.“ (EB 46). Denn er hat in seinem Leben mehr und mehr entdeckt, was wirklich „Glaube“ bedeutet: ein Vertrauen auf die Führung durch Gottes guten Geist. Und er hat erfahren, dass es Handlungen, Verhalten und Haltungen gibt, die den Glauben töten, und solche, die ihn fördern.

Es ist heute, in einem oft ungläubigen Umfeld, sicher nicht leicht, den Glauben zu leben. Der Heilige Geist möge Sie im Glauben stärken, dass Sie tolerant mit anderen umgehen, sorgsam den Glauben in der Kirche schützen und das eigene Verhalten, die eigenen Handlungen und Ihre Haltung immer wieder prüfen, ob sie der Beziehung, die Gott durch Jesus Christus mit Ihnen begonnen hat und vertieft, entspricht. Amen.


Sonntag, 22. September 2024

Gastfreundschaft



Predigt 25. Sonntag im Jahreskreis B | Hamburg 22.9.2024

Les: Weish 2,1.12.17-21; Jak 3,16-4,3; Mk 9,30-37

Vorletzte Woche war ich mit einer Pilgergruppe in Schweden: 26 Personen, eine Woche mit dem Bus, unterwegs an schönen Orten, auf den Spuren des heiligen Ansgar und der heiligen Birgitta, die für den christlichen Glauben im Norden eine besondere Bedeutung haben. Es waren intensive und gesegnete Tage mit vielen Begegnungen mit den Ordensgemeinschaften bzw. mit den Gemeinden vor Ort. Denn das Ziel der Reise war es, nicht nur historische Sehenswürdigkeiten zu erkunden, sondern auch das Leben der katholischen Kirche in Schweden heute kennen zu lernen. So haben wir unterwegs immer wieder Menschen getroffen, die uns von ihrem Glauben, ihren Fragen, Sorgen und Nöten und vor allem von ihrer Hoffnung berichtet haben: In Lund trafen wir einen GCL-er und eine Dominikanerin, in Vadstena eine Birgittin, in Stockholm und in Uppsala die Jesuiten, in Södertälje einen chaldäischen Bischof und in Linköping einen schwedischen Diakon mit seiner Frau. 

Zwei Dinge sind uns bei der ganzen Reise immer wieder besonders aufgefallen:

1/ Es ist eine kleine Kirche. Offiziell sind 1,8 % der Schweden Mitglied der katholischen Kirche, d.h. es gibt in ganz Schweden weniger Katholiken als in der Stadt Hamburg. Nach der Reformation war es dort verboten, katholisch zu sein. Das öffentliche Bekenntnis wurde bestraft, bis hin zur Todesstrafe. Im 19. Jahrhundert gab es offiziell eine erste katholische Gemeinde, erst seit 1951 gibt es in Schweden Religionsfreiheit. Seit 2001 gibt es keine Staatskirche mehr, d.h. die Schweden sind seitdem nicht mehr automatisch Mitglied der lutherischen schwedischen Kirche. So bedeutet Religionsfreiheit bis heute für die meisten Menschen in Schweden, die Freiheit von der Religion, d.h. man muss nicht unbedingt gläubig sein. Nur wenige sehen die positive Seite der Religionsfreiheit für die Religion, nämlich die Möglichkeit die eigene Religion frei leben zu dürfen.

Die Kirche lebt vom Engagement und von der Hoffnung der Menschen. Es gibt außer den Priestern und Ordensleuten quasi keine Hauptamtlichen. Die finanzielle Unterstützung durch die deutsche Kirche und insbesondere das Bonifatiuswerk wurde uns gegenüber immer wieder hervorgehoben. In der schwedischen Gesellschaft wird die katholische Kirche kaum wahrgenommen, sie ist eher arm und wirkt fremd und exotisch. Gleichzeitig bietet sie für jene, die suchen, ein anspruchsvolles und gutes Angebot, die Gemeinden wachsen, es gibt insbesondere aus der Schicht der schwedischen Intellektuellen viele Konvertiten. Sogar einige evangelische Ordensgemeinschaften sind übergetreten. Das birgt viele Fragen und Herausforderungen, macht zugleich aber deutlich, wie sehr die katholische Tradition geschätzt wird, selbst wenn die Kirche klein und oft sehr fragil ist.

2/ Wir haben zweites eine große Gastfreundschaft erlebt. Wir wurden von Menschen aus den Gemeinden und Gemeinschaften erwartet und empfangen. Türen haben sich geöffnet, und jedes Mal gab es Kaffee und Zimtschnecken und eine schlichte Herzlichkeit. Viel beeindruckender jedoch finde ich die Gastfreundschaft gegenüber den Migranten. Schweden hat eine große Zahl von Irakern aufgenommen, später auch Syrer und Afghanen. Und von den Irakern sind viele chalädisch-katholische Christen. Sie feiern ihre Gottesdienste in den römisch-katholischen Gemeinden. Auch da gibt es manchmal Spannungen, aber insgesamt ist das bewundernswert, welche Gastfreundschaft die Schweden insgesamt und besonders die katholischen Gemeinden leben.

Warum erzähle ich Ihnen das? Weil es wesentlich mit dem heutigen Evangelium nach Markus zu tun hat. Dort geht es um zwei entscheidende Haltungen, die den Jüngern Jesu in der Nachfolge vorgestellt werden: Demut und Gastfreundschaft.

Jesus möchte seinen Jüngern unterwegs etwas mitgeben, nicht einfach nur eine Info mitteilen, was in den nächsten Wochen geschehen wird, sondern er möchte sie unterweisen, er möchte sie seine Sicht der Dinge lehren. Sie verstehen es leider nicht, trauen sich aber auch nicht, ihn zu fragen. 

Und das genau ist das Problem: sie sind nicht bereit zu fragen oder zu bitten. Sie meinen, sie könnten alles allein. Sie denken, sie sind die Größten. Sie sind mächtig. Sie sind wichtig. Und genau das ist nicht der Weg Jesu! Sondern den Jüngern ist ein Schatz „in zerbrechlichen Gefäßen“ (2Kor 4) anvertraut. Jüngerinnen und Jünger Jesu wagen zu fragen und zu bitten, Gott und den Nächsten, denn sie sind sich ihrer Verletzlichkeit bewusst. Nicht die Größe ist entscheidend, sondern die Demut, d.h. der Mut zu dienen und seine eigene Bedürftigkeit nicht zu verbergen: so wie ein Kind. Klein sein dürfen, d.h. nicht sich klein machen oder sich minderwertig fühlen, sondern die eigene Verletzlichkeit annehmen und nicht auf Macht und Stärke und Größe zu setzen, sondern auf Liebe und Wahrhaftigkeit.

Und die andere Haltung, die für Jesus entscheidend ist: die Gastfreundschaft! “Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf.“ (Mk 9,37) Gastfreundschaft um Jesu willen: weil deine Freunde, Jesus, auch meine Freunde sind!

Gastfreundschaft ist mühsam: sich bereithalten, etwas vorbereiten und einkaufen, Zeit und Raum öffnen, auf anderes verzichten. Aber sie ist in besonderer Weise bereichernd, weil sie Begegnung ermöglicht, die nicht von Gewinn und Nützlichkeit bestimmt ist, und weil sie einen Vorgeschmack gibt auf das himmlische Fest, bei dem wir alle Gäste des Ewigen sein werden.

Demut und Gastfreundschaft, das sind zwei Haltungen für Jüngerinnen und Jünger Jesu, die auch oder vielleicht gerade in einer säkularisierten Gesellschaft angebracht sind, in der die Polarisierungen zunehmen: Ob mit Zimtschnecken oder ohne!


Montag, 2. September 2024

Vertrauen

Bild: https://www.ersilias.com/benjamin-gonzalez-buelta/


Statt einer Predigt am Sonntag, 1.9.24 - 22. Sonntag im Jahreskreis B

Les: Dtn 4, 1–2.6–8; Jak 1, 17–18.21b–22.27; Mk 7, 1–8.14–15.21–23


Vertrauen auf den Herrn (Ps 40,5)


Wer seine Sicherheit darauf setzt,

die Gesetze zu erfüllen, 

hat sich selbst einem Meister hingegeben,

kalt und unpersönlich, 

der unsere Komplexität straft 

wie ein Messerstich.


Wer seinen Wert darauf setzt, 

von anderen Anerkennung zu finden,

hat sich selbst den vielen Meistern hingegeben, 

die nicht zu ihm gehören, 

die ihn loben oder ihn verdammen, 

nach Lust und Laune.


Wer sein Selbstwertgefühl darauf setzt,

die eigenen Ziele zu erreichen, die er sich gibt, 

vertraut sich den dunklen Kräften an, 

die uns bewegen, aus unseren eigenen Schatten heraus.


Wer sein Vertrauen auf den Herrn setzt, 

der hat sich dem persönlichen Geheimnis hingegeben, 

das uns annimmt in unserer oft so mehrdeutigen Komplexität,

das uns wertschätzt mit einer Liebe, die immun ist gegen Enttäuschungen, 

das uns befreit von unserem dunklen Selbst,

indem es uns anbietet, kreativ seinen Plan für uns zu entwerfen,

und das eint, was durch Begrenzungen kaputt ist,

in die Gemeinschaft 

seiner unendlichen Umarmung.


(Benjamín González Buelta SJ, Confianza en el Señor; Übersetzung: Christian Modemann SJ)

Montag, 19. August 2024

Quelle des Lebens

Bild: Arseny Togulev auf unsplash

Predigt 20. Sonntag im Jahreskreis B | Hamburg

Les: Spr 9,1-6; Eph 5,15-20; Joh 6,51-58 - Exerzitien

Vergangene Woche war ich mit einer Gruppe von Menschen in Exerzitien. Es waren schöne und intensive Tage. Mit Dankbarkeit möchte ich Ihnen heute etwas davon erzählen, denn ich nehme an, dass es den einen oder die andere interessiert, was überhaupt Exerzitien sind und worum es dabei geht. Und wie nebenbei erschließen sich vielleicht die Lesungstexte des heutigen Sonntags etwas mehr.

Schon allein der Name klingt schwierig und kompliziert: „Ignatianische Exerzitien“. Wir sind schon länger auf der Suche nach einem neuen Namen für dieses Angebot der Gottsuche, für die Weise des Betens in der Tradition des Ignatius von Loyola, aber wir haben bisher noch nichts Passendes gefunden. Die Engländer sagen „retreat“ und betonen die Auszeit in einer geschützten Umgebung. Es sind Besinnungstage in einer speziellen Weise, nämlich der eigenen Übung und des Ausprobierens.

Wie joggen, Rad fahren oder schwimmen körperliche Übungen sind, so gibt es auch verschiedene Arten, die Seele achtsamer zu lassen und die inneren Dinge zu ordnen. Dabei hilft das Gebet, das Schweigen, die Ausrichtung auf Gott, einzelne Impulse und Anleitungen. Kurz: es ist wie beim Sport. Man muss es ausprobieren, um zu sehen, was hilft, was für mich passt, und wie es wirkt. Und das eben nicht nur einmal, sondern wiederholt. Nur dann merkt man die Wirkung.

Für viele ist dabei das durchgängige Schweigen zunächst die größte Herausforderung. Den ganzen Tag nicht reden?! Das Schweigen ist eine Reduktion, die vieles andere erst ermöglicht: Die vielen Geräusche um mich herum und in mir wahrzunehmen, die Gedanken, Gefühle und Träume zu ordnen, bei sich selbst bleiben zu können und sich nicht mit den Problemen von anderen zu beschäftigen. Es geht darum, in die Konzentration und in die Kraft zu finden, das Vertrauen einzuüben.

Man kann Exerzitien in einem begrenzten Rahmen auch im Alltag machen, in der gewohnten Umgebung und mit den Pflichten und Sorgen des täglichen Lebens. Eine Auszeit mit Schweigen und mit einer Tagesstruktur, die ein gemeinsames Morgenlob, eine gemeinsame Feier der Eucharistie und vier persönliche Gebetszeiten am Tag ermöglicht, ist selbstverständlich nur in einem Haus und mit der Sorge und Unterstützung von anderen möglich. 

Inhaltlich geht es darum, sich neu auf Gott auszurichten, in Gottes Licht das eigene Leben anzuschauen und in allem ihn zu suchen und zu finden. Exerzitien können dabei helfen, eine Entscheidung vorzubereiten, Übergänge zu gestalten oder sich auf einen neuen Lebensabschnitt einzustellen. Sie können aber auch einfach dazu helfen, neu den Sinn und den Geschmack des Lebens zu finden und im vielerlei der Sorgen und Nöte eine Orientierung.

Gottes Licht in das eigene Leben scheinen zu lassen, meint zunächst einmal: mit Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit wahrzunehmen, was ich geschenkt bekommen habe, was gut ist, wofür ich dankbar bin. Und es bedeutet, sich zu öffnen für das Wort Gottes, die Zuwendung durch die biblischen Texte bzw. durch Jesus selbst, der mich persönlich in meiner Lebenssituation anspricht. Je mehr ich diesem Gott vertraue, umso leichter kann ich mich innerlich loslassen und mich mit meinen Absichten, Handlungen und Betätigungen, mit meinen Gedanken und Gefühlen ihm anvertrauen. In unserem Alltag sind wir oft zu viel im Kopf, in den Gedanken. Jetzt geschieht es vielleicht, dass wir auch die Gefühle annehmen können, auf das Herz hören, den ganzen Menschen wahrnehmen.

Die Exerzitien diesmal standen unter dem Psalmwort: „Denn bei dir ist die Quelle des Lebens.“ (Ps 36). Die eigenen Ressourcen spielen im Leben eine große Rolle und darauf zu achten, sich daran zu orientieren, was ich habe und was ich gut kann, ist oft eine große Hilfe. Gleichzeitig bleibt im Glauben die Einladung, egal welche Ressourcen ich habe, immer wieder zur Quelle selbst zu gehen und daraus zu schöpfen. Die Texte des heutigen Sonntags höre ich wie eine große Einladung an sie alle, das einmal auszuprobieren.

1/ In der ersten Lesung die Einladung der Weisheit in die Stadtburg, gerade an die unerfahrenen und unwissenden, zu einem Festmahl: sich geistlich näheren zu lassen und Einsicht zu gewinnen.

2/ In der zweiten Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Ephesus, die Mahnung, das Leben klug zu führen, die Zeit zu nutzen und den Willen Gottes zu suchen. „Lasst euch vom Geist erfüllen!“ Was gibt es Schöneres, um ins Leben zu finden, als sich von Gottes Geist erfüllen zu lassen?!

3/ Und im Evangelium schließlich die Frage bzw. der Streit darüber, ob und wie Jesus das Brot des Lebens für die seinen ist, wie er sein Fleisch geben kann. „Das Wort ist Fleisch geworden“: das meint für den Evangelisten Johannes, dass Gott uns in Jesus Christus, in unserer Geschichte, d.h. ganz konkret und menschlich, in Fleisch und Blut, nahe gekommen ist. Glaube das ist nicht irgendeine Idee oder Fantasie, sondern das hat etwas mit der Geschichte hier auf der Erde zu tun, mit unserem Miteinander, mit unserem Alltag. Exerzitien wollen dabei helfen, dass das Wort Fleisch werden kann, d.h. dass mein Glaube und mein Leben zusammenfinden, dass der ganze Mensch Christ wird und nicht nur ein frommer Teil, dass der Glaube lebendig wird in der Beziehung zu Jesus.

Für den Evangelisten Johannes ist klar, dass dieses auf besondere, sakramentale Weise in der Eucharistiefeier am Sonntag geschieht, wenn wir seinen Leib und sein Blut empfangen. Aber er sagt das eben nicht explizit, weil es um eine geistliche Deutung geht, um einen lebendigen Glauben an seine Gegenwart, nicht um einen magischen Glauben. Exerzitien können dazu helfen, Glauben und Leben miteinander zu verbinden. Davon konnte ich mich letzte Woche einmal mehr überzeugen lassen.

Pater Görtz hat mit dem Gemeindeteam eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, um im nächsten Jahr „Exerzitien in der Stadt“ anzubieten, d.h. hier vor Ort in Hamburg und ohne große Häuser, aber doch mit der Motivation, eine persönliche Suche durch Übungen und Gebet anzuleiten. Bitten wir den Herrn, dass diese Initiative Frucht bringen möge und dass Menschen, den Mut finden im Gebet und in den Übungen den Herrn zu suchen und zu finden. 

„Geistliche Übungen anzubieten bedeutet, zu einer Gotteserfahrung einzuladen, zu einer Erfahrung seiner Liebe und seiner Schönheit. Wer die Exerzitien authentisch erlebt, erfährt die Anziehungskraft, die Faszination Gottes und kehrt erneuert, verwandelt in das Alltagsleben, in seinen Dienst, in die alltäglichen Beziehungen zurück und bringt den Wohlgeruch Christi mit. Die Menschen unserer Zeit brauchen die Begegnung mit Gott und eine Kenntnis nicht nur vom Hörensagen.“ (Papst Franziskus, 3.3.2014)


Montag, 12. August 2024

So I'm here today because God kept me

Predigt Neunzehnter Sonntag im Jahreskreis B 2024 | Hamburg

Les: 1 Kön 19,4-8; Eph 4,30-5,2; Joh 6,41-51

Yemisi Ogunleye, 2024

Die Goldmedaillengewinnerin im Kugelstoßen, Yemisi Ogunleye gab auf der Pressekonferenz nach ihrem Olympiasieg am Samstagabend eine Kostprobe ihrer Gesangsfähigkeiten. Der Song heißt "I almost let go". "Ich hätte beinahe hingeschmissen." Sie habe diesen Song gesungen, nachdem sie beim ersten Versuch gestürzt war. Das habe ihr Kraft gegeben, erklärte die 25-Jährige. Ogunleye hat glücklicherweise nicht aufgegeben, weder nach dem Sturz im Finale, noch nach zwei Kreuzbandrissen als Nachwuchstalent. Der Kehrvers lautet: „So I'm here today because God kept me. I'm alive today only because of His grace. Oh, He kept me, God kept me. He kept me, God kept me.“

Im heutigen Evangelium, einem Abschnitt aus der so genannten Brot-Rede in der Synagoge von Kafarnaum, in der sich Jesus vor seinem Volk offenbart, in der er zum ersten Mal öffentlich nach dem Zeichen der Brotvermehrung und dem Seewandel, seine Botschaft und seine Sendung darlegt, spricht Jesus von seiner Sendung vom Vater. Er sagt, dass seine Liebe lebensnotwendig ist für die Menschen, wie das Brot vom Himmel in der Wüste, das die Israeliten gegessen haben. Denn er schenkt das wahre, das ewige Leben: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot ist, wird in Ewigkeit leben.“ (Joh 6,51)

Aber wie kommen die Menschen dazu, an ihn zu glauben? Warum wollen Menschen dieses Brot empfangen? Warum wollen sie seine Botschaft hören? Warum bekehren sich Menschen? Was ist ihre Motivation, an Jesus zu glauben und ihm nachzufolgen? Ist es die Suche nach Wahrheit? Oder der Wunsch nach Leben? Hat es mit einer Hoffnung zu tun, oder eher mit Liebe? Geht es darum, die christlichen Werte zu leben oder zu einer Gemeinschaft zu gehören?

In der Brot-Rede gibt Jesus einen Hinweis darauf, dass für ihn der Glaube alles andere als selbstverständlich ist: „Niemand wird zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht.“ (Joh 6,41) 

Der Glaube, das wird in diesen Texten angedeutet, ist nicht in erster Linie eine freie Entscheidung des Menschen, sondern die Initiative geht von Gott aus, der zieht. Ist das unfair? Es ist jedenfalls eine Spannung in dem Text, auf die ich Sie hinweisen möchte. 

Das alte Wort dafür ist Gnade. Der Glaube als ein unverfügbares Geschenk. Schon die Vorbereitung des Menschen auf den Empfang der Gnade ist ein Werk der Gnade (KKK 2001) Der heilige Augustinus sagt: „Gott beginnt, in dem er bewirkt, dass wir wollen. Er vollendet, indem er mit unserem schon bekehrten Wollen mitwirkt.“

Wir sind fähig und frei, eine Antwort, auf das Handeln Gottes zu geben. Wir können ihn erkennen, unser Herz und unser Leben für ihn öffnen, das Leben empfangen, dass er in Jesus Christus schenkt. Er selbst hat die Sehnsucht nach dem wahren und guten Leben in uns hinein gelegt, und er bewirkt bzw. ermöglicht durch seine Gnade, dass wir auf ihn hören können: vor aller Leistungen trotz aller Schuld. Der Glaube ist also das Zuvorkommen Gottes und unsere freie Antwort darauf.

Wenn unser Glaube ein Geschenk ist, dass liegt es letztlich nicht in unserer Hand, ob andere Menschen glauben. Wie die heilige Bernadette Soubirous nach ihrer Vision in Lourdes dem zuständigen Bischof von Tarbes sagte: „Ich bin damit beauftragt worden, es Ihnen zu sagen, nicht, Sie davon zu überzeugen (bzw. wörtlich „de vous faire croire“: ihnen den Glauben daran zu vermitteln)!“

Der freie Wille des Menschen gehört dazu. Der Akt des Glaubens ist eine bewusste Entscheidung und damit abhängig von der menschlichen Mitwirkung, wie etwa einer richtigen und vernünftigen Unterweisung. Auch eine Reform der Kirche, die Beseitigung von Missständen und sündigen Gewohnheiten, die falsche Ansichten aufkommen lassen, kann dazu helfen, aber sie wird nicht automatisch gedankenlose Christen in „geistliche“ Katholiken verwandeln. Der Kern bzw. das Lebendige der Kirche ist die unergründlichen Beziehung zwischen Gott und seinen Erwählten.

Was bedeutet das nun für uns? Drei Punkte

1/ Wenn wir einen lebendigen Glauben in uns haben, wenn wir zu Gott beten können und in Jesus Christus einen Sinn und eine Orientierung für unser Leben sehen, dann dürfen wir Gott jeden Tag und aus ganzem Herzen danken, dass er uns dieses „Lebensmittel“ geschenkt hat. Das ist alles andere als selbstverständlich!

2/ Wenn wir uns manchmal geistlich ausgetrocknet fühlen, wie abgeschnitten von der Liebe Gottes, dann können wir mit unserer Sehnsucht nach Glaube, Liebe, Hoffnung versuchen, mehr auf Gott zu hören, uns zu ihm zu bekehren, seine Wahrheit zu sehen. Und darum beten, dass er uns anrühre wie Elija in der Wüste, dass in uns die Gnade der Berufung erneuere. „Machen“ können wir’s nicht, aber achtsam sein darauf und zustimmen, unsere Antwort geben, aus freiem Willen und mit den notwendigen Konsequenzen: aufzustehen und weiterzugehen!

3/ Schließlich sollten nie über einen anderen Menschen urteilen, nicht mal über uns selbst, ob wir das Geschenk des Glaubens endgültig empfangen haben oder nicht. Ob Sie oder Sie oder Sie oder ich in Gottes Gnade stehen oder nicht. Die Gnade ist übernatürlich, sie entzieht sich unsere Erfahrung, sie ist nicht allein in Gefühlen oder in Werten zu fassen. „An den Früchten wird man sie erkennen.“, sagt Jesus: an unserem Lebensstil. Das Verhalten eines Menschen können wir beurteilen, wie sehr er von Gott geliebt ist, ist das sein Geheimnis bzw. das Geheimnis Gottes, der diesem konkreten Menschen jetzt und hier das Leben schenkt, das Leben hier auf Erden und das ewige Leben. Amen.



Dienstag, 9. Juli 2024

Scheitern



Predigt Vierzehnter Sonntag im Jahreskreis B | Hamburg 

Les: Ez 1,28b-2,5; 2Kor 12,7-10; Mk 6,1b-6 

Wer sich heutzutage für die Nachfolge Christi entscheidet, wer sich der eigenen Berufung und Erwählung bewusst wird, der wird den Glauben im Hier und Jetzt zu leben versuchen. Das bedeutet: die eigene Komfortzone verlassen, sich einsetzen für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, das Gebet praktizieren, die Schrift lesen, in Gemeinschaft den Glauben bekennen.

Das alles ist in unserer Kultur und Gesellschaft keineswegs selbstverständlich. Es ist damit zu rechnen, dass es Widerstand gibt. Es wird Menschen geben, die das nicht gut finden, und es wird Kräfte geben, die das zu verhindern versuchen. So kann es sein, dass ich bei allem guten Willen und allem durchdachten Engagement persönlich scheitere, selbst wenn ich mich im Glauben bemühe.

Wenn es im zweiten Petrusbrief heißt: „Deshalb, Schwestern und Brüder, bemüht euch noch mehr darum, dass eure Berufung und Erwählung Bestand hat! Wenn ihr das tut, so werdet ihr niemals scheitern!“ (2Petr 1,10) - so ist das eine Ermutigung und eine Ermahnung zugleich, die darauf baut, dass der Glaube ein Geschenk ist, dass er etwas Großes und Kostbares ist und dass es nicht in der eigenen Macht steht, über den Glauben zu verfügen.

Das Scheitern im Glauben suche ich nicht, aber ich weiche ihm auch nicht aus. Das Scheitern gehört vielleicht dazu. Es mag vielleicht in Gottes Willen und in seiner Berufung für mich liegen. Ich weiß es nicht. 

Die Spannung zwischen Kämpfen und Scheitern gibt es bereits im Leben Jesu. Wir hören von Widerstand und Unverständnis. Und am Ende ist Jesus, jedenfalls mit irdischen Augen gesehen, gescheitert. Er wird ungerecht verurteilt und verspottet, seine Jünger verlassen beziehungsweise verleugnen ihn.

Ignatius ermutigt dazu, Gott zu suchen und zu finden in allen Lebenssituation: in Gesundheit und Krankheit, in Reichtum und Armut, in Ehre und den Schmach, in einem langen Leben und in einem kurzen. Damit verschiebt sich die Frage nach der Bedeutung von Erfolg und Scheitern. Der Erfolg ist nicht mehr zentral, sondern es geht in erster Linie darum, mit Gott in allem verbunden zu bleiben. Wer am Ende scheinbar nichts vorzuweisen hat, muss trotzdem nicht fern sein vom Reich Gottes. Wesentlich ist die Bereitschaft und die Fähigkeit zu lieben, in allem.

Die Texte des heutigen Sonntags reden vom Scheitern. Der Prophet Ezechiel, der bei der Eroberung Jerusalem mit der Oberschicht nach Babylonien deportiert wurde, wird vom Herrn berufen, zu den Söhnen (und Töchtern) Israels zu gehen, die vom Herrn abtrünnig wurden, bzw. zu den abtrünnigen Völkern: Menschen „mit trotzigen Gesicht und hartem Herzen“. Zu solchen Menschen zu reden, dazu bedarf es einer enormen Standfestigkeit. Aber sie werden letztlich nicht auf den Propheten hören! Denn sie sind „ein Haus der Widerspenstigkeit“. Der Prophet wird mit seiner Botschaft scheitern. Das ist im Grunde am Anfang des Buches schon klar. Und trotzdem wird er gesandt!

Paulus berichtet im zweiten Brief an die Korinther von seiner Krankheit, dem „Stachel“ in seinem Fleisch. Ob es tatsächlich eine Epilepsie war, die ihn viel Kraft gekostet hat, oder eine andere böse Krankheit, ist letztlich egal. Er akzeptiert sie, weil er die Kraft Christi erkennt, die ihm in aller Schwachheit hilft. Er akzeptiert die Ohnmacht, die Misshandlung und die Nöte, die Verfolgung und Ängste, das Scheitern, dass er für Christus erträgt. Er sucht es nicht, aber er lässt es zu. Er weiß, dass es ihn nicht von der Liebe Christi trennt. Er weiß, dass sogar die Gnade Christi in diesem Moment für ihn deutlicher wird. So formuliert er, auf paradoxe Weise: „Denn wenn ich schwach bin, bin ich stark.“

Und schließlich Jesus Christus selbst. Er kann in seiner Heimatstadt, in Nazareth, am Sabbat in der Synagoge zwar lehren, und die Menschen staunen darüber, aber er kann dort bis auf einige Ausnahmen keine Machttaten tun, denn der Unglaube steht den Menschen im Weg. Die Menschen erkennen nicht, dass Jesus von Gott kommt, sondern sie reduzieren ihn auf seine leibliche Familie und auf seine Geschichte. Jesus scheitert in Nazareth. Aber interessant, dass er sich darüber nicht grämt oder mutlos wird, sondern dass er sich darüber wundert - und weiterzieht.

Kämpfen und Scheitern, das gehört offenbar im Glauben zusammen, es gehört zur Liebe, und es soll uns nicht erschrecken. Zum einen, weil wir im Glauben immer wieder neu anfangen dürfen; weil wir von Gott, Vergebung und Neubeginn geschenkt bekommen und den „Zauber des Anfangs“ immer wieder erleben dürfen: das Staunen und das Wundern. Zum anderen aber auch, weil wir im Kreuz erkennen, dass nichts uns von der Liebe Gottes trennen kann, ja sogar: dass manchmal im Scheitern noch mehr von seiner Gnade deutlich wird.

Sie, liebe N.N., sind schon lange ihren Weg im christlichen Glauben gegangen. Sie haben sich mit ganzem Herzen und mit all ihrer Kraft in der evangelischen Kirche engagiert und haben sich für andere eingesetzt. Sie haben den Glauben in der Gemeinschaft gelebt und praktiziert. Und haben doch letztendlich nicht das gefunden, was sie gesucht haben. Sie haben aber nicht aufgegeben, sie sind nicht mutlos geworden, sondern Sie sind weitergezogen. Sie haben weitergesucht und neu begonnen, in einer anderen Konfession. Die Feier heute ist das sichtbare Zeichen ihres Neubeginns.

Das Bild, das der heilige Ignatius für ein Leben in der Nachfolge Christi, mit seiner Spiritualität vom Kämpfen und Scheitern, am häufigsten verwendet, ist das Bild des Arbeiters im Weinberg des Herrn. So sieht er sich selbst am Ende seines Lebens: nicht mehr als Pilger oder Soldat, sondern als Arbeiter im Weinberg des Herrn. Er ist durch die Exerzitien zu dieser Sicht gelangt und sucht Gefährten für die Arbeit im Weinberg des Herrn, wir würden heute sagen: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Sie haben dieses Bild von den Arbeitern im Weinberg des Herrn in einem unserer Gespräche gebraucht und mir gesagt, dass sie von nun an „auf der anderen Seite im Weinberg des Herrn“ mitarbeiten. Das ist ein sehr schönes Bild.

Ich wünsche Ihnen, dass sie hier, in der katholischen Kirche, auf dieser Seite des Weinbergs, ihren Platz und ihre Aufgabe finden. Und dass Sie sich darum bemühen, dass ihre Berufung und Erwählung Bestand hat. Und dass Sie immer wieder die Freude erfahren, dass wir so einen gültigen und treuen Herrn haben, dem wir in dem einen Weinberg dienen. Und den wir lieben. Amen.

Christian Modemann SJ, nach einer Idee von Hermann Kügler SJ

https://www.jesuiten.org/news/kaempfen-scheitern-lieben-die-ignatianische-spiritualitaet



Montag, 17. Juni 2024

Womit vergleichen?


Predigt 11. Sonntag im Jahreskreis B 2024 | Hamburg

„Er redete nur in Gleichnissen zu den Leuten; seinen Jüngern aber erklärte er alles, wenn er mit ihnen allein war.“ (Mk 4,34) - Ich lese und höre diese Notiz des Evangelisten am Ende und denke: „Wie gerne wäre ich dabei gewesen, wenn Jesus mit seinen Jüngern allein war und er ihnen alles erklärte!“ Zu den vielen Leuten, zu der Menge, und heute auch zu uns, redet Jesus nur in Gleichnissen von dem, was ihm am wichtigsten ist, vom Reich Gottes. 

Auf das Reich Gottes ist seine Verkündigung und sein heilsames Wirken ausgerichtet. Das sind die ersten Worte seines öffentlichen Auftretens, nach seiner Taufe: „Erfüllt ist die Zeit, nahegekommen ist das Königtum Gottes!“ (Mk 1,14). Von diesem Reich Gottes redet er in Bildern und Gleichnissen.

Gleichnisse sind oft mehrdeutig, der Alltagsbezug ist wichtig und er ist für uns heute nicht mehr so erfahrbar wie damals. Gleichnisse erschließen sich uns oft nicht direkt. Aber vielleicht bleibt es unsere Aufgabe, als Jüngerinnen und Jünger Jesu ihn immer wieder zu bitten, wenn wir mit ihm allein sind: „Erkläre es uns!“ 

1/ sichtbar und unverfügbar

Das erste Gleichnis handelt von einem Landwirt, der Samen auf den Acker sät, der dann wächst und reift. Im Zentrum dieser Erzählung steht das Geschehen selbst, der Prozess in der Erde und auf der Erde, der wie von selbst geschieht: „und der Mann weiß nicht, wie.“ (Mk 4,27) Es geschieht erfahrbar, sichtbar, wunderbar zu bestaunen, ohne dass man alles im Einzelnen kennen und verstehen muss.

Letzte Woche war ich mit zwei Männern, die am Samstag hier im Erzbistum Hamburg zu Diakonen geweiht werden, für eine Woche der Besinnung im Kloster Nütschau. Ich begleite sie nun schon einige Monate auf ihrem Weg. Und nichts war in diesen Tagen so gegenwärtig, wie das Staunen darüber, was in der letzten Zeit gewachsen ist, was sich verändert hat, was alles geschehen ist und geschieht - und meistens, ohne dass im Einzelnen zu wissen warum und wie. Man kann nur, im Rückblick, eine Veränderung wahrnehmen. 

Deshalb ist es gut, wenn man von Zeit zu Zeit einmal anhält und zurückschaut, was ist und was war und sich erinnert. Glaubende Menschen machen diese Erfahrung, dass es zwar eine gute Umgebung, gute Menschen um einen herum, Zuwendung, Gebet und so weiter bedarf, aber das vieles im Glauben unverfügbar ist und manchmal wie von selbst (automatisch) geschieht.

2/ groß und unaufhaltsam

Das zweite Gleichnis handelt vom Senf. Senf war im Altertum eine Feldfrucht, ein Gartenkraut. Der kleine Senf-Samen brachte viele Wurzeln und eine große, bis zu 3 m hohe Senfstaude hervor. Und jeder wusste: Wenn man dieses Kraut einmal im Garten hat, bekommt man es nicht mehr weg. Es ist deshalb nicht nur der Kontrast zwischen klein und groß, der hier erwähnt wird, sondern auch der Aspekt, dass die Dynamik des Glauben untergründig und unaufhaltsam ist.

Oft kommen Menschen zu mir, die vom Glauben erzählen, der sich trotz Widerständen nicht wegdiskutieren lässt. Aus einem kleinen Anfang geschieht und wächst etwas, dass sie irgendwann nicht mehr verbergen können und möchten, wo sie Austausch und Begegnung, wo sie die Begleitung in der Kirche suchen. 

3/ Mehr als nützlich

Und das ist der dritte Aspekt, der in beiden Gleichnissen zum Vorschein kommt. Was da entsteht und wächst, ist etwas Gutes, d.h. es hat nicht nur einen Nutzen für sich selbst, sondern auch einen Nutzen für andere.

Die Ähren der Körner geben Nahrung. Der große Baum spendet Schatten, in seinen Zweigen nisten die Vögel. Es gibt wahrscheinlich für einen Semiten am Oststrand des Mittelmeer nichts Schöneres als einen Baum, der Schatten spendet und in dem die Vögel nisten können. 

Zugleich klingt eine messianische Verheißung an: Der Baum, der Früchte trägt und in dem die Vögel nisten können – davon haben wir beim Propheten Ezechiel gehört. Es heißt dort: „Alle Vögel wohnen darin, alles, was Flügel hat, wohnt im Schatten der Zweige.“ (Ez 17,23) Alle Vögel, nicht nur bestimmte. Alle Vögel, das meint Heiden und Juden. Der Frieden der Völker, der mit dem Messias und seinem Reich verheißen ist.

Mehrere Aspekte des Reiches Gottes werden in diesen beiden Gleichnissen heute deutlich. Es ist (1) sichtbar und unverfügbar, es ist (2) groß und unaufhaltsam, es ist (3) mehr als nützlich. 

Jesus spricht vom Reich Gottes in Gleichnissen, und alles deutet darauf hin, dass das, was er meint, schon jetzt für uns erfahrbar ist. 

Wir erleben gerade die EM in unserem eigenen Land, und vielfach drängt sich der Vergleich zwischen Fußball, Kult und Religion auf. In einem Interview sagte Ralf Rangnick, langjähriger Fußballtrainer: vieles sei ganz ähnlich zwischen einem Fußballspiel und einem Gottesdienst, der entscheidende Unterschied sei: die Religion verspricht den Himmel im Jenseits, der Fußball schafft die Freude schon im Diesseits: „wenn zum Beispiel Deutschland Europa-Meister wird und ich dabei bin!“

Ich glaube, Ralf Rangnick hat viel verstanden vom Fußball, aber wenig von der Botschaft vom Reich Gottes. Denn das Reich Gottes, das mit Jesus begonnen hat, ist nicht nur das Jenseits, sondern es wächst schon, es ist schon im Kommen. Und es vermag heute schon Freude zu geben, vollkommene Freude. Amen.


Montag, 27. Mai 2024

Auf das Herz hören


Predigt Dreifaltigkeitsonntag 2024 Hamburg

Les: Dtn 4, 32-34.39-40; Röm 8, 14-17; Mt 28, 16-20

Vergangene Woche war ich im Kino und habe mir den Film „Sterben“ angesehen. Auf der Berlinale erhielt der Film den Silbernen Bären für das beste Drehbuch und vor wenigen Wochen wurde das Drama von Regisseur Matthias Glasner beim Deutschen Filmpreis als bester Film ausgezeichnet worden. Insgesamt war der Film in neun Kategorien nominiert; er galt als Favorit in dem Wettbewerb. Das wollte ich mir ansehen. In dem dreistündigen Film geht es um das Leben der Familie Lunies im Landkreis Harburg. Die Mutter ist krebskrank, der Vater hat Parkinson und muss ins Pflegeheim, der Sohn ein halbwegs erfolgreicher Dirigent in Berlin in einer offenen Beziehung und die Tochter eine einsame und unglückliche Lebefrau in Hamburg.

https://www.epd-film.de/filmkritiken/sterben

Ich habe den Film nicht bis zu Ende gesehen. Ich bin nach zweieinhalb Stunden rausgegangen, denn ich habe die Grausamkeit nicht ertragen. Der Film zeigt aus den verschiedenen Perspektiven die unterschiedlichen, einsamen Menschen, die eigentlich etwas Gutes wollen und gewisse Begabungen haben, ein halbwegs bürgerliches, geordnetes Leben führen, aber mit jeder Entscheidung nur noch mehr in ihr Unglück rennen. Es ist furchtbar zu sehen, was alles schief gehen kann; und wenn man denkt, es geht nicht schlimmer oder grausamer, dann hat man sich getäuscht.

Der Film ist künstlerisch anspruchsvoll, fängt faszinierende und intensive Bilder ein, erzählt eine spannende, tragische Geschichte: die Suche nach Leben und Liebe angesichts des Verfalls; und zeigt zugleich so viel Hass und Lieblosigkeit, Erbärmlichkeit und Leere. Zwischen Krankheit und Einsamkeit, Alkoholsucht und Ehebruch, Depression und Wut, Szeneleben und Bürgerlichkeit entfaltet sich die Negativdynamik der Hoffnungslosigkeit. Das Böse hat eine eigene Faszination. Die Bilder gehen nicht mehr aus dem Kopf.

Den Schlüssel für den Film findet man meines Erachtens im kurzen Prolog. Dort spricht ein Kind, ein junges Mädchen, vielleicht sechs oder sieben Jahre, eindringlich, ernsthaft, altklug, fordernd in die Kamera: »Du musst auf dein Herz hören! Du musst in die hineinhorchen, dann weist du, was du tun sollst. Du musst auf deine Natur hören! Du musst an dein Herz glauben!« Was soll das, fragt man sich. Das Mädchen kommt im Film nicht vor. Aber hier liegt meines Erachtens der Schlüssel.

Stimmen Sie der Aussage zu? »Du musst auf dein Herz hören! Du musst in die hineinhorchen, dann weist du, was du tun sollst. Du musst auf deine Natur hören! Du musst an dein Herz glauben!«

Es ist wesentlich auf das eigene Herz zu hören! Zunächst einmal in grundsätzlicher Weise: Wir müssen auf das Gewissen hören, denn sie ist die Stimme Gottes in uns! (Augustinus)

Als ganz persönliches Urteil begleitet es den Alltag und setzt manchmal als "schlechtes Gewissen" auch übel zu. Wir glauben: Der Mensch hört im Gewissen die Stimme Gottes. Der Katechismus sagt: "Der Mensch hat das Recht, in Freiheit seinem Gewissen entsprechend zu handeln, und sich dadurch persönlich sittlich zu entscheiden." Niemand darf dazu gezwungen werden, gegen das eigene Gewissen zu handeln (KKK 1782); vgl. GS 16.

Und gleichzeitig bei vielen Entscheidungen, bei den vielen Stimmen um uns ist es nicht leicht auf die Stimme des Herzens zu hören. Außerdem ist das eigene Herz manchmal unentschieden. Und wir können uns täuschen. Deshalb ist das Herz nicht das einzige „Organ“, was uns leitet. Es braucht zugleich eine Orientierung von außen, eine grundsätzliche Ausrichtung, einen groben Rahmen für die feinen Entscheidungen. Erst durch das Zusammenspiel von beidem, den äußeren Weisungen und den inneren Weisungen kommen wir zu einer realistischen und stimmigen Lebensweise.

Wenn Sie mit einem GPS-Signal beim Navi sich auf einer unbekannten Straße navigieren lassen, dann gibt es die Signale von außen. Wissen Sie, mit wie vielen Satelliten man in Verbindung sein muss, um mit deren Signal eine gute Standortbestimmung und eine gute Ausrichtung hinzubekommen? Mindestens drei.

Wir Christen glauben, dass Gott uns diesen Rahmen, diese Weisungen zur Freiheit mit den Zehn Geboten in der Geschichte seines Volkes gegeben hat. Und dass die christlichen Ethik keine Ansammlung von aufgesetzten, fremden oder überflüssigen Gebote und Regeln darstellt, sondern einen hilfreichen Rahmen der Orientierung und Weisung bietet. Dazu kommt dann die eigene Haltung und Einübung, die persönliche Überzeugung, die wir unterwegs im Laufe unsere Lebens gewissen, die wir Moral nennen. Und schließlich eben das feine Gespür der Unterscheidung im Gewissen und im Herzen.

Das Fest, das wir heute feiern, der Dreifaltigkeitssonntag, erinnert uns daran, dass Gott einer ist in drei Personen. Der Gott vor uns, der uns als Vater mit den zehn Geboten am Sinai die Weisungen geschenkt hat, die uns in die Freiheit führen sollen. Der Gott mit uns, der sich uns in Jesus Christus als die unbedingte Liebe offenbart hat und der Gott in uns, der Heilige Geist, der uns leitet und lenkt, der in uns atmet und Leben schenkt und der uns die Weite und das Vertrauen schenkt, auf unser Herz zu hören und mit ihm gute Entscheidungen zu treffen.

Ich kann ihnen nicht empfehlen, den Film „Sterben“ anzusehen; ich finde ihn, wie gesagt, zu grausam. Was ich Ihnen aber empfehlen möchte ist der Vortrag von Johannes Hartl bei der letzten MEHR-Konferenz. Dort hat er über „Realitätsverlust“ gesprochen. Sie können den Vortrag hier finden. 

https://youtu.be/99mkXk6WWu4?si=kQmREvK-gMbeVc0d

Er spricht meines Erachtens genau das an, was ihm Film dargestellt wird, und entwickelt es aus philosophischer Perspektive vor einem christlichen Hintergrund.

Auf das eigene Herz zu hören ist wichtig; aber auf die Realität zu schauen und vor allem auf die grundlegenden Weisungen Gottes, die uns darin Orientierung geben, noch viel mehr. Amen.